Posts Tagged 'Michael Ratajczak'

Auch erwartete Niederlagen vermiesen die Laune – nur kürzer

Die Niederlage gegen den SC Freiburg ist in meinem Klassenerhaltsszenario einkalkuliert gewesen. Was mich natürlich nicht daran hinderte, auf einen anderen Ausgang des Auswärtsspiels zu hoffen. Verstohlen hatte ich auf die zu vergebenden Punkte geschielt und zugleich an das 2:2-Unentschieden der Freiburger in Braunschweig gedacht, nach einem Rückstand von 0:2. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die spielstarken Freiburger sich ein zweites Mal die Aufstiegsstimmung trüben lassen wollten. Ich hoffte dennoch und mit mir das überfüllte „Ostende“ in Duisburg.

Schon die ersten Spielminuten dämpften allerdings meine Erwartungen. Der SC Freiburg wirkte weitaus stabiler in allen Mannschaftsteilen als die Nürnberger vor 14 Tagen. Nach etwa fünfzehn Minuten Spielzeit war für mich ein Unentschieden das Glück verheißende Ziel, für das der MSV aber auch eben viel Glück gebraucht hätte. Sicher, die Defensive der Zebras stand bis dahin sicher, doch die Freiburger gaben sich keinerlei Blöße. Souverän und früh wurde jede offensiv gemeinte Spielaktion des MSV unterbunden. Ruhig, zugleich im Tempo variierend wurde das eigene Offensivspiel aufgezogen. Noch wurde es vor dem Tor des MSV nicht wirklich brenzlig, doch wie oft der Ball in halbgefährliche Zonen der MSV-Defensive gebracht werden konnte, machte mir keine Freude. Nur durch große gemeinsame Anstrengung der MSV-Defensive konnten etwa Angriffe durch die Mitte aufgehalten werden. Zwei, drei Defensivspieler brauchte es manchmal um einen einzigen technisch starken Angreifer der Freiburger aufzuhalten. Der alternative Weg über die Flügel wurde ebenso versucht. Zwingend wurden die einzelnen Aktionen weiterhin nicht.

Wenn dann aber zum individuellen Können schnelles Passspiel hinzu kommt, reicht auch die konzertierte Defensivaktion nicht mehr. Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass jemand zu spät für das Grätschen ohne Foul kommt. Gegen diese MSV-Defensive ging es in der Spielphase für die Freiburger gar nicht darum, aus dem Spiel heraus ein Tor zu erzielen. Aussichtsreiche Standardsituationen als Ende einer Spielaktion waren auch ein Mittel für Torgefahr. Das 1:0 fiel nach einem Freistoß aus einer Distanz, die für eine Mannschaft wie den MSV gar nicht so vielversprechend gewesen wäre. Die Freiburger haben aber einen Freistoßschützen wie Vincenco Grifo. Für ihn hätten in der Mauer mindestens zwei Spieler mehr stehen müssen. Dann hätten allerdings im Strafraum Defensivspieler gefehlt. Die Aufstellung der Spieler des MSV war eine schwierige Entscheidung bei dieser Freistoßdistanz. In dem Fall blieb Grifo für den Freistoß genügend Raum neben der Mauer. Das 1:0 fiel.

Nun hätte das Schicksal nicht nur eine Tür dem MSV für den Erfolg im Spiel öffnen müssen. Ein großes Einfallstor hätte es nun gebraucht und dazu am besten noch zwei, drei Hintertüren. An eine Torchance erinnere ich mich, knapp ging ein Schuss von Hajri (?) aus dem Getümmel im Strafraum heraus am Pfosten vorbei. Es ist bezeichnend für meine aufgekommene Resignation, dass ich nicht mal mehr weiß, ob das der Ausgleich hätte sein können oder später der Anschlusstreffer nach dem 2:0. Bezeichnend für das Gefühl der Unterlegenheit ist auch, wie unaufgeregt die meisten im „Ostende“ und die Mannschaft dieses 2:0 nach einem Eckstoß haben hingenommen. Schließlich stand ein Freiburger Stürmer im Abseits versetzt neben Michael Ratajczak. So etwas wird auch schon mal als Sichtbehinderung und aktives Abseits ausgelegt. Darüber aufregen, dass das nicht geschah? Fehlanzeige.

Ich hatte den Eindruck, die Mannschaft und wir vor dem Bildschirm begannen uns mit der Niederlage anzufreunden. Sie war uns als Wahrscheinlichkeit vor dem Spiel vertraut.  Bei mir rief sie eine Mischung aus Enttäuschung und Schicksalsergebenheit hervor, die nach der Halbzeitpause mit irrationalem Hoffnungsschimmer garniert wurde. Die Spieler versuchten noch einmal alles zu geben, doch dieser große Einsatz brachte der Mannschaft und uns keine Ahnung, wie ein Unentschieden noch erreichbar hätte sein können.

Wir befinden uns nun in jener Saisonphase, in der Tore in anderen Stadien manchmal genauso gefeiert werden wie die eigenen. So blieb der MSV zwar chancenlos nach dem Wiederanpfiff, gejubelt wurde dennoch. In Düsseldorf hatte die Fortuna 1:0 geführt. Nun fiel endlich der Ausgleich für St. Pauli. Auch dieses Unentschieden hatte ich im Abstiegsszenario einkalkuliert. Läuft doch alles nach Plan, dachte ich.

Bleibt noch die rote Karte für Enis Hajri zu erwähnen. Auch diese rote Karte nahm ich nur halbwegs verärgert hin. Der einzig wichtige Gedanke dabei schien mir, am Freitag ist Branimir Bajic wieder fit für 90 Minuten. Hajri hatte im Strafraum am Trikot des an ihm vorbeiziehenden Freiburgers allenfalls etwas gezuppelt. Das war mehr eine freundschaftliche Geste, die Bewegung des Arms von Hajri war dennoch offensichtlich und die Reaktion des Schiedsrichters entsprechend. Der Elfmeter war obligatorisch. Danach stand es 3:0. Zwei Tore weniger wären mir lieber gewesen.

Die Enttäuschung hielt nur kurz an. Lasst mich aber lieber nicht länger darüber nachdenken warum. Sonst könnte ich womöglich an der Wirksamkeit meines Tabellenrechners zweifeln. Eine halbe Stunde nach Abpfiff schien es mir nämlich so, als passe sich die Wirklichkeit meinem geplanten Saisonverlauf an. In meinem Kopf sind die jeweiligen Spieltagsprognosen momentan schon das Geschehen der Vergangenheit, eine unveränderbare Wirklichkeit, die für den MSV Duisburg und uns keine unangenehmen Erfahrungen an den letzten drei Spieltagen mehr bereit hält. Wir befinden uns in einer Phase der Saison, in der magisches Denken immer mächtiger wird. Zumindestens mir hilft es, die Zeit bis zum nächsten Spiel auszuhalten.

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Endlich doch noch Zusatzarbeit mit dem Tabellenrechner

Lebensweisheiten sind etwas Wunderbares, passend für jede Gelegenheit. Letzte Woche noch half der Großmuttertrost bei der Niederlage gegen Heidenheim, nun hole ich ihn nach dem 2:1-Auswärtssieg des MSV Duisburg gegen den 1. FC Nürnberg noch einmal hervor. Es sei kein Schaden so groß, dass nicht ein Vorteil dabei ist, hat sie wohl immer gesagt, und vor welch großem Schaden stehe ich am Anfang der Woche doch schon wieder. Zusatzarbeit! Nun muss ich mich doch wieder um den Tabellenrechner kümmern. Aber was für einen großen, großen Vorteil das hat. Der MSV Duisburg hat wieder eine Chance im Kampf gegen den Abstieg.

