Der Sommer hat noch nicht mal richtig begonnen, schon ist für den MSV Duisburg die Sommerpause wieder zu Ende. Am Montag beginnt die neue Saison für die Mannschaft mit ihrem ersten Training. Wir Anhänger unsers Lieblingsvereins konnten uns in der kurzen Pause mit ein paar Spielerverpflichtungen und den Ankündigungen naher großer Spiele die Zeit vertreiben. Gab es überhaupt eine Pause? Eine Pause für die Spiele, die gab es, aber eine Pause für die Beschäftigung mit dem MSV Duisburg gab es dieses Mal für mich und die meisten anderen Anhänger dieses Vereins kaum.
Schließlich ist diese Sommerpause auch eine des Übergangs. Der Aufstieg führt zu anderen Bedingungen, unter denen der Verein arbeiten muss. Der MSV begegnet solchen Mannschaften wieder, die uns über Jahre vertraut waren, in einer Liga, die wir kannten und bei der wir nun dennoch nicht genau wissen, ob sich nicht doch das ein oder andere so verändert hat, dass wir es nicht wiedererkennen. TSV 1860 München und St. Pauli im Kampf gegen den Abstieg. RB Leipzig will unbedingt in die Bundesliga. Sandhausen im gesicherten Mittelfeld. Wiederholt sich das alles?
Auch der MSV ist nicht der mehr der Verein, der im Jahr 2013 keine Lizenz für Liga 2 erhalten hat. Auch der MSV hat sich verändert. Der Verein und jene Anhänger, die in den letzten Zweitligajahren die Stammgäste im Stadion waren, sind eng zusammengerückt. Das Unternehmen MSV Duisburg hat diesen Zusammenhalt als eigenen Unternehmenswert erkannt. Worüber gleich noch einmal zu sprechen sein wird. Außerdem haben viele Duisburger ohne brennendes Interesse am Fußball sich an den MSV erinnert. Sie haben gemerkt, welche Bedeutung der Verein für die Stadt hat und dass es eine nicht zu füllende Lücke gäbe, wäre dieser Verein nicht mehr vorhanden. All das ist grundsätzlich gut und in der 3. Liga war genau das eine Stärke des MSV Duisburg.
Wir Anhänger haben uns an die neue Nähe zum Verein gewöhnen können. In der 3. Liga war alles kleiner, enger beisammen. Gingen wir ins Stadion, erinnerte das so oft an den Fußball, den wir aus unseren eigenen Vereinen in den Amateurligen kennen. Es ging um Sport im Stadion. Gab es diese Unterhaltungsbranche Fußball überhaupt noch? Wenn diese Unterhaltungsbrache in Erinnerung gerufen wurde, war das gleichzeitig sofort peinlich. Ein Modell-Contest wurde aus dem Boden gestampft, ohne Modells, aber mit vielen jungen Mädchen, die auf ihren hohen Schuhen kaum laufen konnten, den die Presse zum Glück nicht als Steilvorlage für Spott genutzt hat. Es kam Mickie Krause mit seinen Versprechen und den Freundschaftsbekundungen zum Verein, die er jedem macht, der ihm Geld dafür gibt. Es war alles gut gemeint, um mehr Zuschauer ins Stadion zu bekommen, doch die Schnellschüsse haben nichts gebracht, sondern nur daran erinnert, dass es irgendwo da draußen einen Fußball gibt, der auch was anderes sein will als nur der Sport.
In der 2. Liga rückt diese Unterhaltungsbranche wieder näher. Es wird spannend sein, wie es dem Unternehmen MSV Duisburg gelingt, die Widersprüche dieses Sports auszubalancieren. Alles wird größer. Die Arbeit im Verein wird durch die Medien genauer beobachtet. Die überregionalen Medien sind wieder häufiger da. Mehr Menschen nehmen von außen Einfluss auf die Arbeit beim MSV, indem sie eigene Interessen verfolgen. Spielerberater lancieren Meldungen, um bessere Abschlüsse für ihre Spieler zu erreichen. Journalisten suchen Geschichten. Der MSV wird mehr im Fokus stehen. Dagegen ist nichts zu machen. In Ruhe zu arbeiten wird schwieriger.
Vielleicht wird auch das Interesse der Anhänger des MSV am Verein noch größer. Sie haben den Kontak durch direkte Gespräche mit Vereins- und Unternehmensverantwortlichen in der 3. Liga schätzen gelernt. Doch je offener der Verein sich seinen Anhänger zuwendet, desto mehr Arbeitszeit wird gebunden. Ob dafür mehr Personal eingestellt werden kann, wage ich zu bezweifeln angesichts der momentanen finanziellen Verhältnisse. Vielleicht verliert sich in dieser anderen Struktur des Fußballs Nähe wieder? Ich vertraue den handelnden Personen und sehe als alter Soziologe nur die Einflüsse des Systems, das immer nur in kleinen Teilen veränderbar ist.
Gino Lettieri und Ivo Grlic versuchen bereits die Erwartungen an den sportlichen Erfolg in der 2. Liga zu dämpfen. In der kommenden Saison kann das Ziel nur heißen, so früh wie möglich den Klassenerhalt sichern. Über dieses sportliche Ziel hinaus sind in den letzten zwei Jahren durch gute Erfahrungen mit dem Verein Erwartungen für den Alltag gewachsen. Das wird die andere große Aufgabe in der kommenden Saison sein, auch mit diesen Erwartungen der Anhänger zurecht zu kommen.
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