Posts Tagged 'Mihai Tararache'

Das Wesen des Fußballs oder Gegen Gesundheit wehrt sich auch keiner

Was wäre es schön, wenn wir den Fußball tatsächlich in seinem Wesen des Spiels ernst nehmen könnten. Dann gäbe es keinen Nachrichtenwert für einen BILD-Mann, wenn Ennatz Dietz meint, gegen einen Aufstieg wehre sich niemand. Natürlich wehrte sich niemand gegen einen Aufstieg, denn gegen Gesundheit wehrt sich auch niemand. Oder gegen eine Belohnung für die eigene Leistung.

Lassen wir mal die Großvereine des Unterhaltungsbetriebs außen vor. Die Zweite Liga ist mit ihrer Ausgeglichenheit gerade ein Sinnbild für das Wesen des Fußballs. Denn ein Wesenskern des Fußballs ist die besondere Mischung von Zufall und Leistung als Voraussetzung für Erfolg. Das Wesen des Fußballs kritisiert unentwegt die Grundüberzeugungen unserer Leistungsgesellschaft. Leistung garantiert nicht viel im Leben. Auch wenn das immer wieder vergessen wird.

Wenn wir das Wesen des Fußballs ernst nähmen, wäre jeder begeistert über einen Aufstieg. Wir machten uns nicht einen Gedanken darüber, ob der Aufstieg zu früh käme oder nicht. Wir nähmen das Glück, wie es kommt. Wir würden Nachsicht haben beim Misserfolg, wenn jeder sein Bestes gegeben hat. Wir würden aufsteigen und gegebenfalls traurig aber vorwurfslos wieder absteigen. Wir betrachteten die Zukunft als unwägbar, selbst wenn man alle möglichen Gefahren bedacht hat und sich für anstehende Aufgaben so gut vorbereitete, wie es jeder für sich kann.

Wenn wir den Fußball in seinem Wesen ernst nehmen könnten, wäre Fußball in unserer Gesellschaft wahrscheinlich nicht mehr so populär. Davon ab, fühlt sich ein Aufstieg immer verdammt gut an.

 

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Einzelne Ergebnisse in eine Serie verwandeln

Beim 1. FC Kaiserslautern hofft man im Spiel gegen den MSV Duisburg am Sonntag darauf, sich endlich einmal wieder über einen Sieg freuen zu können. Fast ein Jahr hat die Mannschaft kein Heimspiel mehr gewonnen. Man könnte nun vorschnell denken, gerne leistet der MSV Duisburg in solchen Fällen Aufbauhilfe. Doch in dem Fall ist die Ausgangslage nicht so eindeutig. Die Mannschaft von Kaiserslautern ist eigentlich zu stark, um auf die großzügige Hilfe von den Zebras rechnen zu können. Die Aufbauhilfe wird, so weit ich erinner, vor allem dann gewährt, wenn der Verzicht auf Punkte eine wirklich barmherzige Geste ist; wenn vor dem Spiel die Chancen zumindest gleich verteilt sind.

Auf welchem Leistungsniveau sich die Mannschaft im Moment befindet, wissen wir aber nicht genau. Es wurde berichtet, dass neue Besen gut gekehrt haben und somit die Voraussetzungen für das Spiel nicht schlecht sind. Die Mannschaft wird viel Unterstützung erhalten, der Aufbruch wird von vielen Zuschauern aus Duisburg begleitet. Da verhilft es vielleicht zu noch mehr Zuversicht, wenn wir uns daran erinnern, Siege in Kaisesrslautern sind nicht unwahrscheinlich.

In der ersten Saison nach dem letzten Abstieg gab es vor dem Auswärtsspiel am 17. Mai 2009 endgültig keine Hoffnung mehr auf den sofortigen Wiederaufstieg. Der 1. FC Kaiserslautern hingegen musste gewinnen, um eine Minimalchance zu wahren. Das turbulente Spiel endete mit einem 5:3-Sieg der Zebras.

Zwei Jahre zuvor, in der Aufstiegssaison gewann die Mannschaft am 2. April mit 3:0. Dieser Sieg gibt mir die Gelegenheit, auch an Mihai Tararache zu erinnern. Er verwandelte einen Elfmeter zur 1:0-Führung. Die Bilder offenbaren nicht nur Jubel und etwas schemenhafte Spieler, sondern im Vergleich zu heutigen Bildern auch den rasanten technischen Fortschritt. Fünf Jahre später lassen die Clips heute auf dem Spielfeld deutlich mehr erkennen.

