- Ein gerechtes 1:1-Unentschieden im Spiel von Jahn Regensburg gegen den MSV Duisburg zeigt auch, warum die Heimmannschaft oben in der Tabelle steht und die Zebras unten. Gerade deshalb lässt das Unentschieden in Duisburg die Zuversicht zurückkehren gegen spielstärkere Mannschaften auch Punkte erringen zu können.
- Das Spiel war in der Schlussphase für Anhänger der Zebras wieder einmal gesundheitsbedrohlich. Vom zu hohen Blutdruck ganz zu schweigen, drohten Knochenbrüche den anderen Anhängern des MSV im Ostende um mich herum. Die Barhocker, auf denen sie saßen, hätte ich kurz vor dem Schlusspfiff fast weggetreten. Als die Zebras den Ball nicht aus dem Duisburger Strafraum rausbekamen, standen diese Barhocker mir bei meinen Befreiungsschlägen aus der Ferne doch sehr im Weg.
- Felix Wiedwald hat die Situation schließlich für die Mannschaft und uns alle geklärt. Zuvor schon hatte er zwei- oder dreimal (?) mit großartigen Reflexen todsichere Chancen der Regensburger zunichte gemacht. Bei undurchsichtigen Situationen im Strafraum hat er wahrscheinlich laut „Leo“ gerufen und „Jetzt lasst mich mal alleine machen. Lasst die endlich schießen.“ Wahrscheinlich hat er abends in Duisburg noch reihenweise allen möglichen fallenden Kram lässig aufgefangen. Und auch den Führungstreffer der Regensburger zum 1:0 hätte er bestimmt verhindert, wenn der Ball nicht durch einen in die Schussbahn rutschenden Spieler der Zebras abgelenkt worden wäre.
- Trotz der Vorteile für Regensburg in der ersten Halbzeit war die Führung des Jahn nicht unbedingt erwartbar. Den kontinuierlichen Druck auf das Duisburger Tor gab es nach der Anfangsphase nicht mehr. Doch in den ersten zehn Minuten des Spiels war der Qualitätsunterschied der Mannschaften offensichtlich. Die Defensive des MSV wurde ein ums andere Mal überwunden.
- Der MSV überstand die Anfangsphase und versuchte vor allem mit langen Bällen selbst ins Spiel zu kommen. Chancen ergaben sich keine. Cauly Souzas Schuss nach einem schnellem Umschaltspiel war für mich zu ungefährlich, um als wirkliche Chance durchzugehen. Im Grunde war dieser Abschluss bezeichnend für die Offensivkraft der Mannschaft. Es fehlte im und rund um den Strafraum fast immer die Präzision bei Pässen, Ballverarbeitung und Schüssen.
- Entsprechend sahen die wenige Kontermöglichkeiten in der ersten Halbzeit bei Balleroberungen im Mittelfeld aus. Kam ein Spieler in Ballbesitz, legte er ihn sich zu weit vor.
- So wirkte der MSV in der ersten Halbzeit spielerisch unterlegen.
- Nach der Pause änderte sich das Bild, weil die Zebras aus langen Bälle in die Spitze halblange Bälle machten. Die Mannschaft entwickelte ein sicheres Kombinationsspiel aus der eigenen Hälfte heraus. Sie ließen die Regensburger laufen und gaben ihnen das Gefühl vergeblich pressen zu wollen.
- Dieses sichere Kombinationsspiel, manchmal gegen ein Pressing bis an die eigene Torauslinie, beeindruckte. Sowohl Gerrit Nauber als auch Tim Albutat erwiesen sich immer wieder als nervenstark und ballsicher. Wenn hier die Vorwärtsbewegung im Blick ist, darf die Defensivleistung in der zweiten Hälfte nicht vergessen werden. Enis Hajri hatte ausgewechselt werden müssen. Doch Gerrit Nauber strahlt wieder jene Sicherheit und Ruhe aus, die wir in der letzten Saison von ihm kannten. Er gibt einem U19-Spieler wie Vincent Gembalis den Rückhalt für dessen Leistung.
- Der Qualitätsunterschied beider Mannschaften zeigt sich in der zweiten Halbzeit dadurch, dass die Spielkontrolle durch den MSV kaum Torchancen schaffte. Mit ähnlicher Überlegenheit schufen die Regensburger jedes Mal sehr große Torgefahr. Den Zebras fehlte einmal mehr in der Spitze die Sicherheit des Zusammenspiels. Die nötige sehr schnelle Ballverarbeitung gelingt einfach nicht präzise genug.
- Der Ausgleich zuvor war durch einen Elfmeter gefallen. Der Torwart der Regensburger war in den eigenen Verteidiger und John Verhoek gesprungen, hatte zu fausten versucht und traf Verhoek am Kopf. Der Schiedsrichter pfiff Foul. Kevin Wolze zeigte sich nervenstark und verwandelt den Elfmeter sicher. Es war ein wichtiges Tor, nicht nur weil damit nach dem Abpfiff der Punkt gesichert wurde, sondern auch weil es den Aufwand der Mannschaft belohnte. Solch eine Belohnung für ein mutiges Kombinationsspiel kann weitere Stabilität bringen.
- Bei Angst vor dem Abstieg befragen Sie den Tabellenrechner von Kees Jaratz. Da ich die Ergebnisse für den MSV so schlecht wie möglich bei gleichzeitigem Klassenerhalt prognostiziert habe, befindet sich der MSV mit dem Unentschieden in Regensburg nun schon einen Punkt im Plus. Morgen werdet ihr sehen, wie gut das aussieht.
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Zwölf unerhörte Aussagen über das Spiel von Jahn Regensburg gegen den MSV
Published 10. März 2019 Saison 2018/2019 Leave a CommentSchlagwörter: Felix Wiedwald, Gerrit Nauber, John Verhoek, Kevin Wolze, SSV Jahn Regensburg, Tim Albutat
Lucky Punch und zweite Bälle
Published 8. März 2019 MSV Duisburg , Saison 2018/2019 Leave a CommentSchlagwörter: SSV Jahn Regensburg
Entspannt gehe ich dem Wochenende entgegen. Denn mein Tabellenrechner erinnert mich, eine Niederlage gegen Regensburg habe ich beim Klassenerhalt eingerechnet. Schon ein Unentschieden brächte weitere Sicherheit, einen noch größeren Erfolg spreche ich aus altem Aberglauben nicht öffentlich aus.
