Als Samstag der Gruppenfavorit Portugal gegen Österreich nur ein torloses Unentschieden erreichte, gab es während des Spiels einen wunderbaren Moment der Wahrheit. Der bei Real Madrid spielende Pepe kam an den Ball, und Tom Bartels, der ARD-Kommentator, dachte zugleich an den Sieg von Real im Champions-League-Endspiel gegen Atletico Madrid. In diesem Finale hatte sich Pepe nicht nur als Fußballer vorgestellt. Er dachte schon an die Zeit nach seiner Sportlerkarriere als D-Movie-Schauspieler und sammelte Arbeitsproben. Mit einem beschränkten Repertoire zwar und noch sehr laienhaft, aber gerade D-Movies brauchen Menschen, die sich grundlos in sterbender Weise oder schwer verletzt am Boden wälzen können.
Samstag führte Pepe also den Ball im langsamen Spielaufbau. Tom Bartels hatte Zeit für die üblichen Randbemerkungen zu Spielern, und schon kam die drängendste Wahrheit aus seinem Mund: „Pepe, der Championslieger“. Was dessen Bedeutung für das Finale besser auf den Punkt bringt als der Titel Champions-League-Sieger. An so was hat Herr Freud da oben bestimmt immer noch seinen Spaß.

Screenshot der Nachrictht vom MSV Duisburg
Wenn mir das Wort Favorit in diesen Tagen nur im Entferntesten in den Sinn kommt, gibt es für mich ebenfalls neben der EM-Gegenwart eine andere Fußballwirklichkeit, die sich zugleich in den Vordergrund schiebt. An diesem Wort kommen wir in Duisburg beim Blick auf die kommende Drittliga-Saison nicht vorbei. Wie lange ist es her, dass der MSV Duisburg sich so deutlich zu seinem Ziel in der Liga bekennt? Es gibt keine einschränkenden Trainerworte, kein Abwarten, wie die Saison sich entwickelt. Es gibt nur das zum Hashtag gewordene Versprechen „#MSVkommtwieder“.
Für dieses Selbstbekenntnis zum Favorit-Sein gibt es die wirtschaftliche Notwendigkeit. Ein Verein der Größe des MSV Duisburg, mit dessen Personalstand und dessen Infrastruktur muss in der 2. Liga spielen, um wirtschaftlich zu überleben. Momentan denke ich an diesen wirtschaftlichen Hintergrund nicht sehr oft, weil mir dieser Favoritenstatus vor einer Saison so fremd geworden ist. Ich staune in gewisser Weise noch immer und bemühe mich dabei nicht an den bisherigen Verlauf der Fußballeuropameisterschaft zu denken. Favoriten haben es in der Fußballgegenwart öfter als früher ziemlich schwer. Zähe Spiele ergeben sich mit so einem Status. Zähe Spiele, in der eine einzige Situation alles entscheiden kann, nicht selten auch zum Nachteil des Favoriten. Andererseits gab es ja auch Spanien im Spiel gegen die Türkei. MSV kommt wieder, das klingt schon verdammt gut.
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