Mihai Tararache, wurde von Milan Sasic – man kann es nicht anders sagen – mit Ansage demontiert. Der Trainer wusste, dass Tararache keinen sehr guten spielerischen Argumente mehr auf seiner Seite hatte. Und dann setzte er ihn in jenem Spiel, das zu Tararaches letztem für den MSV Duisburg wurde, als Linksverteidiger ein. Doch ich verlange auch nicht von einem Gitaristen er muss fehlerlos auf der Geige spielen können, nur weil beides ein Saiteninstrument ist. Tarache war für diese Position durch nichts anderes qualifiziert als durch seine große Erfahrung als Fußballer. Er war nicht mehr schnell genug. Er war ein Notbehelf, und Sasic verlangte mehr. Der Abschied von Tararache ist dem MSV Duisburg vollends misslungen. Ein Spieler, auf dessen Spiel- und Nervenstärke sich der Verein über Jahre verlassen konnte, hätte mehr gewürdigt werden müssen. Natürlich ist das Vergangenheit.

Vielleicht gelingt es aber durch die Erinnerung an den mit ihm errungenen Erfolg, die noch so uneindeutig wirkenden Ergebnisse der Auswärtsspiele in Kaiserslautern  endlich in eine Serie zu verwandeln. Angstgegner MSV Duisburg – wenn es in Kaiserslautern demnächst so hieße, ich hätte nichts dagegen.

Dieses Gefühl habe ich eine Saison lang nicht vermisst

Wenn Niederlagen des MSV Duisburg mir für längere Zeit immer wieder Mal kurz die Laune verderben, bin ich in eine wohl bekannte alte MSV-Stimmung geraten. Eine Saison lang hatte ich mir selbst beweisen können, dass ich das Verlieren irgendwann einmal gelernt habe. Es war nicht schön zu verlieren, doch dieses unangenehme dunkle Gefühl vom Wochenende rund um den MSV blieb dennoch verschwunden. Jetzt ist es wieder da. Es ist ein Zeichen der Unzufriedenheit, nicht weil der MSV Duisburg verliert, sondern weil mein Vertrauen in das Handeln der Verantwortlichen beim MSV Duisburg nicht stabil bleibt. Mein Schiff Vertrauen befindet sich in dieser Saison wieder in unruhigem Gewässer.  Ich muss mich selbst zum Vertrauen überzeugen. Letzte Saison stellte es sich ein. Vielleicht dank glücklicher Umstände.

Vom Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth habe ich nichts gesehen. Nach dem, was zu lesen ist, muss die Mannschaft des MSV Duisburg sehr schlecht gespielt haben. Auch das könnte ich hinnehmen, wenn ich den Umgang mit dieser Spielweise gutheißen könnte. Mir fällt das schwer. Meine Gedanken zu Milan Sasic habe ich hier schon öfter ausgebreitet. Er hat trotz meiner anfänglichen Skepsis meine Sympathie gewonnen. Meine Sorgen ergeben sich dennoch immer wieder aus Milan Sasics Umgang mit anderen Menschen. Ich habe schon einmal vom komplexen Beziehungssystem einer Fußballmannschaft geschrieben, und ich habe Sorge, dass Milan Sasic der Gegenpart Bruno Hübner fehlt. Bruno Hübner fehlt nicht als Sportdirektor sondern als starke Person im Verein, um eine Art Psychohygnie der Gruppe zu gewährleisten. Wenn ich die Reaktion von Milan Sasic auf die Niederlage gegen die SpVgg Greuther Fürth sehe, wenn ich mich an seinen Umgang mit Mihai Tararache erinnere und an meine Mutmaßungen über seinen Umgang mit Benjamin Kern wieder wach werden, dann nimmt das Bild des enttäuschten, strengen Vaters Konturen an.