Das Spiel selbst habe ich nur bis zur Halbzeitpause gesehen, genauer noch, eigentlich nur bis zum Führungstreffer des MSV durch  Kevin Wolze. Von dem Moment an spürte ich sämtliche Enttäuschungen dieser Saison schon mal gleichzeitig bei jedem Angriff der Nürnberger, bei jedem Fehlpass des MSV. Diffuse Bilder aus Leipzig und Fürth tauchten immer wieder in meinem Kopf auf, wo Kevin Wolze ebenfalls das Führungstor schoss und um mein Herz herum machte sich ein Ziehen bemerkbar. Ich habe es nicht ausgehalten, gerade weil diese Führung keineswegs glücklich zustande gekommen war. Ich habe es nicht ausgehalten, weil der MSV Duisburg gut im Spiel war und diese Mannschaft endlich einmal eine Belohnung für ihre Anstrengung verdient hatte.

2016-04-11_seufzerBis zur Halbzeitpause wagte ich zwischen meinen Endlosläufen durchs Wohnzimmer immer wieder einen Blick auf den Laptop-Bildschirm. Nach dem Wiederanpfiff aber war auch das vorbei. Einmal ließ ich das Browserfenster mit der Liveübertragung aufploppen und sah die Wiederholung vom 2:0 durch Steffen Bohl. Das linksrheinische Köln wird sich gewundert haben, wieso es von der Schäl Sick rüberschrie. Der FC spielte doch erst um 17. 30 Uhr.  Glücklicherweise fand sich gleichzeitig auch online  eine kleine Schicksalsgemeinschaft nach einem Facebook-Seufzer von mir zusammen. Thomas Beeking verhalf mir zu einem privaten Live-Ticker. Auf diese Weise wurde es mir möglich, den Spielstand zu verfolgen. Wenn ich in der Zusammenfassung die zwei großen Chance der Nürnberger zum Ausgleich sehe und Michael Ratajczaks Parade, bin ich immer noch dankbar auf diese gesundheitsschonende Weise das Spiel erlebt zu haben.

Wenn es am Freitag gegen den TSV 1860 München geht, ist das wie ein Viertelfinale im Pokal. Es geht um alles. Das Stadion müsste voll sein. Wenn alles normal läuft, Halbfinale gegen Düsseldorf, Finale gegen Sandhausen wahlweise die schwierigere Variante RB Leipzig. Die Mannschaft hat alles wieder in der Hand. Was für ein Wahnsinn. Wie oft hatte ich schon nach einem Spieltag abgeschlossen mit dieser Saison, und wie oft kamen die „verbotenen“ Gedanken während der Woche wieder. Zuversicht gibt mir die innere Stabilität, die diese Mannschaft trotz der Fehler in ihrem Spiel, ausstrahlt. Wir wissen aber, das Spiel gegen den TSV 1860 München wird schwerer als das gegen Nürnberg, weil die Münchner weitaus defensiver spielen werden als die Nürnberger. Der MSV wird das Spiel mehr gestalten müssen. Diese Woche aber gibt es keine verbotenen Gedanken mehr. Am Freitag ist wieder alles möglich.

Und hier nun der Stand der Dinge bei meinen Fieberfantasien mit dem Tabellenrechner, Abgleich Wirklichkeit und Prognose beim Zieleinlauf.

Fortuna Düsseldorf: Überprüft ihr heute Abend selbst. Tipp für heute: Niederlage
TSV 1860 München: -2
SCP Paderborn: – 1
MSV Duisburg: +/- 0

Tabelle nach dem letzten Spieltag sieht bislang so für mich aus.

2016-34

Zehn Mann auf des toten Manns Kiste

Bei dieser Tabellenlage muss der MSV Duisburg Punkte nehmen, egal, wie er sie bekommt. Was interessieren noch Details. Mir geht das beim Schreiben momentan nicht anders. Recht bald nach dem 1:1-Unentschieden der Zebras bei der SpVgg Greuther Fürth ging mir ein Lied nicht mehr aus dem Kopf, das beim genauen Hinsehen als Leitmotiv weder für das Spiel noch für den Rest der Saison passt. Egal, wir stehen alle unter Druck.

„Zehn Mann auf des toten Manns Kiste“. Das sang ich leise vor mich hin, als ich vom „Ostende“ aus nach Hause fuhr. Ihr kennt das Lied? Vielleicht sogar  noch aus Robert Louis Stevensons Schatzinsel? Es sind ja eigentlich fünfzehn Mann, und die holt auch noch der Teufel, anstatt dass sie gerettet werden. Aber ich sagte es ja schon, was interessieren Details.

 

 

Erstmal waren also die zehn Mann meiner Version auf dem Sarg ans rettende Ufer gepaddelt. Ich war etwas erschöpft. Eine Halbzeit lang bangten wir um das torlose Unentschieden und überstanden dabei drei sehr große Fürther Chancen ohne weitere gesundheitliche Probleme. Michael Ratajczaks gute Reflexe hielten die Mannschaft im Spiel.

Gleichzeitig begann ich sogar schon in dieser ersten Halbzeit immer mächtiger zu hoffen, Punkte mitnehmen zu können. Den Fürthern gelang es nicht, ihre Überlegenheit vor dem Tor des MSV in dauerhaften Druck zu verwandeln. Immer wieder gelang es den Zebras, sich ein wenig zu befreien und den Ball für einige Zeit auch in den eigenen Reihen zu halten. Hin und wieder gelang sogar etwas, was als Offensivaktion ohne Torgefahr hat bezeichnet werden können. Nicht mal allzu viel Wohlwollen brauchte ich.

Ich gebe zu, meine Ansprüche an den MSV sind inzwischen nicht mehr sehr groß. Wie gesagt, der Verein und ich wir sind in einer Situation, in der wir ein halbgares Geschehen auch einmal in die uns genehme Wirklichkeit zwingen müssen, um überhaupt noch weiter zu machen. Wir nehmen etwas nahe Liegendes, schauen uns an, ob damit vielleicht was geht und den Rest muss bis auf Weiteres das  Glück erledigen.

Auf diese Weise fiel das 1:0 für den MSV Duisburg kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit. Von halbrechts flankte Zlatko Janjic einen Freistoß in den Strafraum. Der Ball fiel nach der Kopfballabwehr in den leeren Raum zentral vor dem Strafraum, wo Kevin Wolze lauerte. Sein harter Schuss passte perfekt, um vom Torwart aufgenommen zu werden. Doch ein Abwehrspieler lenkte den Ball ins Netz ab. Großer Jubel. Immer kleiner werdende Hoffnung für 20 Minuten.

Denn während dieser 20 Minuten war erkennbar, mit dem nun manchmal vorhandenen freien Raum in der Fürther Hälfte konnten die Spieler des MSV nicht allzu viel anfangen. Auf Konter brauchten wir nicht zu hoffen. Es ging nur ums Überstehen der Fürther Angriffsversuche. 20 torlose Minuten waren bei einer Restspielzeit von 43 Minuten aber eindeutig zu kurz, um das Spiel zu gewinnen. Ein Fürther Angriff nahm Fahrt auf mit einem Doppelpass in den Strafraum hinein. Im Ansatz wurde der Angriff von Branimir Bajic fast unterbunden. Doch aus dem Stören wurde eine Verlängerung der Doppelpasseinleitung. Ihm flipperte der Ball weg gegen das Bein von James Holland, der den Ball in den Lauf des Fürther Stürmers verlängerte. Holland ging hinterher, fingerte an der Schulter, der Fürther fiel. Elfmeter und rote Karte für Holland waren die Folgen.

