Radio Monte Carlo erklärt mit MSV-Torschützen-Rekord die Welt

An der deutsch-französischen Freundschaft ist nach dem Zweiten Weltkrieg so intensiv gearbeitet worden, dass manchem Kulturvermittler die Lage heute mit rückläufigen institutionellen Aktivitäten Sorgen bereitet. Ich halte das für ein gutes Zeichen. Wenn sich das gegenseitige Interesse von Franzosen und Deutschen am Nachbarland auf die normale Mischung von Urlaubsmöglichkeit, ereignisorientierter Aufgeregtheit und individueller Leidenschaft eingependelt hat, scheint mir das Verhältnis zwischen den Menschen beider Länder recht entspannt zu sein.

Am Tag nach der Niederlage von Olympique Lyon gegen Bayern München werden bei einigen der Fußballinteressierten unter den Franzosen zu dieser entspannten Grundstimmung Gefühle der Enttäuschung hinzukommen, ein grundsätzliches Interesse einiger Franzosen an der Bundesliga wird das sicher nicht gefährden.  Auf RMCsport, einer Webseite von Radio Monte Carlo, schrieb zum Beispiel „Monsieur“ Polo am Montag über den letzten Bundesligaspieltag. Für uns Anhänger des MSV Duisburg ist gerade das Ende des Textes besonders interessant, weil Polo an dieser Stelle seinen Lesern ein wenig deutsche Fußballhistorie mit auf den Weg gibt und dabei mit einem ehemaligen Spieler vom MSV Duisburg die Bedeutung des Fußballs für das wirkliche Leben erklärt. Der Einfachheit halber für euch versuche ich mich mal an der Übersetzung dieser Textstelle.

Wer ist der Spieler mit der besten Torquote der Bundesliga? Gerd Müller? Nein! Konietzka, Grafite, Toni, Hrubesch? Weder noch! Es ist der bewundernswerte und unbekannte Rüdiger Mielke mit dem Schnitt von 1. Ja! 15 Tore in 15 Spielen in der Bundesliga für den MSV Duisburg! Er, der lieber seine Lehre in einem deutschen Unternehmen beenden wollte, als eine Profi-Karriere voran zu treiben, bedauert er es nicht, den Fußball verlassen zu haben? „Auf keinen Fall, das runde Leder hat mir die Grundlage für meine berufliche Entwicklung gegeben.“ Voilà, es gibt nichts anderes als den Fußball im Leben.

Ein Übersetzer steht ja immer vor der Frage, wessen er mehr Bedeutung zumisst, der immer nur als Ideal vorzustellenden Wörtlichkeit oder der Anmutung des Textes und einer eingängigen Lesbarkeit. Um den Philologen unter euch die vergleichende Textkritik zu ermöglichen folgt hier auch noch der Ursprungstext.

Quel est le joueur qui a le meilleur pourcentage de buts en Bundesliga ? Gerd Müller ? Non ! Konietzka, Grafite, Toni, Hrubesch ? Que nenni ! C’est l’illustre inconnu Rüdiger Mielke avec la note de 1 oui ! 15 buts en 15 matchs en Bundesliga avec le MSV Duisburg ! Lui qui a décidé de continuer son apprentissage dans une entreprise allemande plutôt que de se lancer dans une carrière professionnelle ! Regrette t-il de ne pas avoir épousé le football ? „Aucunement, le ballon rond m’a juste donné les bases éducatives pour mon développement professionnel“. Voilà, il n’y a pas que le football dans la vie.

Als ich oben begann über Rüdiger Mielke zu schreiben, musste ich angesichts des Seitenbetreibers Radio Monte Carlo unablässig meine Erinnerungen an die „Fürstenfamilie“ der 60er Jahre beiseite schieben und an die schon mehrmals erwähnten Illustrierten bei den Großeltern. Rüdiger Mielke nahm ständig diese schnauzbärtige, etwas gedrungen wirkende und ordensbesetzte Uniformen tragende Gestalt von Fürst Rainier an. Und mir war es völlig verständlich, dass ein Mann mit einer so wunderbar aussehenden Frau wie Fürstin Gracia Patricia und einem Wohnzimmerblick über eine sonnenbeschienene Meeresbucht, keine Lust mehr hat, Fußball zu spielen. Und was sollte dieses Gerede von einer Lehre? Hatte das einer nötig, der eine Schauspielerin wie Grace Kelly so verwandeln kann, dass sie für einen Jungen im Grundschulalter unvorstellbar dieselbe Person war wie diese Fürstin. Diese Uniformen von Fürst Rainier, Rainer wie wir in Duisburg meist sagten, waren damals übrigens für mich eine sehr notwendige Hilfe zur Unterscheidung von dem anderen Paar ähnlicher Statur und gleichen deutschen Interesses, dem Anzugträger „Ari“ Onassis und seiner Frau Jackie Kennedy. Onassis hat Anfang der 70er mit einem Teil seines Geldes Panathinaikos Athen finanziert. Was uns wiederum zeigt, bekräftigt durch finanzielle und emotionale Verbindungen des „Fürstenhauses“ mit dem AS Monaco, Polo scheint recht zu haben: „Es gibt nichts anderes als den Fußball im Leben.“

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