Versteht ihr, was das bedeutet?! Ich habe schon wieder das Gefühl, ihr strengt euch nicht genug an. Noch einmal nachgedacht: Der entäuschte, strenge Vater! Ich habe das in den letzten zwei Wochen jeden Tag mit euch geübt: Anspielungen, Vergleiche, bildhaftes Sprechen, Sätze mit Nebensätzen. Sätze mit mehr als fünfzehn Wörtern. Gereihte Sätze. Die Grundlagen: Einwortsatz. Die Frage. Der Aussagesatz. Alles. Und jetzt dieses Totalversagen?! Das geht nicht! Wieder sehe ich Leser ohne Bereitschaft, sich anzustrengen, um etwas zu verstehen. Ihr kriegt die Texte ohne einen Cent auszugeben. Auch wenn ihr noch so wenig denken könnt, ich will euch wenigstens ums Verstehen kämpfen sehen.  Mir tuen nur die Blogportale und die Zusammenschauen der Sportseiten leid, die sich das ansehen müssen.

Das fühlt sich doch unangenehm an, so ein Kind eines enttäuschten, strengen Vaters zu sein, oder? Das wird auch durch Geld nicht aufgewogen so ein Gefühl. Das kann zu verhärteten Positionen führen. Erfolg stellt sich im Moment nicht ein. Alles, was die Gruppe auseinander treibt, was Selbstbilder in der Öffentlichkeit beschädigt, all das macht Erfolg in Zukunft nicht gerade wahrscheinlicher.  Immer wieder kann ich nur hoffen, dass Milan Sasic in seinem Verhalten nach innen gegenüber den Spielern mehr Möglichkeiten zu handeln hat, als es nach außen hin oft den Anschein besitzt.

Leser fragen – Kees Jaratz antwortet: Das DFB-Pokalfinale

Die beliebte Ratgeber-Rubrik dieser Seite „Leser fragen – Kees Jaratz antwortet“ widmet sich bis zum Pokalfinale am Samstag natürlich nur einem: dem Pokalfinale. Im Moment führen über Google täglich Fragen zu diesem Spiel hierher und, wie schon einmal gesagt, wer hier landet, soll nicht vergeblich gekommen sein. Ich weise gerne auch noch einmal darauf hin: Wer seine Fragen lieber genauer stellen möchte, als es die Google-Gepflogenheiten erlauben, kann auch direkt Kontakt mit mir aufnehmen.

Anonymer Google-Nutzer (Alter unbekannt): In welchem Trikot spielt der MSV am 21. Mai 2011?

Lieber anonymer Google-Nutzer, die Mannschaft vom MSV Duisburg wird in den blau-weiß gestreiften Zebra-Trikots auflaufen, das heißt in den Heimspieltrikots. Was sich übrigens keineswegs zwangsläufig daraus ergab, dass der MSV Duisburg schon bald nach den Halbfinalergebnissen vom DFB durch Losentscheid zur Heimmannschaft bestimmt wurde. Dieser erste Losentscheid hatte nur den Zweck, die Spielpaarung des Finales in einheitlicher  Form kommunizieren zu können. Die sich normalerweise aus dem Status der Heimmannschaften ergebenden Rechte wurden mit einem zweiten Losentscheid am 16. März beim „DFB-Pokal-Finalisten-Meeting“ in Berlin vergeben. Hierbei gewann der MSV Duisburg den Losentscheid und wählte daraufhin das Trikot sowie die Umkleidekabine. Nach dieser zweifachen Wahl wurde die Entscheidung für die Aufteilung der Fans innerhalb des Stadions dem FC Schalke 04 überlassen. Der MSV Duisburg informierte über die zweite Auslosung hier.

Verschiedene anonyme Google-Nutzer (Alter unbekannt): Welcher Spieler des MSV Duisburg hat schon einmal den DFB-Pokal gewonnen?

Ivica Banović weiß, wie man sich als Pokalsieger fühlt. Als Werder Bremen in der Saison 2003/2004 das Endspiel gegen den Zweitligisten Alemannia Aachen gewann, gehörte Ivica Banović zum Kader des Vereins. Eingesetzt wurde er allerdings nur in den Pokalspielen der 1. Runde und des Achtelfinales. In der Saison 2006/2007 spielte er beim 1. FC Nürnberg und wurde im DFB-Pokalfinale in der 115. Minute eingewechselt. Der 1. FC Nürnberg siegte gegen den VfB Stuttgart nach Verlängerung mit 3:2.

Filip Trojan gehörte zum Spielerkader vom FC Schalke 04 in der Saison 2001/2002, als der FC Schalke 04 den DFB-Pokal mit einen 4:2-Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen gewann. Allerdings wurde er in keinem Spiel der Saison eingesetzt und gehörte nicht zum 18er-Kader des Pokalspiels.

