Posts Tagged 'Roland Kentsch'

Vom DFB-Geschehen auf MSV-Historie schließen

In den letzten Wochen werde ich durch die Berichterstattung über den DFB immer wieder an die MSV-Vergangenheit kurz vor 2013 erinnert. Dass beim DFB die Spitzenverantwortlichen gerade ihren Endkampf bestreiten, wird wohl jeder mitbekommen haben. Alle Verantwortlichen kommen mir vor wie der schwarze Ritter in Monthy Pythons „Ritter der Kokosnuss“. Der Ausschnitt aus dem Film bei youtube hat eine Altersbeschränkung und ihr müsst bei youtube eingeloggt sein, um ihn zu sehen, wenn ihr weiterklickt. Ohne Arme und Beine stehen sie alle allmählich da und denken, immer noch weiterkämpfen zu müssen.

Die einschlägige Berichterstattung verlinke ich hier jetzt nicht extra. Mir kommt es auf den MSV an. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass Andreas Rüttgers viel Verständnis für Fritz Keller hat, auch wenn ihm niemals ein gemurmelter Nazi-Richter-Vergleich über die Lippen gekommen wäre. Dazu scheint er mir zu freundlich in der Welt zu sein. Die Angelegenheiten beim DFB lassen uns jedenfalls einen Eindruck gewinnen, wie es nach dem Amtsantritt von Andreas Rüttgers beim MSV zugegangen sein muss. In Duisburg gab es nur nicht so ein großes Interesse an Hintergrundberichterstattung. Außerdem wäre jeder Endkampf zu Zeiten der Präsidentschaft von Andreas Rüttgers das Ende vom MSV gewesen.

Mir geht es um die identische Struktur der Auseinandersetzung. Auf der einen Seite gibt es die Geschäftsführung mit eigenen nicht näher bestimmbaren Interessen, zu denen auf jeden Fall aber die Sicherung der eigenen Position zählt. Friedrich Curtius entspricht strukturell Roland Kentsch. Auf der anderen Seite gibt es den Präsidenten des Vereins mit einem Interesse an Aufklärung über Sachverhalte der Vergangenheit. Damals haben viele Fans des MSV nicht verstanden, warum die Vereinsführung nicht mehr Druck ausübt auf die vermeintlich weiter geschlossene Allianz von Kentsch und Hellmich. Ganz abgesehen von den vorhandenen finanziellen Risiken für so ein Vorgehen, gab es Verträge, Vereinbarungen, interne Vermerke usw., in die nur die Geschäftsführung Einsicht hatte.

Gibt es dann keine vertrauensvolle Zusammenarbeit, wird Einsicht verwehrt, wie es gerade wohl beim DFB wieder einmal der Fall ist. Beim MSV arbeitete Ronald Kentsch ebenfalls mit diesem Machtmittel des kontrollierten Informationsflusses. Die Recherchen zum Geschehen beim DFB machen es nun möglich, sich ein Bild vom Handeln unter solchen Bedingungen zu machen. Man ertrinkt dann in einer Abfolge von Fakten und verliert in dieser Draufsicht den Überblick, wer jetzt noch integer handelt. Die struktulle Gleichsetzung von DFB-Vizepräsident Rainer Koch und Walter Hellmich stimmt nur annähernd. Am ehesten ähnelt sich hier das diffuse Wirken von Macht im Hintergrund, auch wenn mir Koch bislang sehr viel mächtiger vorkam als Walter Hellmich damals. Aber wer weiß.

Wie erleichternd nun, dass Fritz Keller sich in so einer Situation zum gemurmelten Nazi-Richter-Vergleich hat hinreißen lassen. Wie erleichternd für einen Teil der Beteiligten und auch für die Medien, weil damit eine schnell verständliche Teil-Geschichte erzählbar wird. Wer dagegen ein Gespür für die ganze Geschichte gewinnen möchte, muss sich die letzte Ausgabe vom Sechszehner anhören. Ewald Lienen und Michael Born sprechen mit dem ehemaligen DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg. Er holt zu Beginn des Gesprächs etwas aus, um das gegenwärtige Geschehen als Ergebnis früherer Entwicklungen zu erklären. Gerade dann steht man vor einem neuen Kausalkettenwirrwarr, das in die Gegenwart hineinwirkt und beim Erhellen des Ganzen Verantwortlichkeiten unkenntlicher macht. Machtkämpfe im Detail zu verstehen zu wollen, ist eigentlich nur was für Fachhistoriker. Ab Minute 27.45


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Trotz Kentsch zu alter psychischer Stärke finden

Der MSV Duisburg kann von Glück sagen, dass morgen im Spiel gegen den Chemnitzer FC der Erfolg der Mannschaft nicht von meinem Torinstinkt oder meinem Abwehrverhalten abhängt. Mal ganz abgesehen von meinen katastrophalen Laktatwerten, viel entscheidender für meine schon jetzt kaum vorhandene Spielstärke ist meine momentane mentale Schwäche. Seit Mittwoch versuche ich vergeblich meinen Kopf wieder frei zu bekommen. Seit Mittwoch spukt mir der Name Roland Kentsch immer wieder durch den Kopf und die Vergangenheit spült brackiges Wasser voller Treibgut über mich.