23 Minuten plus Nachspielzeit waren nun zu überstehen. Das gelang in der Defensive gut. Weiterhin war der Raum in der Fürther Hälfte riesig. Zwei-, dreimal wurde sogar ein Ball in diesen freien Raum gepasst und von Tomané oder Thomas Bröker aufgenommen. Irgendeine nennenswerte Offensivaktion ergab sich daraus aber nicht. Trotz des Wissens um das Risiko, wenn Spieler der Zebras nachgerückt wären, kitzelte die Enttäuschung, die Konter nicht versucht zu haben. Den Fürthern gelang es allerdings auch nicht mehr, ihre Überlegenheit zur Torgefahr zu machen. Das Spiel plätscherte unter unserer Anspannung dem Ende entgegen. Die Nachspielzeit schien endlos. Es blieb bei einem Punkt für die Moral.

Anscheinend spielen der MSV, der SC Paderborn und der TSV 1860 München den Relegationsplatz in einer Art Mini-Turnier untereinander aus. Im Gleichschritt der Ergebniss sehen wir den Spieltagen mit den direkten Begegnungen entgegen. Es wäre schön, wenn sich die Erwartungen der Zuschauer des MSV bis dahin auch den Gegebenheiten anpassen könnten. Zu lesen ist vom Spieler-Dissen der mitgereisten Fans nach dem Spiel. Das kann ich nicht verstehen. Die Spieler haben sich angestrengt. Sie können es nicht besser, und nach dem völligen Tiefpunkt im Spiel gegen den KSC kann es nicht mehr schlechter werden. Wir müssen nehmen, was kommt und irgendetwas daraus machen. Wenn dann noch Glück hinzu kommt, sind wir im Relegationsplatz-Qualifikationsturnier trotz der schlechtesten Ausgangsposititon der drei Mannschaften wieder drin.

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Hermann Kurz – Ohne Titel

Im „Ostende“ habe ich das Spiel übrigens im Kreis des MSV-Hermann-Kurz-Gedächtnis-Fanclubs gesehen, der sich selbstverständlich am 19. 2. eines jeden Jahres trifft. Duisburger Künstler haben den Fanclub zum Gedenken an den 2006 verstorbenen Hermann Kurz gegründet, ein Künstler, der MSV-Fan gewesen ist und mehrere Bilder mit vom Fußball inspirierten Motiven gemalt hat. Mit einem Klick geht es zu einer Seite über Hermann Kurz mit kurzen biografischen Daten und einer kleine Galerie mit Werken von ihm.

Für Hilfe durch mein Glück braucht es auch Gelegenheit

Diese Auswärtsniederlage des MSV Duisburg gegen den 1. FC Kaiserslautern war kein Spiel für große Gefühle. 2:0 lautete das Endergebnis, das eine gefühlte 1:0-Niederlage für mich bleibt. Das Spiel führte fortwährend zu stillem Ärger, Ratlosigkeit und der alleinigen Hoffnung, dass dieser Mannschaft meine Glückssträhne irgendwie zu Hilfe kommt. MEINE Glückssträhne! Mehr braucht man eigentlich nicht zu wissen, um ein Bild von der Leistung der Mannschaft zu erhalten.

Vielleicht sollte man noch wissen, dass selbst diese schlechte Leistung fast gut genug war für ein torloses Unentschieden. Denn der 1. FC Kaiserslautern hat genauso schlecht gespielt. Den Unterschied machte eine präzisere Flanke aus. Der 1. FC Kaiserslautern war keineswegs klar besser, wie es der Sky-Reporter zweimal verkündete. Die Mannschaft hatte mehr Ballbesitz und versagte fortlaufend, wenn sie mit diesem Ball etwas machen sollte.

Ich will nicht sagen, dass die Defensive des MSV gut stand. Ihre Präsenz reichte zunächst aus für diese schwache Kaiserslauterner Mannschaft. Michael Ratajcak machte zweimal das Spiel spannend, einmal ließ er einen langen, hohen Ball im Gewühl fallen, einmal spielte er Billard, um den zurückprallenden Ball zumindest einmal für die Kaiserslauterner in Tornähe zu bringen. Selbstlose Hilfe, damit der Sky-Reporter das Gefühl bekam, mit seiner Meinung richtig zu liegen.

Das offensive Spiel des MSV Duisburg war aber einmal mehr kaum vorhanden. Klar erkennbar war der Wille zum kontrollierten Spielaufbau selbst unter Drucksitutionen in Strafraumnähe. Lange Bälle waren selten zu sehen, sondern die spielerische Lösung wurde in der eigenen Hälfte mal mehr, weniger erfolgreich gesucht. Doch sobald die Drucksituation aufgelöst war, fehlte es im Mittelfeld an einem Plan, wie es weitergehen sollte. Der Mannschaft gelang es nicht, aus der konzentrierten Arbeit für die Spielkontrolle in ein schnelleres Tempo umzuschalten. Entweder waren die Pässe zu unpräzise oder das notwendige Risiko wurde nicht eingegangen. Das eine kann auch Ergebnis des anderen sein. Die wenige in den letzten Begegnungen gewonnene Sicherheit war in diesem Spiel wieder völlig verschwunden.

Weil beide Mannschaften derart schlecht spielten, kam ein kleiner Unterschied zum Tragen. Die Kaiserslautern Außenspieler flankten deutlich präziser als die Duisburger. Der Ball flog deshalb hin und wieder zumindest in die Nähe des Duisburger Fünfmeterraums, um irgendeinem Mitspieler die Möglichkeit zum Kopfball zu geben. Auf der anderen Seite war die Streubreite der Flanken so hoch, dass man froh sein konnte, wenn der Ball im Spiel blieb.

Ich kenne gerade nicht die genaue Zahl, aber ein Tor nach einer Flanke ist nicht sehr wahrscheinlich. Man braucht viele Flanken für ein einziges Tor. Wenn diese Flanken kaum einmal vor das Tor kommen, braucht man entsprechend noch mehr Flanken. Das machte den Unterschied zwischen den beiden Mannschaften aus. Die Spieler des 1. FC Kaiserslautern konnten besser flanken. Deshalb wurde  Glück überhaupt wirksam in dem Spiel. Denn eines weiß ich sicher,  für dieses Tor in der 60. Minute war Glück notwendig. So gering ist die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg nach einer Flanke.

Als dieses Tor fiel, war für mich das Spiel zu Ende. Ich hatte keine Hoffnung mehr für den MSV Duisburg, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie die Spieler in eine andere Haltung zum Spiel kommen sollten als die der Kontrolle. Aus Kontrolle war Behäbigkeit geworden, obwohl die einzelnen Spieler sich jeder einzeln besehen sehr einsetzten. Behäbigkeit entsteht, wenn zum Rhythmuswechsel die spielerische Qualität fehlt.

Dennoch entwickelte die Mannschaft in den letzten vier, fünf Minuten noch einmal Druck auf das Kaiserslauterner Tor. Das waren die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs. Die Mannschaft wirft alles nach vorne, je näher der Schlusspfiff kommt. Der Gegner wird nervöser, fürchtet um seinen Sieg. Das kannte der MSV aus dem Spiel gegen RB Leipzig. Um erfolgreich zu sein fehlte aber jegliche Präzision, und für ein Glückstor geriet das Spiel zu wenig außer Kontrolle. Auch am Ende war es nichts Halbes und nichts Ganzes.

