So hat sich Branimir Bajic seinen Anteil am 3:2-Sieg des MSV Duisburg gegen den SC Paderborn mit Sicherheit nicht vorgestellt. Er hätte wahrscheinlich gerne den wie üblich souverän geschossenen Elfmeter erwähnt wissen wollen. Eine rote Karte aber als selbstloses Opfer für eine bessere Mannschaftsleistung? Das stand bestimmt nicht auf dem Plan. Als er vom Spielfeld ging, überwog noch der Ärger über die Schiedsrichterentscheidung. Da war noch nicht abzusehen, wie sehr sich die Mannschaft vom MSV Duisburg die weitere Spielzeit von knapp 20 Minuten steigerte. Es wurde noch einmal intensiv um jeden offenen Ball gekämpft. Meter um Meter wurden gelaufen. Kombinationen gelangen. Es war all das zu sehen, was zu Beginn der zweiten Halbzeit sich mehr und mehr andeutete und in der ersten Halbzeit kaum vorhanden war.
Es war ein unterhaltsames letztes Spiel der Saison, in dem der SC Paderborn sich zunächst als die kombinationssicherere Mannschaft erwies und sehr früh den Spielaufbau des MSV Duisburg zu stören begann. Wenn fast die gesamte Mannschaft des SC Paderborn in die gegnerische Spielhälfte rückt, gibt es schon auf Höhe des Strafraums nur wenig Raum und Ruhe, den Ball sicher dem Mitspieler zuzupassen. Halblange und lange Bälle boten Lösungen für das Problem, obgleich auch die Versuche geordnet nach vorne zu kommen nie eingestellt wurden. So kamen die Chancen des MSV Duisburg nach nur wenigen Ballkontakten zustande, während der SC Paderborn sich kontinuierlich, Mann für Mann durch die Duisburger Defensive spielte. Mit dem Führungstreffer konnte Timo Perthel noch einmal seine Qualität als Distanzschütze beweisen. Das hatte im Hinspiel schon geklappt. Sicherheit gab diese Führung aber nicht, und der Ausgleich schien nur eine Frage der Zeit zu sein.
Auf der linken Abwehrseite scheint es Abstimmungsschwierigkeiten gegeben zu haben. Immer mal wieder hatte Andreas Ibertsberger zwei Paderborner Spieler gegen sich. Dementsprechend konnte er nicht alles richtig machen. Das war aber meiner Meinung nach weniger seinem Stellungsspiel geschuldet als mangelnder Zuordnung auf der gesamten linken Seite beim schnellen Paderborner Kombinationsspiel. Seine Auswechlung war deshalb wohl mehr durch die Platzwunde am Kopf verursacht als durch seine Leistung.
Die zweite Halbzeit begann der MSV Duisburg energischer. Der Druck auf das Paderborner Tor wurde größer, und das Kombinationsspiel der Paderborner konnte sich nicht mehr so eindrucksvoll entfalten. Dennoch erhielt der MSV Duisburg seine Chancen eher durch die steilen Bälle in die Spitze. Einen dieser Bälle erlief sich Daniel Brosinski, der beim Abschluss im Strafraum gefoult wurde. Branimir Bajic als Standardschütze trat zum Elfmeter an und traf. Der erneute Ausgleich fiel durch einen sehr gut geschossenen Freistoß von Mario Vrancic. Beide Mannschaften wollten dieses Spiel weiterhin gewinnen. So wurden die Räume beim Hin und Her offener. Während die Paderborner ihre Kombinationssicherheit etwas einbüßten, gewannen die Zebras sie hinzu.
Sören Brandy war für mich der Spieler dieses Spiels, nicht nur weil ihm das Siegtor dann aus spitzem Winkel beeindruckend cool gelang. In diesem Spiel zeigte er noch einmal alle seine Qualitäten, die ihn für den MSV Duisburg so wichtig machen. Er läuft ungemein viel, schafft Lücken und stößt selbst in freie Räume. Er hat ein Auge für die Entwicklung von Spielsituationen. Das macht seinen Kampf um den Ball so effektiv. Dabei verfügt er über eine gute Technik, und in der Rückrunde ist seine Spielweise zudem offener geworden. Er sucht öfter das Abspiel, was natürlich auch dank das besseren Eingespieltsein der Mannschaft gelingt.
In der Pressekonferenz nach dem Spiel bedankt sich Kosta Runjaic bei allen, die mitgezittert haben in dieser Saison. Wieviel Zeit er sich für die Dankesworte nimmt, weist für mich auf die Zukunft dieses Vereins. Kosta Runjaic denkt in größeren Zusammenhängen. Er sieht nicht nur die sportliche Leistung seiner Mannschaft, sondern er weiß, wie diese sportliche Leistung auch von äußeren Einflüssen wie dem Umfeld des Vereins abhängig ist. In seinen Worten lässt sich erkennen, dass er ebenso weiß, jemand muss sich für die gute Stimmung rund um den Verein einsetzen. Dieser Trainer ist ein Glücksgriff für den MSV Duisburg gewesen. Ich hoffe sehr, dass er noch einige Zeit in Duisburg bleibt und beim MSV weitere Beweise für die Qualität seiner Arbeit abliefert.
Neben der Pressekonferenz sind zudem die Stimmen von Sören Brandy, Goran Sukalo, Timo Perthel, Daniel Brosinski, Julian Koch und Srdjan Baljak zu hören. Über Srdjan Baljak hätte ich natürlich gerne die wunderbare Geschichte von seinem letzten Tor der Saison geschrieben. Einmal blitzte diese Möglichkeit auf, als Daniel Brosinski auf das Tor zog und vielleicht hätte abspielen können. Aber es war ja Daniel Brosinski. Und Ruhmestaten herbeischreiben, das braucht Srdjan Baljak nicht. Auch wenn er souverän kurz vor Ende des Spiels noch einen Eckball für den MSV Duisburg herausgeholt hat. So etwas als besondere Leistung zu erwähnen, wirkt doch übertrieben. Dafür hat der MSV Duisburg diesem Spieler viel zu viel zu verdanken. Der Abschied von ihm schmerzt. Alles Gute, Srdjan Baljak!
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