Wenn ich derart, nämlich mit präzisen Ergebnisvoraussagen gegenüber Dritten, dazu beitragen kann, den Erfolg des MSV Duisburg zu ermöglichen, bin ich gerne bereit, daran mitzuarbeiten, wovon wir seit letzter Woche bis zur Winterpause nicht mehr sprechen. Dieses Mal kündigte ich den 3:1-Sieg der Bloggerkollegin Tina an, gegen Berlin war es die Tipprunde. An den Auswärtssiegen muss ich allerdings noch was arbeiten, da scheint sich meine wirklichkeitsbestimmende Macht nicht zu entfalten. Vielleicht hat einer der Spieler des Vereins aller Veine eine Idee, woran das liegen kann. Ich bin da ganz offen für Vorhersagebedingungsumstellungen. Peter Neururer sah sich ja vor dem Spiel gegen Hansa Rostock ebenfalls gezwungen, Veränderungen bei der Mannschaftsaufstellung vorzunehmen. Ein anderes taktisches System sollte den Erfolg ermöglichen.
Ob dieser Sieg aber tatsächlich der veränderten Taktik zu verdanken war, lässt sich keineswegs so sicher sagen wie der Sieg für alle aussieht, die nur das Ergebnis kennen. Das war mal wieder ein typisches MSV-Erlebnis gestern im Stadion. Diese Mannschaft gewinnt mit 3:1, doch richtig zufrieden gehen die wenigsten nach Hause. Was war das für ein Gegrummel beim Rausgehen. Grundsätzlich fühlen sich Siege ja besser an als Niederlagen oder Unentschieden, doch um das Stadion herum schwirrten diese unzähligen „aber“ durch die Luft. Ich habe dazu beigetragen. Natürlich ist es in Ordnung, in der zweiten Halbzeit erst einmal abzuwarten, was der Gegner noch macht, wenn man mit drei Toren Vorsprung führt. Dienstag arbeiten wir ja weiter am Projekt „Berlin“. Wenn Rostock nun nur mit gebremsten Schwung aus der Kabine kommt, gibt es eben nicht viel zu sehen. Warum aber habe ich nach dem einen Tor der Rostocker in der 70. Minute bis zwei Minuten vor Spielende die Sorge, der Verein aller Vereine könnte den Sieg noch verspielen? Ich befürchte, das hat dann doch mit der nicht allzu stabilen spielerischen Qualität der Mannschaft zu tun. Andererseits besitze ich ja einen unerschütterbaren Grundoptimismus und sehe, wie diese Zweitligamannschaften, bislang mit Ausnahme von Bielefeld und Kaiserslautern (?), nicht allzu konstant ihre Leistungen zeigen können. Um noch einmal meine stets so lang wie möglich bestehende Hoffnung anzudeuten, von der wir bis auf weiteres schweigen.
Gleichzeitig wird aber auch die Erinnerung an die erste Halbzeit wieder wach, einer Halbzeit, in der wir zwei überaus vorsichtige Mannschaften gesehen haben, die partout keine Fehler machen wollten und natürlich Fehler über Fehler machten. Doch man sah auch eine Mannschaft des MSV Duisburg, die diese Fehler entschiedener ausbügelten als die Rostocker. Spielfluss kam da nicht groß auf. Die Tore ergaben sich ja keineswegs aus dem kontinuierlichen Aufbau von immer mehr Chancen. Mir kommt im Rückblick die erste Halbzeit vor wie der lange Spielzusammenschnitt einer Sportsendung. Zu sehen waren mal längere, mal kürzere Einheiten des Spiels, die aber keinen Rhythmus entwickelten. Alle drei Tore stehen als einzelne Momente des Spiels für sich und fügen sich für mich nicht als Höhepunkte in eine Einheit. Gerade das erste Tor von Frank Fahrenhorst wirkte so, als ob da ein Ball kurz vor dem Rostocker Strafraum aus dem Himmel gefallen kam. So ein göttliches Zeichen kann dann natürlich zu jenem bewegungslosen Staunen führen, das die Rostocker Verteidigung überfiel. Sie schienen den Angriff des MSV Duisburg für abgeschlossen zu halten, als sie beobachteten, wie Adam Bodzek nach der ersten Klärung des für Rostock wenig gefahrvollen Angriffs zum Volleyschuss ansetzte. Dass er damit nur die kunstvolle Variante eines Passes auf den vor dem Tor völlig frei stehenden Frank Fahrenhorst versuchte, konnten sie natürlich nicht ahnen. Kühl hat Fahrenhorst die Chance verwandelt, und da ich meine Sicht auf die Wirklichkeit den billigen Pointen vorziehe, ist die Torgefahr in beide Richtungen hier völlig fehl am Platz. Denn hinten war Fahrenhorst nicht besser oder schlechter als seine Mitstreiter. Allesamt waren immer mal wieder für ein wenig Ballgeflipper gut, allesamt hatten immer mal wieder kurze Orientierungsprobleme bei der Bestimmung, wie nah der gegnerische Stürmer schon dem Tor gekommen war. Allesamt aber waren immer wieder auch bemüht um kontrollierten Spielaufbau aus der Defensive heraus.