Auch Ivica Grlic kennt die Atmosphäre in Berlin, auch wenn er bislang noch nicht als Pokalsieger vom Platz ging. Für jene Aachener Mannschaft, die in der Saison 2003/2004 das Pokalfinale verlor, stand Ivo auf dem Platz. Wenn mich zudem nicht alles täuscht, ist auch der Pressesprecher des MSV Duisburg Martin Haltermann darin geübt, den Medienandrang nach Pokalsiegen abzuarbeiten. Als der 1. FC Nürnberg Pokalsieger wurde, arbeitete er dort in gleicher Funktion wie nun beim MSV.

Außerdem gibt es im derzeitigen Kader drei Spieler des MSV Duisburg, die bei Pokalsiegern anderer Nationen gespielt haben. Branimir Bajić spielte von 2000 bis 2007 mit einer kurzen Ausleih-Unterbrechung für FK Partizan Belgrad und gewann mit dem Verein den serbischen Pokalwettbewerb in der Saison 2000/2001. Ebenfalls in dem Verein spielte Srdjan Baljak schon ab 1996 als Jugendspieler. Er erlebte somit nicht nur den Pokalerfolg 2001/2001 mit, sondern auch den Pokalerfolg der Vorsaison 1999/2000.

Auch wenn Mihai Tararache für den MSV Duisburg sehr wahrscheinlich nicht mehr spielen wird – wer weiß, wer sich noch verletzt -, zum Kader des Vereins gehört er dennoch, und es soll nicht vergessen werden, dass auch er in der Saison 2004/2005 mit dem FC Zürich Sieger im Schweizer Cup wurde.

Anonymer Google-Nutzer (Alter unbekannt); sehr wahrscheinlich vermutlich ein Mitarbeiter der Geschäftsstelle vom FC Schalke 04 im Auftrag von Vorstandsmitglied Horst Heldt (41), der neben seinen Aufgaben im sportlichen Bereich mal kurz Aufgaben im Unternehmensfeld Kommunikation abarbeitete: Wie schreibe ich eine vorübergehende Schließung wegen Trauerfall?

Lieber Horst Heldt, ich kenne Sie als Mann wohlfeiler Worte und nehme an, so unglücklich drücken Sie sich nicht aus, wenn Sie sich für den Ernstfall rüsten wollen. Es wird einer Ihrer Mitarbeiter gewesen sein. Die junge Generation braucht manchmal noch ein wenig Übung beim Ausformulieren längerer Sätze. Ich glaube aber Sie richtig zu verstehen. Der Schock in der Geschäftsstelle des FC Schalke 04 wird bei einer Niederlage der Mannschaft des Vereins im Pokalfinale zu groß sein, um die anfallende Tagesarbeit zu bewältigen. Sie werden in sich gehen müssen und Zeit und Ruhe zum Trauern brauchen. Womöglich werden Ihnen erste Gedanken kommen, wo Geld einzusparen ist, da der Verein an keinem europäischen Wettbewerb teilnehmen kann. Ich schlage deshalb vor, sogleich am kommenden Montag mit dem Sparen zu beginnen. Ihre Frage geht doch dahin, wie Sie die Öffentlichkeit darüber informieren sollen, dass die Geschäftsstelle wegen des Trauerfalls „Niederlage im Pokalfinale“ geschlossen bleibt? Ich empfehle ein einfaches, handbeschriebenes Pappschild an die Tür zu kleben: „Wegen Trauerfall geschlossen“.  So einfach ist das und so kostengünstig. Vielleicht lässt sich der eine oder andere Schalker Spieler ja sogar ermuntern, die Worte niederzuschreiben.  So ein selbst verfertigtes Zeugnis mit der Originalschrift eines echten Vizepokalsiegers könnte alle zu Herzen rühren, die vor der verschlossenen Tür der Geschäftsstelle stehen. Der erste Ärger wäre gelindert, und kein Krakeler würde ihre Gedanken stören, wie es weitergehen wird mit Gazprom, Schulden, Rangnick, Raúl, dem Torwart ohne Namen und was Ihnen sonst noch alles auf der Seele lastet.

Zocker-Stimmung beim MSV Duisburg?