Doch die Zebras haben eine besondere Chance. Denn jeder wird auf dem Platz vor allem die zweiten Bälle im Blick haben. Ob auf Pressekonferenz oder im Spielerinterview der Kampf um die zweiten Bälle ist ein Leitmotiv in den O-Tönen. Thorsten Lieberknecht weiß auf der Pressekonferenz, es werde ein intensives Spiel gegen ein Team, das die meisten Zweikämpfe führe. Sowohl offensiv als auch defensiv werde es viel Spiel auf den zweiten Ball geben. Es klingt bei ihm so, als läge die Verantwortung für die Spielweise mehr bei Jahn Regensburg.
Hört man im folgenden Jahn-Torwart Phillip Pentke, klingt das allerdings so, als sei der MSV für diese Zweite-Bälle-Kämpfe verantwortlich, er meint, andere Attribute als im Spiel gegen Heidenheim seien gefordert. Er sieht viel Kampf voraus, viel Einsatz, da ginge es viel um zweite Bälle.
Wenn alle so die zweiten Bälle im Blick haben, könnten doch vielleicht Cauly Souza oder Harvard Nielsen so einen unbeachteten ersten Ball elegant verarbeiten, ihn sich selbst vorlegen beim schnellen Lauf in den Strafraum und sicher ein Tor erzielen. So ein erster Ball liegt auch viel freier auf dem Rasen. Wenige Spieler erhalten in seiner Nähe die Chance um so einen ersten Ball zu kämpfen. Richtet ihr anderen eure Aufmerksamkeit auf all die zweiten Bälle, damit einer der Zebras ganz in Ruhe sich um so einen ersten Ball kümmern kann.
Außerdem muss ich noch darüber nachdenken, ob der in Regensburg so besonders beachtete „Lucky Punch“ wirklich eine breite Brust macht. So ganz komme ich bei dieser Einschätzung gedanklich nicht mit. Lucky – heißt das nicht „glücklich“? Vielleicht hilft auch diese Konzentration der Regensburger Aufmerksamkeit auf besondere Zebra-Attribute, ihren Blick auf die ersten Bälle zu vernachlässigen.
Bäffs Jahn-Lied gefällt mir übrigens sehr: „Und verliern wir mal 0:3, dann gibts nit lang a blöde Jammerei. Am Samstag drauf 0:2 verlorn, dann sagn mer, jetz ist schon besser word’n.“
Alles Gute für 2019 mit Big Data von 2018!
Published 1. Januar 2019 Das Spiel - Außerhalb der Stadien , Halbzeitpausengespräch , MSV Duisburg , Saison 2017/2018 , Saison 2018/2019 Leave a CommentSchlagwörter: 1. FC Köln, Bielefelder Alm, Borussia Dortmund, Politik in der Kurve, SSV Jahn Regensburg
Zwar war Der Stig in diesem Jahr im Zebrastreifenblog als Autor nicht präsent, doch lässt er es sich nicht nehmen, in Duisburg wieder Silvester zu feiern. So können wir euch wieder zu dritt ein frohes neues Jahr zurufen. Ralf, Der Stig und ich als Belegschaft im Zebrastreifenblog wünschen euch alles Gute. Fußballer und Verantwortliche im Verein unserer Zuneigung bekommen von diesen Wünschen wieder einen großen Sack abgepackt. Auf dass die Familie der Neururer-Unken möglichst bald wieder das Gegenteil von dem unken kann, was gerade in der Pott-Welt von ihnen über den MSV zu lesen ist. Wir ersparen uns die Details.
Wie in den Jahren zuvor verbindet sich mit den Wünschen für das neue Jahr der Blick zurück auf die meistgelesenen Texte des letzten Jahres. Im Zebrastreifenblog gibt es seit dem letzten Jahr Beiträge außer Konkurrenz. Denn über mehrere Jahre belegten die Fußballtorten aus Dortmund Platz 1 und 2 der meist gelesenen Texte des Jahres. Wahrscheinlich gab es 2018 für BVB-Anhänger weniger Frustessen mit Süßkram. Denn nur noch Folge eins der zwei Beiträge ist dieses Mal vorne mit dabei. Statt Zucker brachte der sportliche Erfolg des BVB im letzten Jahr den Anhänger-Flow. Nur noch Die schönsten Fußballtorten der Welt Folge VI – Borussia Dortmund bekommen eine namentliche Erwähnung.
Die Texte auf Platz 5 und Platz 4 zeigen, wie groß in der letzten Saison unsere Abstiegsangst war, wie wir versuchten sie in Schach zu halten und welch Feier der Klassenerhalt zwei Spieltage vor Saisonschluss gewesen ist. Platz 5 belegt der Spielbericht vom 4:1-Heimsieg gegen Jahn Regensburg am 32. Spieltag: Das Abschiedsspiel für den Tabellenrechner brachte den Klassenerhalt.
Auf Platz 4 landete Soll und Haben beim Tabellenrechner – 31. Spieltag. Der Tabellenrechner ist mein bewährtes Hausmittel gegen Abstiegsangst. Frühzeitig versuche ich mit ihm meine Nerven und die des MSV-Umfelds zu beruhigen, indem ich den Klassenerhalt bei möglichst schlechten Ergebnissen für den MSV errechne. Ich befürchte, auch in der laufenden Saison werden wir auf den Tabellenrechner nicht verzichten können.
Auf Platz 3 findet sich der Spielbericht zum sensationellen Auswärtssieg gegen den 1. FC Köln: Wie? Ihr steigt auf und wir steigen ab.. Der MSV gewann als Tabellenletzter beim Tabellenführer mit 2:1.
Seit dem letzten Jahr schickt Google viele Leser zu mir, die wissen wollen, warum die Bielefelder Alm so heißt, wie sie heißt. Wenn das so weiter geht, wird auch dieser Text bald außer Konkurrenz im Zebrastreifenblog vertreten sein, auf Platz 2: Das ist mal eine Anekdote über die Bielefelder Alm. Den Text habe ich schon 2010 geschrieben, als mir die Anekdote zur Namensgebung auf der Arminia-Seite beliebig und langweilig vorkam. Mit Dokumenten belegt ist die Geschichte dort ebenso wenig wie meine Geschichte.