Fragt mich nur nicht nach dem weiteren Verlauf der Saison. Dazu ist es noch zu früh in dieser Woche. Dazu muss ich dieses Spiel noch mehr vergessen, sonst könnte ich heute etwas sagen, was ich am nächsten Sonntag gegen den VfL Bochum bereuen werde.

Goldglücklich à la vie en rose nach diesem Heimsieg

Wie schön, wenn einem das Mottolied für dieses Spiel des MSV Duisburg gegen den SV Sandhausen am selben Tag noch live gesungen wird. In Ruhrort war dieses Lied zu hören im ruhrKUNSTort. Dort spielten chazz, und als die Sängerin Ina Hiester den Piaf-Klassiker „La vie en rose“ anstimmte, schien es mir so, als sang sie das Lied allein für mich, weil ich dort in meinem MSV-Trikot mir alle Mühe gab, als Honigkuchenpferd nicht allzu viel Platz wegzunehmen. Es waren ohnehin schon so viele Menschen in der Gallerie.

La vie en rose – für das rosige Leben brauchen wir Anhänger des MSV Duisburg gerade niemanden, der uns umarmt, küsst und uns liebt. Das geht auch anders. So rosig wie in diesem Piaf-Chanson kann das Leben auch sein, wenn dem MSV Duisburg der so unbedingt notwendige Sieg gegen den SV Sandhausen gelingt. So rosig ist das Leben, weil dieser Sieg nicht schmutzig erkämpft wurde, sondern die Mannschaft ihn planvoll erarbeitete und letztlich klar erspielte. So rosig wird das Leben, weil wir zudem zwei der drei Tore als Entwicklung sehen konnten, als allmählichen Aufbau von Wahrscheinlichkeit, als Einlösen von Versprechen.

Dieser 3:0-Sieg fühlt sich so gar nicht nach dem Erfolg einer Mannschaft im Abstiegskampf an, und das ist nicht meinem Überschwang geschuldet. Ich weiß, an der Tabellensituation hat sich nichts geändert, und wenn nicht allmählich mal ein paar Mannschaften in der unteren Hälfte kontinuierlich verlieren, nutzen solche Siege nichts. Aber für den Moment fühlt sich dieser Sieg großartig und nach gesichertem Mittelfeld an.

Dieser Sieg fühlt sich deshalb anders an, weil der MSV Duisburg in der ersten Halbzeit zwei große Chancen besaß, um in Führung zu gehen und sie vergab. Ich erkläre die Begründung gleich. Ein Reflex vom guten Sandhausener Torwart verhinderte die Führung einmal, beim zweiten Mal war – so meine ich – ein Abwehrbein im allerletzten Moment dazwischen. Der Kopfball Richtung Innenpfosten nach einer Ecke fällt mir jetzt gerade auch noch ein. Also, waren es sogar drei Chancen. Wir sind es gewohnt in dieser Saison, dass solche großen Chancen selten sind. Weil sie ungenutzt blieben, schaffte der MSV bislang allenfalls ein Unentschieden. Das eben war gestern anders. Es ist normal im Fußballspiel, dass Chancen von einem Torwart zunichte gemacht werden. Dazu steht er im Tor, und gestern war es normal, dass der MSV sich dann weitere Chancen erspielte.

In dieser ersten Halbzeit hatte aber auch der SV Sandhausen zwei große Chancen in Führung zu gehen, ein Kopfball, ein Konter, einmal ging der Ball am Tor vorbei, einmal hielt Michael Ratajczak. Der Gegner war sehr, sehr schnell in seinem Umschaltspiel, im Aufgreifen eines möglichen Angriffs, sei es beim Einwurf, sei es beim Freistoß. Man sah so sofort, wie diese Mannschaft ihre Tore erzielt und welcher Gefahr der MSV begegnete. Es war ein ausgeglichenes Spiel in dieser ersten Halbzeit, und für den MSV war es schwer im kontrollierten Aufbauspiel die kompakte Defensive der Sandhausener zu durchdringen. Doch wieder fand die Mannschaft eine gute Balance dabei, dieses kontrollierte Spiel, bei dem sie nicht sehr erfolgreich ist, beizubehalten und es mit halblangen Bällen auf Kingsley Onuegbu abzuwechseln. Diese Rhythmuswechsel machten meine Hoffnung aus.

Nach der Halbzeitpause versuchten die Zebras weiter das Spiel zu bestimmen. Immer noch wirkte untergründig in mir die alte Angst vor dem kleinen Fehler im Mittelfeld, vor diesen schnellen Kontern der Sandhausener, die Angst vor einem Gegentor, das jegliche Spielkontrolle bis zu dem Zeitpunkt hätte nichtig machen können. In diesem Spiel aber nutzte der MSV die nächste große Chance. Nach einem Eckball wurde der zweite Ball erobert, die Defensive der Sandhausener war aufgelöst, Rolf Feltscher stand frei, James Holland sah ihn, spitzelte den Ball ihm zu und Feltscher schloss erfolgreich ab. Was für eine Erleichterung. Für das Vertrauen auf den Sieg war es aber viel zu früh im Spiel. Wir sehnten ein zweites Tor herbei.

Die Sandhausener öffneten nun ihre Defensive, und wie es sich für eine klassische Heimsieggeschichte gehört, entstand Raum für Konter. Zlatko Janjic erlief sich den etwas zu langen Ball auf den linken Flügel, setzte sich gegen seinen Mitspieler durch und hatte den Moment Zeit in Ruhe zu flanken. Nicht in die Mitte zum Kopfball als einfache Möglichkeit flankte er, nein, er flankte punktgenau über den Fünfmeterraum hinweg in den Lauf von Tim Albutat, der in den Ball grätschend per Dropkick zum 2:0 einschoss. Was für ein wunderbares Tor, welch Perfektion des Spiels von beiden Beteiligten. Ohnehin zeigte Zlatko Janjic an diesem Tag eine großartige Leistung. Immer wieder behauptete er im Mittelfeld souverän die Bälle, schuf Gefahr mit seinen Pässen und erlief viele zweite Bälle, als ob sein Ausgleichssport der 50-Meter-Sprint sei.

Auch nach dieser Zwei-Tore-Führung hielt der MSV den Druck hoch. Die Mannschaft zog sich nicht zurück, wie wir es so oft schon mit großem Zittern erlebt haben. Das gehört mit zur Botschaft dieses Spiels. Die Mannschaft will das Spiel bestimmen. Zu jeder Zeit. Zu jedem Spielstand. Die Mannschaft will aber nicht nur, sie kann es auch.

Thomas Bröker hätte schon das dritte Tor erzielen, als er im Fünfmeterraum auf dem Boden liegend einen Abpraller über das Tor befördert. So erzielte Zlatko Janjic erst kurz vor Spielende das 3:0 für den MSV. Auch dieses Tor war schön herausgespielt in einer Dreierkombination über Nico Klotz, der am rechten Flügel zwischen drei Mann den freien Raum für den Pass auf Kevin Scheidhauer findet, der daraufhin weiterleiten kann auf den links freistehenden Zlatko Janjic. Was „goldwichtig“ war, machte goldglücklich. Und wenn dann demnächst bitte die drei Stehplatzstufen hinter mir auch wieder gefüllt sind, brauche ich bei zukünftigen Heimsiegen auch keine Verletzungsgefahr mehr zu befürchten. Gestern brachte der Jubel vor mir beim zweiten Tor mich doch glatt zu Fall. Ist mir das überhaupt schon mal im Stadion passiert. Lasst Zuschauer um mich sein. Die Mannschaft und ich, wir brauche jede Unterstützung.