Als ich gerade nachgelesen habe, was denn die Nachberichterstattung mit zwei Tagen Abstand zum Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen bei Der Westen so hergibt, ging es mir wahrscheinlich ähnlich wie Walter Hellmich, als er von den Vorwürfen gegen sich lesen musste. Ich bin ärgerlich geworden – ärgerlich deshalb, weil ich mich wirklich anstrenge, wenn ich hier schreibe. Ich strenge mich sehr an, in den Ereignissen beim und in den Nachricht über den  MSV Duisburg das zu entdecken, was der Verein und wir als Anhänger dieses Vereins in die Zukunft mitnehmen können. Ich halte es für nutzlos nur zu kritisieren, ohne auch von jenen Momenten im Geschehen zu erzählen, die Grundlage für eine positive Entwicklung sein könnten.

Heute morgen sehe ich diese Arbeit – denn das ist nicht allzu selten wirklich auch Arbeit – heute morgen, also, sehe ich diese Arbeit mit Füßen getreten und zunichte gemacht, wenn ich den oben verlinkten Artikel bei Der Westen lese.  Ich bin enttäuscht von denen, über die ich bei aller Kritik immer mit wohlwollendem Interesse und ganzem Engagement hier schreibe.

Sicher, wir sind uns einig. Das Spielergebnis vom Freitagabend war eine Enttäuschung. Doch wie kann es sein, dass drei Tage nach diesem Spiel Walter Hellmich mit den Worten zitiert wird, das „große Ganze“ sei gefährdet. Wir wissen um diesen finanziellen Balanceakt, den alle Mannschaften in diesem Zwischenland von Bundesliga und 2. Liga vollführen müssen. Wir wissen ebenfalls um die vertragliche Situation im Kader. Wir wissen um die Notwendigkeit des sportlichen Erfolgs. Doch schon vor dem Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen war ein Aufstieg nicht allzu wahrscheinlich. Wie kann es sein, dass wir nach dem Spiel nicht nur über schlechten Fußball reden und über die Enttäuschung angesichts einer schlechten Leistung sondern nun auch die Zukunft ganz schwarz malen? Herrscht beim MSV Duisburg etwa ausschließlich eine Zocker-Mentalität? Ich will das nicht glauben! Dazu gibt es immer wieder auch überlegte, planerische Gedanken, die der Öffentlichkeit mitgeteilt werden.

Darüber hinaus bereitet es mir Sorge, wenn ich lese, wie Milan Sasic mit Misserfolg umgeht. Bei seiner Verpflichtung hatte ich die Hoffnung, er habe aus seinen Erfahrungen beim 1. FC Kaiserslautern gelernt. Allmählich befürchte ich, dem ist nicht so. Allmählich befürchte ich, seine Trainerpersönlichkeit funktioniert in einem Verein nur dann, wenn seine Mannschaft dauerhaft erfolgreich spielt. Erfolgreich kann wie in Koblenz auch heißen, die Klasse zu halten. Ich befürchte, bei Vereinen wie dem 1. FC Kaiserslautern oder dem MSV Duisburg aber, Vereinen also, deren Tagesgeschäft seit Jahren nie sicher sein kann und bei denen der Erfolg stets gefährdet ist, bei solchen Vereinen trägt seine anscheinend sehr autoritäre Trainerpersönlichkeit zur Verunsicherung weiter bei.

Sein Umgang mit Mihai Tararache am Freitagabend scheint mir diese Vermutung zu belegen, und ihr wisst, wie sehr ich vom Gegenteil überzeugt werden möchte. Aber Mihai Tararache muss nicht zwei Minuten vor der Halbzeitpause ausgewechselt werden. Das ist eine Stellungnahme des Trainers gegen den Spieler und wirkt als Demütigung. Milan Sasic nimmt doch bei der Aufstellung von Mihai Tararache als linkem Außenverteidiger dessen Schwächen bewusst ihn Kauf. Mihai Tararache war selbst in Zeiten der Hochform kein sprintender Fußballer. Ich nehme an, diesen Nachteil sollte sein von Erfahrung geprägtes, besseres Stellungsspiel dann ausgleichen. Das kann gelingen. Das muss aber nicht gelingen. Dann wechselt man aus und behebt den Fehler. Aber man demütigt den Spieler nicht, der auf einer Position spielen soll, auf der er sich nicht wohl fühlt und der dennoch versucht, daraus das Beste zu machen. Denn lustlos habe ich Mihai Tararache nicht gesehen.

