Ein Abstiegsmeisterschaftsduell

Natürlich werde auch ich älter. Natürlich hält so ein älterer Körper dann nicht mehr jegliche Belastung aus. Aber so sehr wie bei dem Auswärtsspiel des MSV Duisburg gegen den TSV 1860 München habe ich noch nie gedacht, mein Kopf könne gleich zerspringen. So andauernd habe ich deshalb noch nie die Bilder von einem Fußballspiel des MSV Duisburg weggeblendet wie dieses Mal.

Ich konnte mir das Spiel des MSV nicht mehr ansehen, weil ich mich mit der schlechten Leistung der Mannschaft nicht abfinden konnte. Ich habe gegen jede Einsicht weiter auf Erfolg gehofft, und dieser Widerstreit zwischen Wirklichkeit und Fantasie hat mein Kopf zum Tollhaus gemacht. Sachliche Gedanken und hoffende Wünsche schienen aufeinander einzuprügeln. Der Druck hinter der Stirn wurde unerträglich. Zwischendurch wagte ich es, genauer zum Fernsehkommentar hinzuhören. Wenn es die Andeutung einer Chance gab, so entwickelte sie sich vor dem Duisburger Tor. Die Zeitlupen haben ich dann manchmal gesehen. Andeutung ist allerdings schon ein Wort, bei dem jeder mit Recht auch Schönfärberei rufen kann.

Wenn eine Mannschaft in so einem wichtigen Spiel derart hilflos in der Offensive wirkt wie der MSV, ist das eine Bankrotterklärung, der Spieler selbst und vom Trainer. Es ist ja nicht die Niederlage. Es ist die Spielweise der Mannschaft. Es ist die Anstrengung der Spieler ohne Ertrag, die jeglichen Gedanken an den Klassenerhalt zum Hirngespinst eines Tagträumers macht.

Als ich kurz vor Schluss hörte, wie der Reporter gefährliche Angriffe des MSV kommentierte, ging ich in die Falle. Ich sah noch zweimal Andeutungen einer Chance. Betrachtet man diese zwei Angriffe für sich, rufe ich nicht mal Schönfärberei. Schon guckten meine hoffenden Wünsche herausfordernd Richtung sachliche Gedanken. Es folgte ein Einwurf für 1860 in der Hälfte des MSV.

Die sachlichen Gedanken wussten, was kommen konnte und grinsten spöttisch zu den hoffenden Wünschen rüber, als die Spieler des MSV sich recht langsam für die Defensive ordneten. Denn längst hatte ein Spieler von 1860 den Ball in den Händen und Schwung genommen für den Einwurf. Die hoffenden Wünsche räusperten sich verhalten und verstummten sofort, weil sich der Ball inzwischen bereits in guter Flankenposition an der Torauslinie befand.

Nein, kreischten sie auf, als der Sechziger flankte. Höhö, dröhnten die sachlichen Stimmen zurück, guckt hin, ihr spinnerten Träumer – das ist die Wirklichkeit des MSV: Die Flanke kommt in den Fünfmeterraum. Jetzt hilft den Zebras nur noch Glück. Meine Hoffnungen schmissen sich aufheulend zu Boden, während meine sachlichen Gedanken kühl die Schultern zuckten. Ey, beruhigt euch, riefen sie den jammernden Hoffnungen zu, ist doch auch egal, ob München nun als 17. absteigt oder die Zebras. Von einem Pokal für den Abstiegsmeister haben wir noch nie gehört.

Von so einem Realismus lassen sich meine hoffenden Wünsche natürlich nicht beruhigen. Ich sehe aber auch nicht, wie sie demnächst mal wieder aufstehen könnten, um entspannt Richtung MSV zu schauen.

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