Ja und ja und nochmals ja

Im Grunde freue ich mich noch zu viel, um über das Spiel des MSV Duisburg gegen den SC Paderborn zu schreiben. Ich bin auch noch zu mitgenommen vom Hoffen vor dem Anpfiff, das manchmal blitzlichtartig gefährdet war, von diesem Bangen im Spiel und der unfassbaren Begeisterung beim Tor so spät im Spiel, das dennoch früh genug fiel, damit wir einen Ausgleich befürchten konnten.

Optimistisch war ich einen Tag vor dem Spiel. Doch als ich eine Viertelstunde vor Anpfiff zu meinem Stehplatz ging, packte mich von jetzt auf gleich eine so tiefe Enttäuschung, als ob das Spiel schon verloren gewesen wäre. Ich wurde für einen winzigen Moment durchgeschüttelt und musste mich zur Ordnung rufen, nicht dem völligen Irsinn zu verfallen. Wer Zeiten durcheinander bringt und selbstzerstörische Visionen hat, fragt vielleicht besser seinen Arzt oder Apotheker, ob der Besuch eines Spiels vom MSV Duisburg nicht anhaltende psychische Folgen haben kann. Nach diesem 1:0-Sieg warte ich aber erst einmal ab, ob so sich was nicht von alleine gibt.

Dabei hatte ich vor dem Spiel alles versucht, das Schicksal auf unsere Seite zu bringen. Am Bahnhof kaufte ich ganz bewusst noch eine Flasche „Paderborner“. Denn so vertilgte ich im Namen Duisburgs Schluck um Schluck dieses Paderborn, ein mächtiges Zeichen der Überlegenheit. Ich spürte geradezu, wie jeder Schluck Pils mich zuversichtlicher stimmte. Die erste Gefährdung dieser Zuversicht vor dem Spiel war schnell ausgestanden, allerdings kratzte das Spiel selbst in der ersten Halbzeit doch recht stark am Vertrauen in die Mannschaft. Ein Unentschieden schien mir möglich, doch wie sollte diese Mannschaft gewinnen?

Sicher, wir sahen eine Mannschaft des MSV, die alles versuchte, das Spiel an sich zu reißen. Wir sahen eine Mannschaft, die durch die Tabellensituation keineswegs irritiert schien. Die Spieler schienen weiter selbstbewusst zu sein. Doch wirkte die Spielanlage des SC Paderborn reifer. Die Mannschaft wollte schnell spielen. Sie kombinierte sicher, wenn auch die Durchlagskraft am Rand des Strafraums rapide abnahm. Einmal allerdings spielte der SC Paderborn einen der Spieler im Strafraum frei, so dass Michael Ratajczak im eins gegen eins retten musste. In solchen Situationen ist er stark, zumal dem Paderborner Spieler nicht viel Zeit blieb, um abzuschließen.

Das Offensivspiel des MSV hingegen bestand fast auschließlich aus langen Bällen in die Spitze. Das wirkte wie Stückwerk, weil der Erfolg dieser Spielweise überschaubar blieb. Kingsley Onuegbu konnte sich nicht oft klar durchsetzen. Wenn ihm überhaupt das Ablegen der Bälle gelang, kamen die Pässe nicht sehr sauber; was bei dem hohen Druck durch die Paderborner Defensive keine Überraschung war. Bei drei Gegenspielern eine Ahnung von Pass zu spielen, ist schon eine bemerkenswerte Leistung. Selbst diese Ahnung von Pass war genug für Victor Obinna, um immer wieder an den Ball zu gelangen, um weitere Unruhe in der Paderborner Defensive zu verbreiten. Wirklich gefährlich wurden diese Angriffe für die Paderborner Defensive aber auch nicht.

Einige wenige der bekannten Flügelläufe gab es sowohl zunächst von Kevin Scheidhauer, dem aber bald der Schneid abgekauft übel war – siehe Update unten, als auch von Rolf Feltscher, dem aber dieses Mal das Gespür für den Moment der Flanke fehlte. Zwei-, dreimal machte er einen Haken zu viel, nachdem er seine Gegenspieler bereits ins Leere hatte laufen lassen. So begann ich mich zu fragen, wie in diesem Spiel der MSV je ein Tor erzielen sollte. Abgelenkt wurde ich durch die Stimmung im Stadion, die in der ersten Halbzeit bereits immer wieder hochkochte. Die Pokalatmosphäre war nah.

In der zweiten Halbzeit schließlich schien es bald so, als hänge das Schicksal des MSV nur noch vom Ergebnis dieses Spiels ab. Spätestens ab der 60. Minute gab es in diesem Stadion nichts anderes mehr als den unbedingten Willen, dieses Spiel zu gewinnen. Dieser Wille wurde auf den Rängen von fast allen MSV-Anhängern herausgeschrienen, „… für die 2. Liga – EM-ES-VAU!“ Was für eine einpeitschendes Singen, und was für ein Ringen auf dem Platz. Ein Hin und Her war entstanden, in dem der MSV für etwa zehn, fünfzehn Minuten ungeheuer druckvoll spielte. Der neuverpflichtete Giorgi Chanturia war eingewechselt worden, wirkte sofort ballsicher, etwas bindungslos zwar und etwas übermotiviert, doch den dort auf dem rechten Flügel, den konnten wir im Hinterkopf behalten.

Victor Obinna hingegen ist längst in der Mannschaft angekommen. Er verarbeitet Pässe, wie wir es in den letzten zwei Jahren nicht mehr gesehen hatten. Er ist gedankenschnell, erkennt Räume und ahnt, wo sich der Ball hinbewegen könnte. Er hat Handlungsoptionenen, kann passen oder selber gehen, auch wenn ihn Gegenspieler unter Druck setzen. Er bringt Schnelligkeit ins Spiel im Duisburger Angriffsdrittel. Mit ihm deutet sich im Spiel der Zebras Unberechenbarkeit an.

Wenn auch die Chancen überschaubar blieben, alles war nun möglich. Sieg oder Niederlage. Auf der Duisburger Seite war Michael Ratajczak nach einem Paderborner Schuss schon geschlagen, als Thomas Meißner heranrauschte und den Ball von der Linie kratzte. Überhaupt war das erneut ein starkes Spiel in der Defensive von ihm.  Auf der anderen Seite gelang dann wenig später das Duisburger Tor durch jene Bewegung, mit der Giorgi Chanturia zuvor zwei-, dreimal an der Überzahl der Paderborner Defensivspieler gescheitert war. Am rechten Flügel zog er in die Mitte, schlug dabei seine Haken und fand dieses Mal Kingsley Onuegbu als Anspielstation; ein Doppelpass folgte, erneut ein Haken Chanturias und sein Schuss ins lange Eck. Jubel der Erleichterung explodierte und erschütterte das Stadion. Wie sehr hatten wir dieses Tor ersehnt. Wieviel Kraft hatte diese Mannschaft dafür bereits eingesetzt. Wie sehr hatten alle Spieler dafür gekämpft. Noch waren etwas mehr als zehn Minuten zu spielen gewesen. Noch bangten wir um diese Führung.