Milan Sasics Umgang mit Mihai Tararache ist nur ein Hinweis auf seinen Umgang mit den Spielern überhaupt. Der Rest ist Spekulation, und da kann ich nur hoffen, die Spieler machen sich frei von Milan Sasics Persönlichkeit und versuchen auf dem Platz für sich selbst einzustehen. Denn eines ist gewiss, wenn die Stimmung im Verein so ist, wie kolportiert, dann können die Spieler befreit aufspielen. Denn alle, die mit Sasics Persönlichkeit Schwierigkeiten haben, werden in der nächsten Saison ohnehin unter einem anderen Trainer spielen.

Saison 2009/2010 – Fortuna Düsseldorf (H)

Um hier ein wenig Freude über den Sieg gestern Abend zu verbreiten, muss ich erst einmal meine Gedanken ein wenig ordnen. Was schwirrt mir nicht alles noch im Kopf herum? Kouemaha, Hübners Arbeit, Sören Larsen, die Konkurrenz im offensiven Mittelfeld und ein paar Sätze über Fragen der Moral und des Anstands lassen sich auch nicht mehr vermeiden. Die letzten zwei Tage haben mir jedenfalls für die ganze Woche was zum Schreiben gegeben. Denn das will ich doch mal alles schön auseinander halten. Nur dann führen Sätze zu Lesevergnügen und vielleicht sogar zu Erkenntnissen. So kann es heute um nichts anderes gehen als um das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf gestern Abend.

In diesem Spiel war es in den ersten 30 Minuten überhaupt nicht abzusehen, wie sicher dieser Sieg in der zweiten Halbzeit schließlich erspielt werden sollte. Mir hat dieses Spiel jedenfalls gezeigt, warum es in der Zweiten Liga so schwer ist, auch mit einer gut besetzten Mannschaft sicher um den Aufstieg mitzuspielen. Der Unterschied zwischen den spielerischen Möglichkeiten der Zweitliga-Mannschaften ist eben nur gering. Was Fortuna Düsseldorf in den ersten 30 Minuten gezeigt hat, war ein konzentriertes Mannschaftsspiel mit sehr gutem frühem Pressing und sehr schnellem Umschalten auf den Angriff nach Ballgewinn. Der letzte Pass vor das Tor war allerdings oft nicht präzise genug und bei den zwei oder drei Chancen der Fortuna fehlte ihnen das Glück. Mich erinnerte das etwas an den MSV der letzten Saison. Der Unterschied, der letztlich zur Platzierung in der Tabelle führt, ist die Dauerhaftigkeit dieses Spielvermögens. Bei den Mannschaften die es dann doch nicht nach oben schaffen, ist dieses Spielvermögen sehr abhängig vom Spielverlauf und der Belohnung des läuferischen Aufwands durch ein Tor in der ersten halben Stunde. Fällt dieses Tor nicht, wird es für solche Mannschaften eng. Fällt gar ein Gegentor, ist die Niederlage nah und das Unentschieden fast immer nur noch eine Frage des Glücks.

Von dieser Abhängigkeit der eigenen Spielanlage vom Spielverlauf scheint sich der MSV inzwischen unabhängiger gemacht zu haben. Das hat man allerdings gestern weniger sehen können als in den anderen bisherigen Spielen. Gestern sorgte ich mich in den ersten 30 Minuten mehr vor dem Rückstand als dass ich Ansätze zu konstruktivem Spiel sehen konnte. Nervosität in Abwehr und Mittelfeld griff fast von Anfang an um sich, als der MSV feststellen musste, dass die Fortuna nicht gewillt war, die Rolle des ängstlichen Aufsteigers beim Auswärtsspiel anzunehmen.  Die Fortuna attackierte den MSV schon in dessen eigener Hälfte sehr früh beim Spielaufbau. Deshalb geriet Adam Bodzek innerhalb kürzester Zeit zweimal so unter Druck, dass er den Ball im Querpass zum Gegner spielte. Es folgten gefährlich Angriffe der Fortuna, denen zu unserer Erleichterung die  Sicherheit beim Abschluss fehlte.