Chavdar Yankov zeigte, wie wichtig er für diesen kontrollierten Spielaufbau ist. Nicht nur wegen seines beeindruckenden Tores war er für mich der beste Mann auf dem Platz. Wenn nach vorne gar nichts ging, konnte ihm der Ball überlassen werden. Raumgewinn brachte das nicht unbedingt, doch die sichere Ballkontrolle war ungeachtet der Zahl der Gegenspieler gewiss. Wie wichtig er für das Spiel des MSV Duisburg ist, wird auch deshalb so deutlich, weil Adam Bodzek zurzeit nur defensiv überzeugt. Unser Sportlehrer hatte sich einmal ein kurioses Fußballspiel überlegt, bei dem zwei Spieler einer Mannschaft ein Band in der Hand halten mussten und so sich paarweise bewegend einen einzigen Spieler der Mannschaft bildeten. Zwischenzeitlich hatte ich den Gedanken, so einen zweiten Spieler direkt bei sich könnte Adam Bodzek gut gebrauchen. Der übernähme dann den Spielaufbau und Adam Bodzek müsste sich seine gute Defensivleistung nicht immer wieder durch katastrophale Fehler im Spiel nach vorne kaputt machen. Gestern machte er mich immer wieder nervös, sobald er sich den Ball erobert hatte. Dieses Tal der Teilleistung Offensvispiel ist hoffentlich bald durchschritten.
Dass Sören Larsen arbeitet und ackert war von Anfang zu sehen. Inzwischen ist er in der Mannschaft angekommen. Nicht nur wie er sich vor dem zweiten Tor den Ball erobert hat, sondern auch das anschließende, technisch saubere Ausspielen des Torwarts war so sehenswert wie die Reingabe erfolgreich. Ich hätte zudem gerne Änis Ben-Hatira im innigen Jubel mit Larsen gesehen. Schließlich war es hauptsächlich das Tor von Larsen. Zwar gab es den dankenden Fingerzeig, doch auch an Ben-Hatiras Jubel ist wieder zu erkennen, da gibt es weiter Arbeit bei der Persönlichkeitsbildung. Meiner Meinung nach braucht er während der Woche ununterbrochen jemanden, der ihm sagt, ohne die Mannschaft kannst du nicht glänzen. Sein Spiel war gestern schon mannschaftsdienlicher als in den Wochen zuvor, einiges mehr ist da aber noch möglich. Außerdem darf Christian Tiffert nicht unerwähnt bleiben. Nicht nur, dass seine spielerische Leistung weiter stabil bleibt und über ihn ein schnelles Passspiel immer möglich ist, darüber hinaus zeigt er eine Ausstrahlung und Präsenz auf dem Spielfeld, die andere Spieler mitreißen kann.
War das nun ein Sieg, weil Rostock zu schwach war? Was war die eigene Stärke, um die sich bietende Chance zum Sieg zu nutzen? Verdeckt der Sieg den klaren Blick auf Schwächen? Wie wir die Dinge sehen, bestimmt unsere Gefühle. Weil es keine eindeutigen Antworten auf die gestellten Fragen gibt, gibt es diese gemischten Gefühle in mir. Was wir vom MSV dieser Saison nach so einem Spiel weiter erwarten können, ist wenig vorhersehbar. Was mich nicht hindert, auch in Zukunft meinen Teil zum erhofften Erfolg beizutragen.
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