In den letzten Wochen werde ich durch die Berichterstattung über den DFB immer wieder an die MSV-Vergangenheit kurz vor 2013 erinnert. Dass beim DFB die Spitzenverantwortlichen gerade ihren Endkampf bestreiten, wird wohl jeder mitbekommen haben. Alle Verantwortlichen kommen mir vor wie der schwarze Ritter in Monthy Pythons „Ritter der Kokosnuss“. Der Ausschnitt aus dem Film bei youtube hat eine Altersbeschränkung und ihr müsst bei youtube eingeloggt sein, um ihn zu sehen, wenn ihr weiterklickt. Ohne Arme und Beine stehen sie alle allmählich da und denken, immer noch weiterkämpfen zu müssen.
Die einschlägige Berichterstattung verlinke ich hier jetzt nicht extra. Mir kommt es auf den MSV an. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass Andreas Rüttgers viel Verständnis für Fritz Keller hat, auch wenn ihm niemals ein gemurmelter Nazi-Richter-Vergleich über die Lippen gekommen wäre. Dazu scheint er mir zu freundlich in der Welt zu sein. Die Angelegenheiten beim DFB lassen uns jedenfalls einen Eindruck gewinnen, wie es nach dem Amtsantritt von Andreas Rüttgers beim MSV zugegangen sein muss. In Duisburg gab es nur nicht so ein großes Interesse an Hintergrundberichterstattung. Außerdem wäre jeder Endkampf zu Zeiten der Präsidentschaft von Andreas Rüttgers das Ende vom MSV gewesen.
Mir geht es um die identische Struktur der Auseinandersetzung. Auf der einen Seite gibt es die Geschäftsführung mit eigenen nicht näher bestimmbaren Interessen, zu denen auf jeden Fall aber die Sicherung der eigenen Position zählt. Friedrich Curtius entspricht strukturell Roland Kentsch. Auf der anderen Seite gibt es den Präsidenten des Vereins mit einem Interesse an Aufklärung über Sachverhalte der Vergangenheit. Damals haben viele Fans des MSV nicht verstanden, warum die Vereinsführung nicht mehr Druck ausübt auf die vermeintlich weiter geschlossene Allianz von Kentsch und Hellmich. Ganz abgesehen von den vorhandenen finanziellen Risiken für so ein Vorgehen, gab es Verträge, Vereinbarungen, interne Vermerke usw., in die nur die Geschäftsführung Einsicht hatte.
Gibt es dann keine vertrauensvolle Zusammenarbeit, wird Einsicht verwehrt, wie es gerade wohl beim DFB wieder einmal der Fall ist. Beim MSV arbeitete Ronald Kentsch ebenfalls mit diesem Machtmittel des kontrollierten Informationsflusses. Die Recherchen zum Geschehen beim DFB machen es nun möglich, sich ein Bild vom Handeln unter solchen Bedingungen zu machen. Man ertrinkt dann in einer Abfolge von Fakten und verliert in dieser Draufsicht den Überblick, wer jetzt noch integer handelt. Die struktulle Gleichsetzung von DFB-Vizepräsident Rainer Koch und Walter Hellmich stimmt nur annähernd. Am ehesten ähnelt sich hier das diffuse Wirken von Macht im Hintergrund, auch wenn mir Koch bislang sehr viel mächtiger vorkam als Walter Hellmich damals. Aber wer weiß.
Wie erleichternd nun, dass Fritz Keller sich in so einer Situation zum gemurmelten Nazi-Richter-Vergleich hat hinreißen lassen. Wie erleichternd für einen Teil der Beteiligten und auch für die Medien, weil damit eine schnell verständliche Teil-Geschichte erzählbar wird. Wer dagegen ein Gespür für die ganze Geschichte gewinnen möchte, muss sich die letzte Ausgabe vom Sechszehner anhören. Ewald Lienen und Michael Born sprechen mit dem ehemaligen DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg. Er holt zu Beginn des Gesprächs etwas aus, um das gegenwärtige Geschehen als Ergebnis früherer Entwicklungen zu erklären. Gerade dann steht man vor einem neuen Kausalkettenwirrwarr, das in die Gegenwart hineinwirkt und beim Erhellen des Ganzen Verantwortlichkeiten unkenntlicher macht. Machtkämpfe im Detail zu verstehen zu wollen, ist eigentlich nur was für Fachhistoriker. Ab Minute 27.45
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