Um mich herum wurde bei solchen Fortuna-Angriffen immer wieder auf Frank Fahrenhorst geschimpft. Dieses Urteil kann ich nicht teilen. Ich habe ihn keineswegs als den Schwachpunkt der Verteidigung gesehen. Da habe ich Olivier Veigneau für deutlich schwächer gehalten. Gestern wurde aber überaus deutlich, dass diese Verteidigung noch kein routiniertes Ineinandergreifen bei der Besetzung der Positionen hat. Es entstehen oft Freiräume für die gegnerischen Stürmer, weil die Innen- und Außenverteidiger noch nicht in idealer Weise aus ihrem Verbund der Raumdeckung ausscheren, um die notwendige Verteidigung im Mann gegen Mann aufzunehmen. Dieses Ausscheren des einen und Nachrücken des anderen funktioniert noch nicht. Einer sieht dann in der konkreten Spielsituation immer dumm aus. Das mag Frank Fahrenhorst manchmal sein, gestern vielleicht auffälliger für manchen Zuschauer, weil er zudem etwas langsamer als sein Düsseldorfer Gegenspieler war. Doch der Fehler geschieht früher. Nämlich während der aufeinander abgestimmten Bewegung der Verteidiger, und wer da nun genau wieviel Schuld hat, ist nicht entscheidbar duch die zeitgleiche Bewertung der aktuellen Spielsituation. Dazu bedarf es tatsächlich der nachträglichen Analyse per Video. Da gibt es also noch viel Arbeit für Peter Neururer.

Auch wenn die etwas gefährlicher wirkenden Chancen zunächst von der Fortuna erspielt wurden, der MSV kam schon auch vor das gegnerische Tor. Das Spiel des Vereins aller Vereine entfaltete sich nur zu wenig. Es gab in der ersten Halbzeit kaum einmal ein funktionierendes Kurzpassspiel. Deshalb war es beruhigend zu sehen, als wie durchsetzungsfähig sich Caiuby erwies. Technisch auf sehr hohem Niveau behauptete er immer wieder den Ball gegen zwei, drei Gegenspieler und bei seinem Drehschuss knapp am Tor vorbei bewies er eine Körperbeherrschung, die in Duisburg nicht oft zu sehen war. Natürlich ist er bei hohen Flanken in den Strafraum nicht so präsent wie Kouemaha, obgleich er im Mittelfeld hohe Anspiele sehr gut behauptet. Dennoch glaube ich, dass ein Angriffsspiel, das Caiubys Fähigkeiten berücksichtigt ebenso viele Tore zur Folge haben wird jenes, das auf Kouemaha zugeschnitten war. Denn wieviele Tore hat der MSV nach hohen Flanken in den Strafraum erzielt?  Nicht allzu viele, meine ich.

Zum Führungstor des MSV schreibt der „Kicker“ ein „Sonntagsschuss“ habe Duisburg in „Front“  gebracht. Was weder Mihai Tararaches Fähigkeiten noch die Spielsituation richtig beschreibt. Das erste Tor des MSV Duisburg war keineswegs ein „Sonntagsschuss“, weil es erstens eine Vorarbeit gab: Der Ball wurde von Wagner (?) Caiuby nach links abgelegt,  nachdem er Verteidiger ausgespielt hatte. Und zweitens kann Mihai Tararache aus dieser Entfernung und Position sehr platziert schießen. Wenn es in der Mannschaft des MSV Duisburg jemanden mit einem harten Schuss gibt, ist er es. Also, keineswegs ein „Sonntagsschuss“ sondern ein mögliches Ergebnis, wenn Spieler des MSV Duisburg ihre Fähigkeiten und Fehler der gegnerischen Abwehr ausnutzen. Denn die freie Schussbahn wurde Tararache dankenswerter Weise gelassen. Dass eine Führung zu diesem Zeitpunkt keineswegs zwingend erspielt wurde, ist eine andere Frage. Die Führung und nicht der Schuss war zu dem Zeitpunkt also ein wenig glücklich.

In der Zweiten Halbzeit begann der MSV energisch das Spiel und es war eigentlich abzusehen, dass sie das zweite Tor erzielen wollten. Die große Chance zum Ausgleich hatte die Fortuna dennoch. Erst ging der Ball nur an den Pfosten, bei dem eher mäßigen Nachschuss stand zufällig noch Tom Starke anderselben Stelle wie vorher und konnte den Ball aufnehmen. Fast sofort danach war das Spiel gewonnen, weil Christian Tiffert nach einem schnell und präzise vorgetragenen Spielzug über drei (?), auf jeden Fall wenige Stationen mit einem Flugkopfball zum zweiten Tor des MSV verwandelte. Dabei weckt das Wort Flugkopfball eigentlich eine falsche Vorstellung von Dynamik und Härte. Tiffert flog zwar durch die Luft, traf aber den Ball ohne viel Kraft und beförderte ihn ins lange Eck, so dass ich wider besseren Wissens für einen Moment fürchtete irgenwoher könne noch ein Abwehrspieler auftauchen und den Ball von der Linie kratzen. Dem war nicht so. Die Fortuna gab auf und der MSV konnte zu zaubern beginnen. Nun ja, nicht ganz zaubern, aber sehr schöne technische Kabinettstückchen von Sandro Wagner und Caiuby. Oder Chinedu Ede setzte sich mit Stochern, beherztem Antritt und erneutem Stochern gegen die drei Gegenspieler direkt um ihn herum durch.