Dabei hat der MSV Duisburg nur gemacht, was notwendig war – nämlich über den Stand der der gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Geschäftsführer zu informieren. In einer Pressemitteilung teilten die Gremien des MSV Duisburg mit, in diesem Prozess einen anderen Rechtsanwalt mit der Interessensvertretung zu betrauen:

Aus Verantwortung gegenüber den MSV-Gesellschaften, dem MSV Duisburg 02 e.V. und seinen Mitgliedern und Förderern hat die Geschäftsführung der am Prozess beteiligten MSV Duisburg Verwaltungsgesellschaft mbH gemeinsam mit dem Vereinsvorstand entschieden, ihren anwaltlichen Berater auszutauschen.

Die weitere Prozessführung übernimmt Rechtsanwalt Frank Nolte, Partner der Sozietät RWP Rechtsanwälte PartG mbB.

„Herr Rechtsanwalt Nolte ist auch aufgrund seiner aus ähnlichen Verfahren einschlägigen Erfahrungen nach Überzeugung sämtlicher Beteiligten bestens geeignet, den Rechtsstreit für den MSV Duisburg erfolgreich zu gestalten“, verdeutlicht der Vorstandsvorsitzende Ingo Wald.

Schaut man sich auf der Seite der Sozietät ein wenig um, wirkt die Entscheidung auch für den juristischen Laien sofort einsichtig, wenn er liest, was auf einem Vortragsforum von RWP im Sommer/Herbst 2015 zum Thema wird. „Compliance – der Spagat zwischen Geschäftsführung und Haftung?“ heißt es dann, und wir sehen die Kanzlei intensiv mit „Beispielen von Fehlverhalten des Managements“ beschäftigt. Anregungen sollen gegeben werden für „organisatorische Maßnahmen […], um einen normgerechten Ablauf im Unternehmen sicherzustellen“. Zwar ist unser Mann vor Gericht kein Votragsredner, doch wir setzen mal auf den Informationsfluss innerhalb der Kanzlei.

Mit einem Schlag war also alles wieder da, die Nachricht vom Lizenzentzug, das Misstrauen in die Arbeit von Roland Kentsch in der Zeit davor, die Atmosphäre von Eigennutz, Vorwurf und Verbiegen der Wahrheit. Dabei habe ich von Anbeginn der Saison hoffnungsfroh nach vorne gesehen. Doch die Vergangenheit wirkt weiter und bindet Energie. Natürlich sind die Spieler weit entfernt von solchen Fragen, mit denen sich die Vereinsführung weiter beschäftigen muss. Doch ich sehe den Verein als einen Körper und wenn an einer Stelle viel Aufmerksamkeit notwendig ist, hat das selbst an einem weiter entfernten anderen Teil des Körpers Folgen. Diese Folgen sind nicht leicht fassbar, aber es gibt sie.

In dem Moment gefällt mir der Gedanke gut, dass die Mannschaft fast nur aus Spielern besteht, die nach dem Lizenzentzug nach Duisburg kamen. Auch wenn die Vergangenheit wirkt und sie ihr – wie auf der Hauptvesammlung des Vereins – gewahr werden, können sie sich leichter von ihr befreien. Wenn alle dann zudem Widersprüche dieses Lebens so kompromisslos weggrätschen wie Zlatko Janjic im Vorbericht zum Spiel, entwickelt sich Selbstbewusstsein für die spielerische Leichtigkeit. Höre ich etwa Zlatko Janjics Worte zu seiner Trefferquote, mache ich mir um den Erfolg gegen den Chemnitzer FC keine Sorgen: „Eine Marke habe ich mir nicht gesetzt…aber, eh…meine Bestmarke war 15, und die will ich unbedingt bringen dieses Jahr.“

So hoffe ich auf ein weiteres Tor von Zlatko Janjic und werde auf dem Stehplatz mit Unterstützung meiner Stehplatzkameraden zu alter psychischer Stärke zurückfinden. Schließlich wollen auch wir alles notwendige für den Erfolg geben.

Übers Leben nachdenken mit dem MSV Duisburg

Das Leben als Anhänger des MSV Duisburg ist auch deshalb so schön, weil wir mit dem Verein unserer Zuneigung seit etwas mehr als einem Jahr immer wieder tiefere Einsichten über diese Welt im Allgemeinen gewinnen können. Seit gestern lässt sich mit dem anstehenden Streit vor Gericht zwischen dem SV Darmstadt 98 und dem MSV Duisburg trefflich über Gerechtigkeit nachdenken.