Als neutraler Zuschauer hätten wir vielleicht sehen können, dass die Paderborner geschockt waren, den Glauben nicht mehr wirklich besaßen, den Ausgleich noch erzielen zu können. Wir aber wussten, jeder hohe Ball in den Fünfmeterraum kann mindestens zu Halbchance werden. Wir aber wussten, Ecken und Freistöße des Gegners machen das Gegentor sofort wahrscheinlicher. Ich zitterte bei jeder Ballberührung der Paderborner, egal, wie weit weg sie vom Strafraum geschah. Mich hatte der Irrsinn der Minuten vor dem Spiel wieder gepackt. Spätestens als nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen viele Spieler des MSV einfach nur zu Boden sanken, weil sie keine Kraft mehr hatten, um zu jubeln, sollte jedem klar geworden sein, wie wichtig dieser Sieg gewesen ist. Wie hätten Spieler, die ein weiteres Mal an ihr Leistungslimit gehen, damit umgehen sollen, erneut keine Belohnung für diesen Einsatz zu erhalten?

Dieses Punktspiel war tatsächlich zum Pokalkampf geworden. Dem einen werden noch einige folgen. Ob es tatsächlich 24 werden, bleibt abzuwarten. Weniger wäre in dem Fall mehr. Man braucht den Kampf um den Klassenerhalt ja nicht auf die Spitze zu trieben.

Den Blick aus Paderborner Sicht findet ihr im Blog Schwarz und Blau.

Update 7.10.: „Schneid abgekauft“ war wohl die falsche Deutung des Scheidhauerschen Zurücksteckens im Spiel. In der heutigen Nachbetrachtung bei WAZ/NRZ wird von Übelkeit nach 20 Minuten berichtet.

So oder so wirkt die Niederlage

Dieser MSV macht es einem nicht leicht. Bislang befanden wir uns nämlich in einer Phase der Saison, in der nicht nur das Ergebnis zählte. Zwar redeten wir Anhänger vor den letzten drei Spielen schon anders, wir sagten, jetzt müsse unbedingt ein Sieg her, aber nach der erfolgten Niederlage blieb immer noch eine Hintertür, die Spielweise heißt. Diese Hintertür liegt immer versteckter, aber sie ist noch vorhanden. Nach dem Spiel gegen Paderborn wird sie aber auf jeden Fall fürs erste zugemauert sein.

Mich seht ihr nach der 3:2-Niederlage gegen Union Berlin ständig Richtung Hintertür laufen, ohne dass ich sie wirklich erreiche. Unterwegs verliere ich den Überblick, verirre mich und werde mutlos. Die Erinnerung an die erste Halbzeit in Berlin wird dann übermächtig. Wenn eine Mannschaft im Tabellenkeller hängt, spielbestimmend ist und der Gegner nicht mehr machen muss, als dreimal vor das Tor dieser Mannschaft zu kommen, um drei Tore zu erzielen, dann steigt diese Mannschaft ab. Dann kann sie noch so viel Ballbesitz haben. Dann kann sie noch so viele vom Gegner ungenau gespielte Pässe im Mittelfeld erobern. Dann kann sie noch so oft vor dem gegnerischen Strafraum auftauchen, zumal bei der letzten Aktion, beim Schuss aufs Tor oder beim Pass in den Strafraum, die Präzision fehlte. Wenn jemand sagt, es fehlte das Quäntchen Glück, mag das für die Offensive stimmen. Doch selbst dieses Glück reichte nicht aus, wenn aus drei Chancen des Gegners drei Tore werden.

Schon das erste Tor war in der 4. Minute ein herber Rückschlag. Für mich war es erstaunlich, wie unbeeindruckt die Mannschaft von diesem Tor war. Zwei Standardsituationen führten zu den weiteren zwei Toren. Nicht nur, dass bei dem ersten Freistoß Dustin Bomheuer fehlte, weil er verletzungsbedingt behandelt werden musste und so die neue Zuordnung nicht funktionierte, zudem wissen die gegnerischen Mannschaften natürlich, dass Michael Ratajczak die Linie nicht gerne verlässt, also wird der Ball in den Fünfmeterraum geschlagen, um mal zu gucken, was dort geschieht. Beim dritten Tor kurz vor der Halbzeitpause, erneut nach einem Freistoß, war Branimir Bajic nicht präsent.

Wenn in der Situation des MSV aus drei Chancen drei Tore werden, spielt der MSV als zurückliegende Mannschaft nicht besser als der Gegner. Das klingt für mich falsch, selbst wenn die oberflächliche Betrachtung dieser ersten Halbzeit diesen Eindruck machte. Stände der MSV im gesicherten Mittelfeld ließe sich über solch eine Wertung reden. Bei 2 Punkten nach 9 Spieltagen stimmt sie nicht, auch wenn ich weiß, dass solch eine Wertung Zuversicht herbeischaffen soll.

Ohne Zuversicht geht es nun mal nicht weiter. Die Zuversicht ergibt sich aus dem Spiel nach vorne. Ohne Frage verhilft Victor Obinna dieser Mannschaft zu größerer spielerischer Qualität. Seine Möglichkeiten im eins gegen eins überragen die seiner Mannschaftskollegen. Sie reichen aber natürlich auch nicht aus, um alleine das Offensivspiel zu bestreiten. Mannschaftlich hat das schon ganz ordentlich funktioniert, wenn auch die Angriffe insgesamt immer unter großer Hast ausgespielt wurden. Bislang haben wir aber auch nicht sehen können, dass diese Mannschaft die Fähigkeit zum ruhigen Spielaufbau besitzt. Sie muss so schnell wie möglich den Ball Richtung gegnerisches Tor bringen, und diese Schnelligkeit wird zur Hast, weil die Spieler für diese Schnelligkeit nicht präzise genug sind. Im Grunde steht die Mannschaft vor der Frage, will sie langsam und präzise sein, ohne in den Strafraum einzudringen? Oder will sie schnell und unpäzise sein, um durch die höhere Zahl ungenauer Spielsituationen, die klare Torchance wahrscheinlicher zu machen.

Als in der zweiten Halbzeit das Spiel offener wurde, fielen die Tore für den MSV. Dass Union nun aus dem Spiel heraus ebenfalls zu Chancen kam, konnte nicht ausbleiben. Union schaltete keineswegs einen Gang zurück angesichts der Führung, auch wenn von vielen Anhängern das als Argument für die zwei Tore des MSV angeführt wird. In dieser zweite Halbzeit war das Spiel mehr im Gleichgewicht als in der ersten, und dennoch erzielte der MSV zwei Tore und Union keins. Daher kommt meine Zuversicht. In dieser zweiten Halbzeit war zu sehen, auch die Gegner wie Union sind aus dem Spiel heraus unpräzise, auch diese Gegner machen nicht aus jeder Chance ein Tor. Als Michael Ratajczak in der 75. Minute den Elfmeter hielt und die 4:1-Führung verhinderte, kitzelte noch einmal leise die Hoffnung. Das zweite Tor des MSV fiel 5 Minuten vor dem Ende. Zu spät für den Ausgleich.

Mit dem nächsten Spiel gegen Paderborn befinden wir uns nun tatsächlich erst einmal in jener Phase der Saison, in der nur das Ergebnis zählt. Für Ivo Grlic, Gino Lettieri und die Spieler mag das nach außen hin noch anders sein. Für viele Anhänger nicht. Leise Sorge bereitet mir nämlich, dass sich Enttäuschung allmählich bei einigen in Wut verwandelt. In Berlin waren pfeifende Zuschauer nach dem Spiel noch in der Minderheit, aber deutlich zu hören. Am Zaun ließen einige sogar dieser Wut freien Lauf und überraschten die Spieler damit, die von den meisten anderen mit aufmunternden Worten verabschiedet wurden. Hoffentlich spaltet sich da nicht die Szene. Ein Sieg gegen Paderborn ist wahrscheinlich die einzige sofort wirkende Gegenmaßnahme.