Auf Platz 1 befindet sich ein Text, in dem es um politische Haltung im Stadion ging. Beim Auswärtsspiel in Darmstadt wurde die Zaunfahne der Faninitiative „Zebras stehen auf“ vom Zaun herunter gerissen. Die Faninitiative Zebras stehen auf engagiert sich für ein Stadion ohne Rassismus und Diskriminierung. Wie so oft gibt es eine öffentliche Erzählung von dem, was geschehen ist, und eine, bei der in der Fanszene um Deutungshoheit gerungen wird, wer vor Ort welche Verantwortung für Handgreiflichkeit zu tragen hatte. Bezogen auf die öffentliche Erzählung entstand: Zebras stehen auf und bleiben standhaft.
Und nun der Blick nach vorn: Der Stig, Ralf und ich, wir werden auch 2019 einen Teil unserer Arbeitszeit mit dem Zebrastreifenblog verbringen. Wahrscheinlich wird es aber nicht mehr zu jedem Spiel einen Spielbericht geben. Wer hier regelmäßig liest, weiß, ich habe das Gefühl, auf meine Weise habe ich das meiste über ein Spiel des MSV schon einmal geschrieben. Ich will mich aber nicht wiederholen und auch keine normale Sportberichterstattung betreiben. Der Mäzen für meine Spieltagslyrik hat sich zudem noch nicht gefunden. Also, ich muss mal sehen, mit welchen Themen ich mich bei weniger vorhandener Zeit hier beschäftige.
Nun auf ins neue Jahr! Wir sehen uns im Stadion, wir lesen uns und wissen hoffentlich schon bald den MSV auf einem sichereren Weg zum Klassenerhalt als in der Hinrunde der Saison.
Wie abgestiegen schon am achten Spieltag
Published 30. September 2018 MSV Duisburg , Saison 2018/2019 2 CommentsSchlagwörter: Cauly Souza, Ilia Gruev, Joseph-Claude Gyau, SSV Jahn Regensburg, Stanislav Iljutcenko
Am Morgen nach der 1:3-Niederlage gegen Jahn Regensburg fühlt es sich für mich noch immer so an, als stehe der Abstieg am achten Spieltag schon fest. Nach dem Spiel gegen Aue habe ich nicht gedacht, die Erfolgslosigkeit des MSV könne sich in einem noch deutlicheren Missverhältnis von Spielaufwand und Ergebnis zeigen. Gestern ist das aber geschehen. Noch immer bin ich leer, und viele Worte zum Spiel selbst kann ich nicht schreiben.
In der ersten Halbzeit haben die Zebras einen solchen kontinuierlichen Druck in der Offensive entwickelt, wie wir ihn in dieser Saison noch nicht gesehen haben. Die unverbundenen Einzelleistungen aus dem Spiel gegen Aue fanden in der ersten Halbzeit gestern gegen Regensburg zusammen. Variabel wurde der Ball Richtung Gegnerstrafraum gebracht. Doch in diesem Strafraum gelang zu wenig. Es fehlte ein Spieler, der im entscheidenden Moment sein Bein in einen wenig kraftvollen Schuss bringt. Es fehlt ein Spieler, der sich in engen Räumen bei Flanken vor die Abwehrspieler schleicht. Es fehlt ein Spieler, der bei Torwartunsicherheiten den frei gewordenen Ball abstaubt und im Tor unterbringt. Das ist der Blick in den Strafraum. Man kann auch vor den Strafraum schauen. Da es den einen Spieler des MSV im Strafraum nicht gibt, müsste die Mannschaft bei vielen Bällen in den Strafraum hinein präziser sein – egal ob Flanke oder letzter Pass.
Aber habe ich nicht etwas vergessen? Richtig. Der MSV lag nach zwei Kontern in Minute 11 und Minute 13 ja bereits mit 2:0 zurück. Das hatte so unfassbar einfach ausgesehen, wie die Regensburger das erste Tor erzielten. Es war entsetzlich. Zumal in der Spielsituation davor Stanislav Iljutcenko das Führungstor auf dem Fuß hatte. Einen hohen Ball in den Strafraum hatte er artistisch angenommen, bedrängt vom Gegenspieler im Rücken lag der Ball nicht perfekt auf seinem Fuß, so dass er dem herauseilenden Torwart beim Schuss eine Chance ließ. Die Chance nutzte der Torwart. Er hielt und leitete den ersten so ernüchternden Konter ein.
Aber auch ohne einen Konter, mit einem schnellen Spielaufbau gegen die formierte Abwehr kamen die Regensburger innerhalb des Strafraums immer wieder vor den Defensivspielern des MSV an den Ball. Das ist ein Grundproblem des MSV in dieser Saison, die gegnerischen Spieler wirken meist allesamt gedankenschneller als die Zebras auf dem Platz. Ob das mit der von Ilia Gruev gewünschten Spielkontrolle zusammenhängt? Sind die Spieler nicht in der Lage kontrolliert zu sein und in offenen Situationen auf ein höheres Tempo umzuschalten?
Der frühe Rückstand zusammen mit dem Stadionerlebnis mit den Freunden verhinderte zumindest die Wiederholung der Magdeburg-Erfahrung für mich. Keine spürbare Gesundheitsgefährdung entwickelte sich, die Kopfschmerzen blieben nach diesem Spiel aus. Ich war in gewisser Weise betäubt. Mein Ärger war gebremst und mündete nur in Dauerunruhe beim immer vergeblicheren Hoffen auf den Ausgleich. Denn in der zweiten Halbzeit gab es keine deutlichen Chancen mehr. Stattdessen fürchteten wir jeden Ballbesitz der Regensburger.
Wir spielten in der Kurve unser eigenes Spiel. Das Minutenspiel. Ich hoffte auf den Ausgleich in der 50. Minute und wollte ihn unbedingt in der 60. Der Freund wollte den Ausgleich spätestens zur 70. Minute. Beide erhöhen wir natürlich in jedem Spiel um 5 Minuten, um die Hoffnung zu erhalten, es könne noch gut ausgehen. Es! Das eine jetzt so bedeutende Spiel, das über unser persönliches Schicksal entscheidet. Wie gelassen habe ich diese Entscheidung abwarten können. Nur den Elfmeter habe ich mir dann nicht angeschaut. Wahrscheinlich war ich zum ersten Mal im Stadion altersweise. Ich ging zur Toilette. Eine Übersprungshandlung. Denn ich trank nur etwas Wasser aus dem Hahn. So konnte ich das spielentscheidende Tor ertragen. Erschöpt hielt ich bis zum Schlusspfiff aus.
