Wenn Ralf Rangnick an den deutschen Fußball denkt, hat er die 3. Liga längst vergessen

Für einen Anhänger des MSV Duisburg klingt es verdammt ironisch, wenn Ralf Rangnick sich um den deutschen Fußball sorgt. Momentan passiert ja nicht viel in Fußballdeutschland. Deshalb hat nahezu jede Tageszeitung seine Worte, geäußert in einem Interview mit dem Kicker, aufgegriffen. In England habe jeder Aufsteiger in die Premier League  von vornherein 150 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist aber auch so viel Geld mehr als Trinkzeugs-Unternehmer Dietrich Mateschitz jemals durch Dosenverkauf erwirtschaften kann, damit die Mitarbeiter all seiner Marketingprojekte zufrieden sind. Das ist einfach so unvorstellbar viel mehr Geld als etwa die acht Millionen Euro, die RB Leipzig für Davie Selke gezahlt hat, um ihn von Werder Bremen zu verpflichten.

Bei so viel Geld in englischen Vereinen wird doch jeder mittelmäßige Spieler bald aus der Bundesliga weggekauft, und gerade in Leipzig gibt es ja eigentlich nur bessere als mittelmäßige Spieler. Alle weg. Alle in England. Demnächst. Dann muss Ralf Rangnick schon wieder acht oder zehn Millionen in die Hand nehmen, um hier einem Erstligisten einen Nachwuchsspieler abzukaufen, dort dem klammen Zweitligisten den Torjäger oder in Skandinavien einen jungen Spieler, der auf die internationale Karriere hofft.

Aber das ist in den Augen von Ralf Rangnick offensichtlich was anderes. Da geht es um den nationalen Markt, und Trinkzeugs-Geld ist auch kein TV-Geld. TV-Geld wird ja unter allen verteilt, und Trinkzeugs-Geld kriegt einer nur, wenn er was Gutes daraus macht. Was wirklich Gutes, und das ist echte Arbeit im Gegensatz zum Alimente-Betrieb in England. Ich habe mich übrigens über RB Leipzig bislang nie aufgeregt. Ein Geschäftsmodell unter vielen. Dieser Fußballunterhaltungsbetrieb steckt eben voller Widersprüche. Nur, dass Ralf Rangnick zu diesem Thema Budgetunterschied im internationalen Vergleich besser den Mund gehalten hätte. Wenn ich wieder einmal von ihm so was höre, fange ich doch noch an, das ganze Marketingkonstrukt in Haftung zu nehmen. Dann vergesse ich ganz schnell, dass es für viele Leipziger inzwischen richtig um Fußball geht, und dass sich da irgendetwas noch nicht ganz so Festes, Kulturelles gelöst hat von diesem Trinkzeugs-Gedöns.

Diese TV-Geld-Geschichte kann man nämlich auch ganz anders sehen als Ralf Rangnick. Heute morgen lese ich in der Süddeutschen Zeitung, dass Christian Heidel, der Manager von Mainz 05, die finanzielle Übermacht englischer Vereine generell nicht fürchte.  Mehr sogar: Vereine, die potentiell Spieler abgeben, könnten sich über die neue Konstellation freuen. Ach ja, er fügt auch noch hinzu, jene, die teure Spieler kaufen, die könnten sich nicht freuen. Ralf Rangnick war immer schon sehr ehrgeizig.

2 Kommentare

  1. Top. Kann man als Stadiongänger des einzig wahren Rasenballs genauso zustimmen wie jeder mit gesundem Menschenverstand.

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