Vor dem dritten Tor nutzte Wagner einen Fehler im Spielaufbau der Fortuna, nahm den Ball und lief den herbeilenden Verteidigern davon, um souverän zu vollenden. Es ist schon lange her, dass ich in der 70. Minute an einem Sieg des MSV nicht mehr zweifelte. Und auch die sportliche Führung zweifelt nicht mehr – und zwar über die Ziele. Das waren deutliche Worte vor dem Spiel von Bruno Hübner. Wir wollen aufsteigen. Vor der Saison hieß das noch anders. Das hieß „oben mitspielen“. Wie der MSV in den ersten vier Spielen aufgetreten ist, zeigt mir, dieses Mal sind das keine leeren Versprechungen. Bruno Hübner und Peter Neururer meinen es ernst und sie leisten ihren Teil dazu, dass das Vorhaben Wiederaufstieg in dieser Saison gelingen könnte.

Und noch eins, ich habe den Eindruck, das Publikum merkt die Ernsthaftigkeit dieses Bemühens. So viel Vorschussbeifall hat es auch schon sehr lange nicht mehr im Stadion gegeben. Da gab es eine Erwartung auf ein Fußballfest. Und auch das ist neu. In den letzten Jahren wurde solch eine Stimmung immer wieder enttäuscht. Es gab diese Spiele nach überraschenden Auswärtserfolgen und dem allmählichen Herantasten an gute Tabellenpositionen, Spiele, in denen das Stadion wieder voll wurde und jedes Mal wurde im Heimspiel dann eine mäßige bis schlechte Leistung gezeigt. Nach einem Spiel wie gestern werden Zuschauer wieder kommen, die nicht ohnehin jedes Heimspiel kommen. Die Zeichen mehren sich, dass wir diesem MSV allmählich wieder vertrauen können.

Klagechor hat eine Stimme mehr

Der dreistimmige Klagegesang in der Besetzung Jochen, Tina und Thorsten wird ja bereits von einem vielstimmigen Hintergrundchor unterstützt. Da muss ich nur noch leise mitsummen. Es gibt also kein stabiles Leistungsvermögen dieser Mannschaft. Da bleibt nicht mehr als resigniertes Seufzen nach einem Sonntagnachmittag bei Kaffee, Kuchen und Duisburger Familienbesuch in Köln, während einmal mehr im Hintergrund Marco Röhling ununterbrochen um Worte rang, die schlechte MSV-Leistung erzählbar zu machen. Und dann: „Was für ein Graupentor! Aber egal…!“ So ganz egal war es mir nicht, weil so ein Tor dann immer wieder meine Hoffnung kitzelt, wenn ich nichts mit eigenen Augen sehe. Der Glaube versetzt dann schon mal den ein oder anderen Hügel auf dem inneren Weg zum Anschluss an die Spitzenplätze. Vielleicht sollte ich ja ohnehin demnächst eher die Spiele des Vereins aller Vereine imaginieren. Dann sind die Niederlagen wenigstens schön anzusehen. Ach, es war ja ein Unentschieden gegen TuS Koblenz. So etwas vergisst man angesichts der gehörten Worte und der im SWR gesehenen Bilder ganz. Andererseits, dieses Tor zum Ausgleich wird mir im Gedächtnis bleiben. Das hatte was vom choreografierten Chaos einer Slapstick-Komödie, als Mihai Tararache an die linke Eckfahne schoss, um ins Tor zu treffen, und Björn Schlicke da hineinrannte, flankte und in der Mitte Cedrick Makiadi einschoss.  Leider ist so was ja beim Verein aller Vereine eher selten wiederholbar. Denn im Gegensatz zur Slapstick-Komödie, in der dann das Spiel auf perfektem Timing beruht, scheint es sich beim MSV ja meist eher doch um Zufall zu handeln.


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