Ilia Gruev erklärt übrigens in der Pressekonferenz, warum er Cauly Souza für Joseph-Claude Gyau einwechselte. Diese Auswechslung war Anlass für laute Gruev-raus-Rufe. Wen hätte er sonst auswechseln sollen? Gruev erklärt, Gyau braucht Räume für seine Spielweise, die Regensburg zum Ende nicht mehr ließ. Souza sei im eins gegen eins besser. Das erklärt den Wechsel.
Im Fußballgeschäft gibt es nur wenige Vereine, denen es gelingt kontinuierlich mit einem Trainer bei anhaltendem Misserfolg zu arbeiten. Der MSV Duisburg gehört nicht dazu. Nun wird in Duisburg Ilia Gruev von einem Großteil der Zuschauer als Grund für die Misserfolge dieser Saison angesehen. Es sei dahin gestellt, ob das stimmt. Aber wie soll eine Mannschaft am Tabellenende gegen Unruhe im Umfeld und unter den Zuschauern Erfolg haben? Es ist weiter zum Verzweifeln, denn ich glaube nicht, dass ein neuer Trainer die Mannschaft erfolgreicher machen wird. Was nicht heißt, dass sie nicht noch erfolgreich werden kann. Auch nach einem Trainerwechsel, und auch dabei wird offen bleiben, ob so ein Wechsel der Grund für den Erfolg gewesen ist. Für das Aufkeimen meiner Hoffnung auf diesen Erfolg, egal unter welchem Trainer, müssen noch ein paar Tage vergehen.
Das Abschiedsspiel für den Tabellenrechner
Published 30. April 2018 Allgemein 1 CommentSchlagwörter: Ahmet Engin, Boris Tashchy, Gerrit Nauber, Kingsley Onuegbu, SSV Jahn Regensburg, Stanislav Iljutcenko
Dieses Foto enthält fast alles, was über diese Saison des MSV Duisburg erzählt werden muss. Dieses Foto zeigt das Endergebnis eines eindrucksvollen Spiels vom MSV Duisburg gegen den SSV Jahn Regensburg. Mit diesem 4:1-Sieg haben die Zebras so viele Punkte gesammelt, dass sie zwei Spieltage vor Saisonende mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben.
Dieses Foto zeigt aber auch eine Anzeigetafel, die in Teilen ausgefallen ist. Der oberste schwarze Balken war schon vor 14 Tagen im Heimspiel erschienen. Der untere schwarze Balken erschien im Laufe des gestrigen Spiels. Diese Anzeigetafel ist das Sinnbild für die finanziellen Möglichkeiten, mit denen der MSV Duisburg in dieser Saison die Klasse gehalten hat. Der MSV ist für die Instandhaltung der Anzeigetafel verantwortlich. Es fehlt das Geld, sie schnell zu reparieren, sie gar auszutauschen, weil sie in die Jahre gekommen ist. Mit dieser Anzeigetafel wird offenbar, was im Ligaalltag angesichts des über viele Wochen sehr guten Spiels des MSV Duisburg immer wieder vergessen wurde. Der MSV Duisburg muss die Wettbewerbsfähigkeit mit beschränkten finanziellen Mitteln erlangen. Diese Bedingungen machen eine ruhige, kontinuierliche Arbeit absolut notwendig. Der Vorstand des MSV, die sportlich Verantwortlichen, namentlich Ivo Grlic und Ilia Gruev stehen für diese Ruhe und den Glauben, dass sich das auszahlt.
Der MSV wollte gestern von der ersten Minute an den Sieg. Chance um Chance erspielten sich die Zebras. Als Cauly Souza sich am linken Strafraumrand, fast schon an der Torauslinie fantastisch gegen zwei Regenburger durchsetzte, sowie einen weiteren tunnelte, habe ich schon das vermeintliche Tor bejubelt. Der geschlenzte Schuss von ihm wurde vom Torwart abgewehrt, doch Dustin Bomheuter kam frei zum Kopfball und aus meiner Perspektive konnte ich es nicht verstehen, wieso dieser Kopfball neben dem Pfosten landete. Die TV-Aufnahmen haben dann gezeigt, wie schwer dieser abgewehrte Ball mit dem Kopf zu nehmen war. Der Offensivdruck hielt an. Wir fürchteten aber das präzise Konterspiel der Regensburger. Doch die Zebradefensive hämmerte nahezu jeden Ball mit Gefahrenpotential notfalls in die Tribüne oder in die gegnerische Hälfte zurück. Bei diesen Defensivaktionen hörte ich geradezu Ilia Gruev, der seine Spieler einschwor, nicht das winzigste Risiko einzugehen, sobald der Gegner Tempo aufnahm.
Die zweite Halbzeit begann, ohne dass der MSV mit dem Druck nachließ. Halblange Bälle ins Zentrum sorgten ebenso wie das schnelle Flügelspiel für Druck. Das Führungstor durch Gerrit Nauber ergab sich nicht aus einer zwingenden Kombination. Wie Boris Tachchy sich den Freistoß am rechten Flügel angelte, wirkte noch nicht gefährlich. Doch er leitete sofort hoch an den hinteren Pfosten weiter, wo Gerrit Nauber einköpfte.
Der baldige Ausgleich irritierte mich nur wenig, da mein Tabellenrechner nicht mehr als ein Unentschieden erwarten ließ. Die Zebras aber wollten mehr. Ein langer Ball in die Hälfte der Regensburger. Der Torwart kommt heraus, von unserer Ecke aus schien er den Ball sicher klären zu können, doch Stanislav Iljutcenko brachte den Fuß etwas schneller an den Ball. Herumgespitzelt und ins Tor geschoben, die erneute Führung.
Dieses Mal kamen die Regensburger nicht sofort wieder mit verstärkter Kraft. Ich empfand die sich abzeichnende Niederlage als gerecht, nicht nur weil der MSV das Spiel überlegen gestaltet hatte, sondern auch weil die Härte der Regensburger in weiten Teilen aus Nickligkeit bestand. Selbst in aussichtslosen Situationen wurden Spieler des MSV gecheckt, als seien wir beim Eishockey. Außerdem verdient keine Mannschaft einen Erfolg, deren Trainer einen sehr jungen Balljungen wütend anfährt, obwohl der so schnell wie er konnte, den Ball einem Regensburger an der Seitenlinie zuwarf. Schnell war diesem Trainer nicht schnell genug, als er fürchtete seine Mannschaft könne verlieren.
