Angewandte Relativitätstheorie

Die Zeit dehnt sich, je mehr vom Raum
der Gegner kurz vor Abpfiff nimmt.
Nur deshalb können wir Geschehen
in Super-Slow-Mo deutlich sehen.
Die Welt schrumpft ein auf knappe Führung
im Wedaustadion in Duisburg.
Und noch viel enger wird
sie, als der Ball die Latte trifft.
Fast senkrecht schwebt er jetzt zum Rasen
im Rücken von dem Torwart, der
noch fällt nach seinem Sprung zum Schuss.
Was dann geschieht, sah ich schon oft
als Zufall, der das Spiel entscheidet.
Noch schwebt der Ball, noch schwebt,
der Torwart, noch lässt Schicksal warten.
Die Zeit verschafft Bewegung Dauer
und führt an Grenzen des Erträglichen.
Fast eingefroren Schrecken sehen
treibt Puls und Blutdruck hoch und höher.
Der Ball berührt den Rasen nun,
der Torwart schwebt kurz vor der Landung.
In uns entsteht Abprall vom Rücken
in Richtung Netz. Nicht aufzuhalten
in der Ohnmacht auf den Rängen,
wo Hoffnung aufstöhnt im Ersticken.
Der Torwart aber fällt noch immer.
Der Ball sucht ihn und findet Fläche
viel tiefer, als ein Rücken reicht.
Kniekehlen aber können krümmen
und schon beschleunigt das die Zeit.
Ganz anders, als wenn Raum das macht.
Ein Nachgriff, Ball in Arm, Gefahr vorbei.
Nach vorn der Abschlag. Abpfiff. Jubelschrei.

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