Aus Berliner Sicht der Blick aufs Geschehen bei Textilvergehen – mit einigen Fotos u.a. von gemeinsamer Union-und-Zebra-Nachbetrachtung. Von einer solchen tröstenden Nachbetrachtung beim Fan-Eck am S-Bahnhof Köpenick kann ich auch noch erzählen. Zum einen gab es dort das gemeinsame Leid mit den Xantenern, zum anderen die gemeinsame Hoffnung einiger Union-Fans und uns, dass wir in der nächsten Saison diese Nachbetrachtung wiederholen können. Einem Leben ohne diese Auswärtsfahrt zur Alten Försterei fehlt doch ein immer wieder schönes Wochenende. Vom Ergebnis dieses Mal abgesehen.

Wollen reicht nicht, um es auch zu können

Etwa zehn Minuten vor Spielende zerriss etwas in mir. Wäre ich ohne meine Freunde im Stadion gewesen, vielleicht wäre ich schreiend vor die Köpi gelaufen, wäre dort wie ein eingesperrtes Raubtier hin- und hergerannt, hätte mich zwischendurch hingeschmissen und mit den Fäusten auf den Boden getrommelt. Ich hasste diese Ohnmacht, gegen den Rückstand nichts ausrichten zu können. Ich hasste den Fußball in dem Moment. Mich empörte das Gegentor als unfassbare Ungerechtigkeit. Ich hasste es, diesen verdammten Ball nicht in das Tor der Frankfurter schreien zu können. Ich verdammte das Schicksal. Ich war mit den Freunden dort, sagte etwas, was ich nicht mehr weiß, hörte beruhigende Worte, die ich nicht mehr wiedergeben kann und blieb ausgelaugt und ratlos bis zum Schlusspfiff stehen.

Null zu eins lag der MSV zurück. Ich hatte keine Hoffnung mehr auf den Ausgleich. Diese Hoffnungslosigkeit war Selbstschutz. Wie sollte diese Mannschaft in dem Spiel je ein Tor erzielen? Mit dem Anpfiff war eine Mannschaft zu sehen gewesen, die das Spiel bestimmen wollte. Bis auf die Ränge war zu spüren, diese Mannschaft des MSV will gewinnen. Das war auch an der offensiven Aufstellung abzulesen.

Die Spieler liefen viel und erstickten fast alle Frankfurter Angriffsversuche im Keim. Entweder ging es schnell und steil über die Flügel in die Frankfurter Hälfte. Immer wieder wurde aber auch ansehnlich kombiniert. Das Ergebnis war deutlich mehr Ballbesitz für den MSV und ein FSV, der vorsichtiger zu werden schien. Bei all dem schaffte es der MSV nur einmal, den Ball annährend gefährlich auf das Frankfurter Tor zu bekommen. Gefährlich bedeutet, nach einer Kopfballweitergabe stand Stanislav Iljutcenko am langen Pfosten im Fünfmeterraum für einen weiteren Kopfball vollkommen frei. Er köpfte genau auf den Torwart.

Für all den Einsatz blieb der MSV zu harmlos. Zu dem Zeitpunkt begannen unsere Sorgen. Wenn schon jetzt keine Torgefahr entstand, wie sollte das erst zum Spielende einer müder gewordenen Mannschaft gelingen? Die Sorgen wurden noch größer, als der FSV Frankfurt mit sehr viel weniger Anstrengung das Führungstor erzielte. Ein Eckstoß konnte nicht entscheidend geklärt werden. Der Ball fiel im Fünfmeterraum auf den Boden. Aus dem Rückraum rutschte von irgendwoher ein Frankfurter zum Ball und schoss ihn halb im Liegen ein.

Dem Entsetzen auf den Rängen entsprach die Niedergeschlagenheit auf dem Spielfeld. Immer wieder erlebt die Mannschaft bei all ihrem Einsatz statt des Erfolgserlebnis den Rückschlag. Die Halbzeit wurde leidlich zu Ende gespielt. Der Schiedsrichter bot ein Ventil für alle unliebsamen Gefühle. Es waren keine Fehler bei den großen Entscheidungen, es waren die kleinen Momente des Spiels die ärgerten, wenn er den gleichzeitigen Körperkontakt im Zweifel für dahin sinkende Frankfurter pfiff.

Der MSV fand auch in der zweiten Halbzeit keine Mittel, den FSV dauerhaft unter Druck zu setzen. Feltschers Flankenläufe alleine schafften keine Torgefahr, da der Strafraum überfüllt war mit kopfballstarken Frankfurter Spielern. Diese Flankenversuche hätten variiert werden müssen. Das vergebliche Bemühen wirkte zermürbend. Wenn schon ich ohne körperliche Anstrengung mutlos auf meinem Stehplatz werde, wie muss es erst den Spielern ergehen, die für eine Chance so viel arbeiten. Wuchs die Hoffnung auf die Ausgleichschance einmal, erwarteten wir sehnsüchtig, dass der Torwart des Gegners überhaupt einmal eingreifen musste, dann erstarb diese Hoffnung auf halbem Weg. Der Durchbruch von Onuegbu gelang doch nicht, der freie Schuss von Holland ging am Tor vorbei, die Freistöße am Rand des Elfmeterraums ebenfalls.

Wenn der Selbstschutz Hoffnungslosigkeit für die Offensive funktioniert, gibt es immer noch eine Hintertür für grimmigen Ärger. Schließlich gab es noch Defensivaktionen des MSV. Ein Pressing der Frankfurter nach einer Balleroberung wollte die Mannschaft spielerisch lösen. Michael Ratajczak passte in die gefährlichste Zone des Spiels überhaupt, zentral außerhalb des Strafraums, was wunderbar ist, wenn der Ball genau gespielt wird. Der schnelle Gegenangriff über das zentrale Mittelfeld wäre dann möglich. Genaues Zuspielen ist Michael Ratajczaks Sache nur selten. Ein Frankfurter Spieler nahm den Ball problemlos auf, schon waren Spieler und Ball wieder zurück nahe dem Duisburger Strafraum, wo ihn der hinterherrennende Tim Albutat mit eingesprungener Kampfsportgrätsche von hinten ummähte. Rot für Albutat  Ärger auf ihn und Ratajczak für mich.

Wie steckt die Mannschaft solch eine Erfahrung weg? So sehr fühlte sich dieses Spiel danach an, als ob sie wolle, aber nicht könne. Wieder hören wir in der Pressekonferenz nach dem Spiel den Trainer des Gegners sagen, wer so spielt wie der MSV, muss Ruhe bewahren, dann wird er auch belohnt. Schwer vorstellbar, dass das gegen Eintracht Braunschweig geschehen kann, eine Mannschaft, die zuletzt so erfolgreich war. Noch heute habe ich wenig Hoffnung für dieses nächste Heimspiel. Jetzt muss ich schon auf Hoffnung hoffen. Oh je.