Zu dem Zeitpunkt hatte Moritz Stoppelkamp bereits das 3:1 mit einem wunderbaren Schuss aus dem Lauf heraus erzielt. Das vierte Tor erzielte kurz vor Spielende der eingewechselte Ahmet Engin nach einem klugen Pass vom eingewechslten Kingsley Onuegbu. Vorher schon hatte das Feiern begonnen. Vorher schon hatte es geheißen, nie mehr 3. Liga.
Streichresultat im Ergebnissport
Published 28. November 2017 MSV Duisburg , Saison 2017/2018 Leave a CommentSchlagwörter: SSV Jahn Regensburg
Die 4:0-Auswärtsniederlage des MSV gegen Jahn Regensburg schaue ich mir auch heute nicht mehr näher an. Ich habe nichts gesehen, gehört, gelesen. Ich war krank. Bei diesem Spiel wird der Fußball für mich im wahrsten Sinn des Wortes Ergebnissport. Diese Fußballfloskel verwirrt mich gerade etwas. Wie heißt das Gegenteil von Ergebnissport? Gibt es irgendeinen Sport, in dem das Ergebnis unwichtig ist? Gibt es noch irgendwo den Sport der englischen Gentlemen-Anfänge, bei dem Fair Play ja genau deshalb seinen Ursprung hat, weil nicht das Ergebnis für den Selbstwert und das Ansehen zählte sondern die Haltung der Spieler. Aber so ein Gentleman konnte sich das auch leisten, der brauchte das Geld für den Sieg nicht so dringend wie jemand aus den arbeitenden Klassen, der den Sport zu seinem Beruf machte. Für mich ist die Niederlage jedenfalls das Streichresultat dieser Saison. Schade, dass das keinen Einfluss auf die Tabelle nach dem 34. Spieltag hat. Aber wenn wir streichen dürften, dann dürften ja alle. Angesichts der gleichmäßig verteilten Niederlagen in einer ausgeglichenen Liga hat ein Streichresulat gar keinen Sinn. Drei Punkte von Platz 17 zu Platz 8, vier bis zu Platz 7. Sicherer ist es, das nächste Spiel gegen Fürth einfach wieder zu gewinnen.
Eine rote Karte für den Gegner wird zum Nachteil für Zebras
Published 2. April 2017 Saison 2016/2017 Leave a CommentSchlagwörter: Fortuna Köln, SSV Jahn Regensburg, Stanislav Iljutcenko, Tugrul Erat
Am Samstagnachmittag hing im Stadion des MSV während des Spiels gegen den SSV Jahn Regensburg ein Satz in der Luft. Ein Euro nur für diesen Satz und ich hätte mir einen exklusiven Osterurlaub gönnen können. Wir sind doch ein Mann mehr, das dachten zumindest die meisten Anhänger des MSV. Einige sprachen das sogar aus, und wahrscheinlich hat sogar mancher Spieler unten auf dem Rasen diesen Satz ganz kurz mal im Kopf gehabt. Wir sind doch ein Mann mehr. Solch ein Satz hängt in der Luft, wenn Erwartungen unerfüllt bleiben. Die Zebras haben eine miserable zweite Halbzeit gespielt. Die Spieler kamen nicht mehr in die Zweikämpfe. Sie ließen den Gegenspielern zu viel Raum. Sie waren ideenlos in der Offensive, und sie waren ein Mann mehr seit der 40. Minute.
Nun schreibe ich den Zebrastreifenblog schon so lange, dass mir ein mächtiger weißer Bart gewachsen ist und ein milder, weiser Altersblick auf dem verärgerten Stadion-Jaratz liegt. Du hast doch schon alles einmal geschrieben, beruhige ich mich heute. Nach der roten Karte gegen den Regensburger hatte ich sogar schon mit den Freunden über schlechte Spiele des MSV in Überzahl gesprochen. An gute in Unterzahl erinnerte ich mich. Vor allem erinnere ich mich heute aber mal wieder an den Dortmunder Physikprofessor Metin Tolan, der sich Gedanken über den durchschnittlichen Nachteil einer roten Karte gemacht hatte. Dieser Nachteil ist nicht sehr groß, denn die Spieler der Mannschaft in Unterzahl müssen alle nur geringfügig mehr laufen.
Das haben die Regensburger gemacht. Sie sind mehr gelaufen, und es gelang ihnen immer wieder die angreifenden Zebras früh unter Druck zu setzen und die Angriffsbemühungen zu stören. Das war schon in der ersten Halbzeit im Ansatz zu erkennen gewesen. Doch schaffte es der MSV in dieser ersten Halbzeit dennoch, die eigenen Angriffe so druckvoll zu halten, dass sich das Spiel im Gleichgewicht befand. Die ersten zehn bis fühnfzehn Minuten des Spiels drückten die Zebras die Regensburger sogar derart in deren eigene Hälfte, dass den Gästen zuweilen keine Ruhe blieb, um die eigene Defensive besonders zu organisieren. Es konnte ihnen nur darum gehen, kein Gegentor hinnehmen zu müssen. Einzelne Momente wirkten wie eine wilde Abwehrschlacht.
Als die Regensburger sich von diesem Druck befreit hatten und sehr gefällige Angriffe vortrugen, fiel das Führungstor des MSV. Stanislav Iljutcenko erzielte ein Stürmertor wie aus dem Bilderbuch. Ein steiler Pass in die Schnittstelle der Defensive, risikoreich in den Lauf gespielt. Iljutcenko spitzelt im Fallen den Ball am grätschenden Regensburger Verteidiger ins lange Eck und drin ist der Ball. Sturmflaute, was war das nochmal? So dachten wir bei uns und staunten.
Das Spiel wurde hitziger, auch weil der Schiedsrichter mit merkwürdigen Entscheidungen, inklusive einer gelben Karten gegen den MSV, das Erregungsniveau auf Platz und Rängen anhob. Angesichts dieser Erregung allerorten schien nach dem überharten Tackling des Regensburgers jede Kartenfarbe möglich. Der Maßstab war zuvor angelegt worden, und rot wurde wahrscheinlich. Die Folge war ein Spiel des MSV in Überzahl, bei dem die Mannschaft nicht mehr so recht wusste, wieviel Einsatz noch nötig war, um das Spiel zu gewinnen.
Mir kommt das so vor, als berührte die zweite Halbzeit das Grundproblem der Mannschaft bei Führungstreffern. Der Versuch das Spiel zu kontrollieren verwandelt sich in zu große Kontrolle des eigenen Offensivdrangs. Welches Risiko muss eingegangen werden, um selbst gefährlich zu sein? Diese Frage können die Zebras nicht dauerhaft zufriedenstellend beantworten. Spielkontrolle hieß dieses Mal, wir spielen in Überzahl und sollten eigentlich einen Vorteil haben. Das merkten die Spieler nicht und wurden immer vorsichtiger. Denn die Regensburger hielten sich nicht daran, unterlegen zu werden mit nur zehn Mann auf dem Feld. Sie spielten mutig nach vorne, kombinierten sicher und schienen die Fähigkeit zu haben, deshalb sogar das Führungstor erzielen zu können. Wirkliche Chancen gab es auf beiden Seiten nicht. Dennoch wirkten die Gäste druckvoller in der Offensive.
Sie hatten den Ausgleich durch einen Elfmeter erzielt, dem ein Slapstick-Foul von Tugrul Erat voranging. Der Mann rutschte im Strafraum aus und fiel in die Waden seines Abseits stehenden Gegenspielers. Vom Abseits hatten weder der Linienrichter noch ich etwas mitbekommen. Deshalb war der Elfmeter die folgerichtige Konsequenz. Der Ausgleich fiel und die schlechte zweite Halbzeit des MSV nahm ihren Lauf.
Vorgestern bin ich am Kölner Südstadion vorbeigekommen. Ich habe ein Foto gemacht und es mit den Hashtags #Kürprogramm #MSVkommtwieder #wennsweitersoläuft und #Mundvollnehmen gepostet. Noch reicht der Punktevorsprung für ein Kürprogramm am vorletzten Spieltag. Sicher bin ich mir aber angesichts der zweiten Halbzeit nicht, ob ich den Mund nicht doch zu voll genommen habe.
Den MSV in seinem Lauf hält Regensburg nicht auf
Published 16. Oktober 2016 MSV Duisburg , Saison 2016/2017 Leave a CommentSchlagwörter: Mark Flekken, Robert Kampa, Simon Brandstetter, SSV Jahn Regensburg, Stanislav Iljutcenko, Tim Albutat
So lässt sich die Welt also betrachten, wenn man einen Lauf hat. Man fühlt sich stark und glaubt alle Fäden beim Gestalten des eigenen Schicksals in der Hand zu halten. Man konzentriert sich auf das Gelingen und ignoriert einfach sämtliche Möglichkeit des Scheiterns. Ich spürte, wie der Druck zunahm. Noch blieben etwa zehn Minuten im Spiel des MSV Duisburg beim SSV Jahn Regensburg bis zum Schlusspfiff. Leichte Aussetzer hatte es in den letzten Minuten schon mehrmals gegeben. Ich kannte das von meinem Laptop. Das Spiel wogte hin und her, und dann fror das Bild tatsächlich ein. Hektisch lud ich die Seite neu, nur um zu lesen, der Livestream stehe im Moment nicht zur Verfügung.
Das Adrenalin schoss durch meinen Körper. Es ging nun um alles. Ich brauchte Bewegtbilder. In solchen Situationen handelt der Mensch instinktiv. Bei der Netzgemeinde um Hilfe rufen, dazu blieb keine Zeit. Ein weiteres verzweifeltes Mal die Seite neu laden – und während der Laptop arbeitete, schaltete ich hastig den Fernseher an. Auch diese Geräte haben inzwischen eine Vorlaufzeit, ehe sie Bilder zeigen. Kurz schaue ich rüber zum Laptop und sehe, wie der Livestream von Bayern 3 wieder funktioniert. Der MSV mit Ballbesitz im Mittelfeld. Mein Blick geht zurück zum TV, inzwischen mit den Bewegtbildern aus der Drittligakonferenz beim WDR, und ich sehe denselben Ball, der auf dem Laptop auf den linken Flügel geht, in einem Tornetz. Erst als die Kamera auf den jubelnden Stanislav Iljutcenko schwenkt, begreife ich wirklich, dass der MSV nun wieder führt. Das nenne ich einen Lauf, wenn ich im Moment des möglichen Scheiterns meiner bis dahin gelebten Zeit mit einem Mal voraus bin.
Der MSV und ich, wir haben momentan anscheinend einen Lauf. Der Auswärtssieg des MSV war nicht das zwingende Ergebnis einer überlegenen Spielweise. Durch die Spielanlage war zu erahnen, warum die Zebras die Tabelle anführen. Doch wirkte die Mannschaft gegenüber dem Einsatz der Regensburger oft zu passiv. Gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit schienen die Spieler sich zu sehr auf ihre Defensivstärke und die spielerischen Möglichkeiten zu verlassen. Sie setzten dem großen Willen der Regensburger den Ausgleich zu erzielen nicht genug eigenes Engagement entgegen. Der Ausgleich in der 53. Minute war eine absehbare Folge der zu großen Passivität.
In der ersten Halbzeit hatte das sehr kontrollierte Spiel des MSV noch genügt, die frühe Führung durch Tim Albutat zu sichern. Schon dieses Tor lässt sich als Folge des „Laufs“ erzählen. Es glückte, was im Ansatz noch nicht erfolgsversprechend aussah. Die Flanke von rechts erreichte Tim Albutat nicht direkt, sondern nur weil ein Defensivspieler der Regensburger sie unglücklich auf den Kopf von Albutat verlängerte. Wer einen Lauf hat, kann so ein Tor aber auch als ureigenen Verdienst betrachten. Der Fehler geschah nur, weil die Mannschaft von Anfang an wieder dominant auftrat und die Defensivspieler verunsicherte.
Der Rückstand schien die Lebensgeister der Regensburger vollständig zu wecken. Sie erspielten sich fortan eine leichte optische Überlegenheit. Dennoch hätte das Spiel für uns in Duisburg mit mehr Gelassenheit betrachtet werden können. Nach einem weiten, punktgenauen Abschlag von Mark Flekken in den Lauf von Andreas Wiegel, wurde der im Strafraum von einem Regensburger Defensivspieler gefoult. Der Elfmeterpfiff von Robert Kampa blieb aus.
Aus den Angriffsversuchen der Regensburger ergab sich nur eine einzige wirkliche Chance, ein Schuss im Strafraum, den Mark Flekken souverän abwehrte. Ansonsten zwang die MSV-Defensive zu unpräzisen Pässen, sobald der Ball in Tornähe kam, und weiten Bällen, die von den Stürmern nicht genau genug verwertet werden konnten. Ich vermisste dennoch entlastende Offensivaktionen vom MSV. Erst ein paar Minuten vor dem Pausenpfiff kam das Spiel wieder in ein Gleichgewicht.