Bitter, bitterer, am bittersten

Seit gestern Abend versuche ich die Ruhe zu bewahren. Das hat absolute Priorität. Nur mit Ruhe stellt sich der Erfolg ein. Keine Sorge darf vor dem Anpfiff des nächsten Spiels in unseren Köpfen sein. Die Mannschaft, ich, wir alle auf den Rängen, wir müssen gerade das nächste Spiel so beginnen, als gäbe es keine Vorgeschichte. Wir müssen im Heimspiel gegen FSV Frankfurt diese verdammte 2:0-Niederlage gegen den FC St. Pauli vergessen haben. Wir müssen vergessen haben, wie die Mannschaft in Hamburg so lange hat mitgehalten und wie sie tatsächlich die Chance besaß, einen oder gar drei Punkte mitzunehmen nach Duisburg. Wir müssen vergessen haben, wie die Mannschaft alles gab, was ihr möglich war und sie dennoch erneut verlor. Sonst lähmt die Enttäuschung. Sonst wächst die Angst, ohnmächtig den Niederlagen ausgesetzt zu sein. Zwei Punktespiele nacheinander gab es das Versprechen auf Erfolg. Wir müssen diese Spiele so vergessen, als hätte es sie nie gegeben.

Es war kein schönes Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem MSV Duisburg. Es gab keinen Spielfluss, es gab kaum erfolgreiche Spielzüge, Kombinationen, egal ob im Kurzpassspiel oder mit langen Bällen. Vielleicht kombinierte St. Pauli etwas erfolgreicher im Mittelfeld. Fast immer war damit aber an der Strafraumgrenze des MSV Schluss. Im ganz engen Raum besaßen die Hamburger auch keine spielerischen Möglichkeiten mehr. Sie passten vielleicht genauer, schossen aber mindestens ebenso unpräzise wie der MSV. Das Spiel bestand vor allem aus vielen aufreibenden Zweikämpfen.

Die klareren Möglichkeiten, ein Tor zu erzielen, besaß sogar der MSV. So frei wie in der 2. Halbzeit Kevin Scheidhauer – und  war es Steffen Bohl? – tauchte genau ein Spieler St. Paulis vor dem Tor der Duisburger auf, und das war Lasse Soblech, als er den Elfmeter zum Führungstreffer St. Paulis in der 70. Minute einschoss. Selten wird ein Elfmeter dieser Art gepfiffen, und wenn, so nennt ihn alle Welt unberechtigt. Einerseits. Andererseits bewegte sich Dustin Bomheuer ungeschickt in dieser Situation und gab dem Schiedsrichter Anlass zu glauben, sein Ziel sei nicht der Kopfball gewesen, sondern der Körper des Gegenspielers, den er mit dem Gewicht seines ganzen Körpers zu Fall bringen wollte. Es wirkte nur so aus einer bestimmten Perspektive, und das ist eine Kleinigkeit, aber es sind genau diese Kleinigkeiten, die den MSV momentan scheitern lassen.

Im Grunde haben es die Zebras vom Anpfiff an gut gemacht. Sie haben kein Spiel aufkommen lassen. Läuferisch und kämpferisch waren sie präsent. Auch in der Offensive konnten sie auf dem Niveau mithalten. Mit dem Pfostenschuss von Andreas Wiegel gab es auch in dieser ersten Halbzeit die größere Chance für den MSV. In der Halbzeitpause der Sky-Übertragung wurde das auch von einem verletzten Pauli-Spieler anerkennend angemerkt. Er hoffte für die 2. Halbzeit auf das Durchsetzen der spielerischen Überlegenheit.

Mit Beginn der 2. Halbzeit wurde das Spiel tatsächlich offener. Bis zum Elfmeterpfiff war aber überhaupt noch nicht entschieden, welche Mannschaft durch diese Offenheit bevorteilt werden würde. Natürlich war es wahrscheinlicher, dass St. Pauli den größeren Nutzen zöge. Abschlussschwach waren sie bis dahin aber immer noch, und wie gesagt, es war Kevin Scheidhauer, der völlig frei zum Schuss kam, auch wenn nach der Flanke der Ball nur schwer zu nehmen war. In diesem offener werdenden Spiel wurde in einer Spielsequenz auch wieder erkennbar, wie anfällig eine aufgerückte Mannschaft des MSV für Konter ist.

Das Spiel hatte Schwung aufgenommen, auch der MSV bekam etwas Raum. Ein Angriff wurde druckvoll vorgetragen, im Strafraum abgewehrt und schon lief der Konter, gegen den die Defensive machtlos wirkte. Ein einziges Mal kam das vor. Das nur angemerkt für all diejenigen, die glauben, der MSV hätte offensiver agieren müssen. An der Stelle war deutlich zu sehen, warum das ein ganzes Spiel nicht gelingen kann.

In solch einem Spiel wie gestern gibt es nur wenige Torchancen. Wenn die nicht genutzt werden, darf kein Gegentor fallen, sonst geht das Spiel verloren. Dieses Gegentor fiel mit Hilfe des Schiedsrichters, der den Elfmeter pfiff. Das zweite Tor wäre eine unbedeutende Zugabe geworden, wenn es nur nicht wieder Michael Ratajczaks gegenwärtiges Leistungsvermögen in den Blick gerückt hätte. Bei solchen Schüssen aus einer Distanz von knapp außerhalb Strafraums macht er momentan oft keine gute Figur.

Zu dem Zeitpunkt spielte die Mannschaft des MSV schon nur zu zehnt. Andreas Wiegel hatte verletzt ausscheiden müssen. Das Wechselkontingent war ausgeschöpft. Die Verletztung erweist sich heute als Kreuzbandriss, und das ist die andere bittere Nachricht, weil Andreas Wiegel in seinem ersten Spiel nach der letzten langen Verletzung sich mit einer starken Leistung präsentierte. Die Verletztung war die Folge eines Fouls von Marc Rzatkowski, für das er die gelbe Karte erhielt. Damit war er gut bedient. Es war eines jener Fouls, bei denen im Ansatz klar ist, der Gegenspieler ist das Ziel und der soll das gefälligst spüren. Diese Verletzung steigert den bitteren Nachgeschmack der Niederlage ins Unerträgliche.

Vergessen wir das alles wieder. Nur so entsteht nicht das Gefühl von Vergeblichkeit. Nur so lässt sich das Glück trotz der kleinen Fehler im Spiel des MSV auch manchmal zwingen. Am besten am nächsten Sonntag schon.

Loblied auf ereignisarme Zeiten

Der Kontrast zur Gegenwart könnte nicht größer sein. Momentan tauche ich tief in die Nachrichtenlage der Zeit vor dem Schuldenschnitt ein. Ich lese von all der Unsicherheit, von Sorgen und Mutmaßungen, wer welche Motive für sein Handeln hat. Ich spüre wieder den Zorn von MSV-Fans. Ich erkenne die große Hoffnung auf eine Zukunft mit sportlicher Perspektive wieder. Ich lese vom Unverständnis, warum der Schuldenschnitt doch nicht so gelang, wie er im Moment der Lizenzerteilung für die 3. Liga angekündigt worden war. Wir wissen, es dauerte nur länger als erhofft.

All das steht so sehr im Gegensatz zur Konzentration der Aufmerksamkeit auf sportliche Fragen in dieser Zeit, dass ich mich gerade über den MSV der Gegenwart sehr freue. Trotz der gemischten Gefühle, die die Bewegtbilder vom Testspiel gegen Standard Lüttich mal wieder in mir wecken. Natürlich erhalten wir durch den kurzen Clip überhaupt keinen Eindruck von der Leistung der Mannschaft, und es ist auch nicht die Niederlage, die das verursacht. Es ist eher so, dass ich trotz der zu sehenden gelungenen Offensivaktionen nach den Gegentoren zwei und drei den „individuellen Fehler“ einfach nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Der verfolgt mich seit dem ersten Spiel. Fehler, Gegentor. Einer macht ihn gerade immer. Und wenn´s dann noch beide Torhüter sind …


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