In der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein offenes Spiel, in dem der MSV die klareren Chancen besaß. Schon als Stanislav Iljutcenko in einen Fehlpass kurz hinter der Mittellinie lief und vom Defensivspieler bedrängt auf das Regensburger Tor zusprintete war meine Hoffnung auf eine erneute Führung groß. Doch konnte sich Iljutcenko gegen die vereinten Kräfte von Defensivspieler und Torwart nicht durchsetzen. Diese Spielsituation zeigt übrigens, warum er den Vorzug gegenüber Kingsley Onuegbu erhält. Auch wenn er vor dem Tor momentan nicht so effektiv ist wie in seinen Osnabrücker Zeiten, Iljutcenko ist einfach sprintstärker als der King.
Vielleicht weckt das Kopfballtor zum 2:1 Stanislav Iljutcenkos etwas verschütt gegangenen Torinstinkt. Denn dieses Stürmertor wirkte überraschend. Plötzlich stand er an der richtigen Stelle, dort wo eigentlich kein Platz war zwischen Torwart und Verteidiger. Dort kam er mit dem Kopf an den Ball, ohne sehr hoch zu springen zum Kopfball. Das Tor war verblüffend, und womöglich protestierte der Regensburger Torwart beim Schiedsrichter auch deshalb. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man von Stanislav Iljutcenko Platz aus ohne Foulspiel ein Tor hat erzielen können. Stanislav Iljutcenko hat dieses überraschende Tor gemacht. Er, seine Mitspieler und ich, wir haben momentan eindeutig einen Lauf. Am besten denken wir alle nicht drüber nach und machen einfach damit weiter im nächsten Spiel gegen Rostock.
Glanzlos erledigen, was gemacht werden muss
Published 8. Dezember 2014 MSV Duisburg , Saison 2014/2015 Leave a CommentSchlagwörter: Gino Lettieri, Kevin Scheidhauer, Kingsley Onuegbu, Michael Gardawski, Michael Ratajczak, SSV Jahn Regensburg
Ein besseres Ergebnis als das 2:0 des MSV Duisburg im Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg hätte es nicht geben können. Das sage ich heute. Am Samstag noch ging ich die Stufen der Stehtribüne hoch und grummelte nur halbwegs zufrieden was von einem Kantersieg, den ich so gerne einmal wieder in einem Punktespiel des MSV erleben möchte. Zwei Tore mehr hätten problemlos fallen können. Doch Enis Haijri und Christoph Schorch behielten alleine mit dem Ball auf den Torwart zupreschend nicht die Nerven. Sie haben der Mannschaft und uns einen großen Dienst erwiesen.
Nun befindet sich Gino Lettieri mit uns zusammen nämlich in der angenehmen Lage, ohne schlechte Laune Schwächen der Mannschaft im Blick zu behalten und daran zu arbeiten. Ein Kantersieg hingegen hätte verdecken können, dass das Konterspiel über eine längere Spielfelddistanz weiterhin wenig erfolgreich ist. Nur nah vor dem gegnerischen Tor bringt das schnelle Umschaltspiel den Gegner in Bedrängnis. Ein Konter bei aufgerückter Defensive des Gegners dagegen verläuft fast immer zu ideenlos auf geraden Spuren der nach vorne sprintenden Spieler. Entsprechend rannte sich Kevin Scheidhauer bei solchen Kontern fest. Denn er ist fast immer die erste Anspielstation nach der Balleroberung in der eigenen Hälfte. Momentan mangelt es ihm im eins gegen eins aber noch an Durchsetzungsfähigkeit. Er braucht eigentlich das Abspiel, wenn ihn der erste Defensivspieler stellt. Dazu bieten sich seine Mitspieler aber nicht an. Es fehlen die Richtungswechsel beim Laufen ohne Ball.
Der Sieg gelang mit einfachen Mitteln, weil der MSV Duisburg individuell besser besetzt war als Regensburg und weil der Trainer der Regensburger, Christian Brandner, offensichtlich vor dem Problem steht, dass seine Mannschaft offensiv zu wenig Durchschlagskraft enwickelt, wenn er seine Defensive ligaüblich mit vier Mann aufstellt. Das Problem gab es in Duisburg in der letzten Saison ebenfalls. Nun entschied sich Christian Brandner zu einer offensiveren Taktik. Was zwar ein ansehnliches Regensburger Kombinationsspiel ermöglichte, die Außenbahnen in der Defensive aber zugleich entblößte. Immer wieder gelang es den Zebras mit einem einfachen langen Pass einen Spieler dort steil zu schicken. Vor allem für Michael Gardawski war das ein Geschenk. Er lief und lief, als ob es kein morgen gäbe, sprintete zudem beim Pressing in der Gegnerhälfte auch mal quer über den Platz. So viel Raum hat er schon lange nicht mehr in der Liga erhalten.
Die Zebras waren in den Anfangsminuten auf so viel Offensivdruck gar nicht eingerichtet. Hinzu kam ein Enis Haijri, der in der ersten Halbzeit das Spiel durch Fehler spannend machte. Erst seine Mannschaftskollegen erstickten die drohende Gefahr dann jeweils im Keim. Zudem brauchte es in der achten Minute auch einmal Glück, als ein von Haijri verursachter Freistoß per Distanzschuss abgeschlossen wurde und der Ball an der Latte landete. Wenige Minuten später beruhigte Michael Gardawski mit dem Führungstor nach einer Hereingabe von Zlatko Janjic die Lage. Die Regensburger blieben harmlos trotz ihres großen Engagements. Was natürlich auch ein Ergebnis der auf den anderen Positionen starken Duisburger Defensive war.
Nach der Halbzeitpause fiel früh das zweite Tor. Der erneut stark spielende Kingsley Onuegbu eroberte sich den Ball weit in der Regensburger Hälfte, behauptete ihn und steckte ihn durch auf den gestarteten Kevin Scheidhauer, der in den Fünfmeterraum noch einmal zurück legte. Vor wenigen Wochen noch hätte Kingsley Onuegbu diesen Rückpass verstolpert, weil sein Abwehrspieler ihn hart bedrängte. Nun kam er zwar ins Straucheln, doch unbeeindruckt schob er den Ball im Fallen über die Linie. Das sollte wohl reichen und der Auftakt zu einem weiteren Tor werden, dachten wir.
Doch um dieses dritte Tor zu erzielen, hätte der MSV auch weiter Fußball spielen müssen. Stattdessen stellte die Mannschaft das geordnete Zusammenspiel in großen Teilen ein. Defensiv wurden die anfallenden Aufgaben weiter ordentlich erledigt, offensiv wurde das Ganze zunehmend zum Warten auf den Feierabend, bei dem sich einzelne immer mal wieder zu vergeblichen Einzelaktionen aufrafften. Mit entsprechend großem Frustpotential. Nachdem zudem die Einwechselspieler der Regensburger sich akklimatisiert hatten, kam frische Energie in das Offensivspiel des Gegners. Weil die Zebras außerdem nicht mehr aus dieser Haltung des Ergebnisverwaltens herauskamen, geriet Michael Ratajczak zwangsläufig noch einmal unter Druck.
Kurz nur flackerten für mich die alten MSV-Ängste vor dem späten Anschlusstreffer und schnell folgendem Ausgleich auf. Auch ich verwaltete das Ergebnis und regte mich kaum auf. Letztlich haben die Mannschaft und ich mit dem unaufgeregtem Warten auf den Schlusspfiff recht behalten. Trotzdem wissen wir alle, das Spiel hätte auch besser verlaufen können. Die realistische Bewertung des Spiels von Gino Lettieri auf der Pressekonferenz nach dem Sieg bestätigt das und erfreut mich deshalb sehr. Einen besseren Sieg als das 2:0 hätte es also nicht geben können. Die Entwicklung der Mannschaft wird sich fortsetzen.
Die 3. Liga – Das Paradies für Spieler, die was sagen müssen
Published 6. Dezember 2014 MSV Duisburg , Saison 2014/2015 1 CommentSchlagwörter: Daniel Steininger, Fabian Trettenbach, Franz-Josef Steininger, Gregory Lorenzi, SSV Jahn Regensburg
So eine 3. Liga wie in dieser Saison kann auch ganz entspannend für die Fußballspieler und Trainer sein. Zumindest vor den Spielen. In dieser Liga braucht zurzeit keiner herumzudrucksen, was er sich für den nächsten Spieltag vornimmt. Ist doch klar: Gewinnen. Ein Sportler will immer gewinnen. In dieser Liga darf das dann auch endlich einmal gesagt werden In dieser Liga, in der am letzten Spieltag der Tabellenvorletzte im Auswärtsspiel einen der Vereine aus der vorderen Tabellenhälfte besiegte, die allesamt mal gerade drei Punkte Rückstand auf den Ersten hatten. Sonst sind die Fußballspieler in Vorberichten immer so vorsichtig, dass die Sprechblase des vorgefassten Nullsatzes über ihren Köpfen jeweils zu sehen ist. Alles ist heikel. Kein falsches Wort darf gesagt werden. Der Skandal lauert schon an der nächsten Ecke. Die Fans. Uhhh. Die Medien. Uhhh. Einmal was Echtes gesagt, schon heißt es, der will gewinnen? Arroganter Schnösel! Spiel erstmal vernünftig. Vor so was haben sie Angst, die Spieler, die Trainer. Aber nicht in unserer 3. Liga.
Was will der SSV Jahn Regensburg beim MSV in Duisburg? Am Mittwoch hieß es drei für drei. Gregory Lorenzi will try to make the best, um „maybe to take the three point“. Fabi Trettenbach schaut, dass sie was mitnehmen, und Daniel Steininger muss in Duisburg drei Punkte holen. Endlich einmal vor dem Spiel sagen dürfen, was des Sportlers Herz wirklich will. Super 3. Liga. Und Steininger! Der Name hat in Duisburg einen so guten Klang. Der junge Daniel dieses großen Steininger-Clans hat dazu bislang ja nichts getan. Wahrscheinlich wird er es nicht einmal wissen. In Passau geboren, gehört er dem bayerischen Zweig des Steininger-Clans an, der sich nach neuesten Überlegungen von mir wohl im 12. Jahrhundert schon von seinen niederdeutschen Verwandten absonderte. Wer das jetzt für fundiertes Archivwissen hält, meldet sich bitte demnächst in meinem Einführungskurs an „Das Internet und die ganze Wahrheit“.
„Pino“ Steininger, das war ein Spieler! Der Mann, der konnte aufsteigen. Nicht alleine, aber mit den Zebras seiner Generation, aus der Oberliga in die Zweite Liga, aus der Zweiten Liga in die Bundesliga und das gleich zweimal. An das Schöne sich erinnern, darauf kommt es an im Leben. Ich komme ins Plaudern, weil auch ich seit dieser Woche so entspannt bin. Vier von sechs Mannschaften, die nach der Hinrunde in der 3. Liga auf dem vierten Platz standen, sind am Ende der Saison aufgestiegen, wenn auch zwei über den Umweg der Relegation. In der 2. Liga hingegen gibt es den Viertplatzierten der Hinrunde als späteren Aufsteiger im selben Zeitraum nicht. Dort sind die Verhältnisse entweder gefestigt: Alle drei späteren Erstplatzierten sind bereits nach der Hinrunde auf diesen drei Plätzen. Oder eine Mannschaft erreicht aus ungünstigerer Tabellensituation, nämlich Fünfter, Achter und Neunter, noch einen der ersten drei Plätze.
Das ist handfeste Soziologie, die ich hier betreibe. Meine These lautet, in der 3. Liga gibt es tendenziell eine Mannschaft, die in der Hinrunde am oberen Rand ihrer Möglichkeiten spielt, während eine weitere Mannschaft ihre zum Aufstieg notwendige Leistung erst im Laufe der Saison immer stabiler abrufen kann. Diese These müsste jetzt in der Feinanalyse geprüft werden. Den Grund für dieses Phänomen herauszubekommen, wäre dann der nächste Schritt. Mir würde es aber auch genügen, meine These im weiteren Saisonverlauf durch die Spielergebnisse des MSV Duisburg bestätigt zu bekommen. Heute Nachmittag könnte damit schon mal begonnen werden, auch damit die Spieler vom SSV Jahn Regensburg nach dem Spiel sich ihre entspannte Zuversicht im Interview bis zur Mitte der nächsten Woche wieder hart erarbeiten müssen.
Dazu als Vorbild für unsere Offensivspieler punkto Treffsicherheit:
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