Kosta Runjaic konnte nur deshalb im Verlauf der Saison 2013/2014 Trainer beim MSV Duisburg werden, weil der Verein seinem damaligen Arbeitgeber SV Darmstadt 98 eine Ablösesumme zahlte. Sie war mit einer Erfolgsprämie gekoppelt. Nun verklagt der SV Darmstadt 98  den MSV Duisburg wegen der ausgebliebenen Zahlung dieser Erfolgsprämie.  Die Tatsache als solche ist ungangenehmer Alltagskram. So oder so kostet diese Klage Geld. Höhere Kosten entstehen, wenn die  35.000 Euro tatsächlich gezahlt werden müssen; wenn nicht, bleiben doch Anwaltskosten. Hinzu kommt dieser Beiklang, den der Vorgang mit sich bringt, wenn es heißt, der MSV werde verklagt. Im ersten Moment schwingt nicht selten bei der sachlichen Information vom Verklagen das fehlerhafte Verhalten des Beklagten mit – selbst wenn man schon mal gehört hat, dass Gerichte auch dazu da sind, einfache Meinungsverschiedenheiten zu klären. Denn eigentlich geht es um Streit.

Es gibt eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Vertragspartnern, was das Wort „Nichtabstieg“ im konkreten Fall bedeutet. Ist damit alleine die Leistung von Kosta Runjaic bei seiner Arbeit mit der Fußballmanschaft des MSV Duisburg in der Saison 2013/2014 gemeint? Mit ihm erreichte der MSV Duisburg den 11. Platz. Kosta Runjaic stieg mit der Mannschaft des Vereins nicht ab. Bonuszahlung also für den ehemaligen Arbeitgeber. Oder bezieht sich das Wort „Nichtabstieg“ auf das Wirtschaftsunternehmen MSV Duisburg, das bekanntermaßen keine Lizenz für Liga 2 erhielt und daraufhin in Liga 3 abstieg? Ebenso klarer Fall, keine Bonuszahlung.

Ich denke, mit neutralem Blick auf die Ausgangslage wird man beide Seiten verstehen. Beide Seiten haben  je nach Perspektive recht, und wahrscheinlich ist dieser konkrete Fall eines Abstiegs im Vertrag nicht ausdrücklich benannt. Das Gericht wird sich also in das Vertragswerk vertiefen und etwas entscheiden, was niemals in vollständiger Zufriedenheit aller Beteiligten enden kann. Eine Partei wird Abstriche machen müssen, weil etwas geschehen ist, was von den Vertragsparteien nicht bedacht war.

Egal, wie das Urteil also ausfällt, mich kitzelt das Gefühl von Ungerechtigkeit, weil beide Vertragspartner auf gewisse Weise „recht haben“. Denke ich weiter nach, komme ich zu dem Schluss, eigentlich müsste sich der SV Darmstadt 98 einer Klage des MSV Duisburg gegenüber Roland Kentsch anschließen. Bislang deuten die veröffentlichten Informationen darauf hin, dass er der Hauptverantwortliche für die fehlerhaft eingereichten Lizenzunterlagen ist, die zum Zwangsabstieg führten. Ich denke, fragten wir Roland Kentsch, würde er weiter ausholen und auf die Vorgeschichte für den Zeitdruck beim Erstellen der Lizenzunterlagen verweisen und auf die heikle Finanzlage, die er schon bei seinem Arbeitsbeginn als Geschäftsführer vorfand. Die Zeit vor ihm weist Walter Hellmich als Hauptakteur auf. Der wiederum könnte auf das drohende Aus des Vereins verweisen, mit dem er zu tun hatte. Alles hat also eine Vorgeschichte, und schon sind wir beim Nachdenken über Wertungen der Geschichtsschreibung und der Einsicht, dass sich das Gericht im anfänglichen Streitfall aus gutem Grund nur um ein konkretes Vertragswerk kümmern wird.

Im Vorbeigehen werden wir mit dem Streitfall Darmstadt 98 gegen MSV Duisburg aber auch noch auf etwas gestoßen, was zwischenmenschliche Beziehungen verstehen hilft. Denn mit diesem Streitfall lässt sich leicht  erkennen, dass beide Parteien wenig Verantwortung für die mit dem Streit verbundene Unzufriedenheit tragen. Im konkreten Handeln vertreten aber konkrete Menschen die jeweiligen Positionen. Unzufriedenheit, durch Vorwurf und Ablehnung ausgedrückt, gelten diesen Menschen. Unzufriedenheit, die entstanden ist, weil etwas geschah, was niemand der jetzt Beteiligten selbst zu verantworten hat. Schwierig, so ein menschliches Miteinander.

Vizemeistermacher 2. Liga Roland Kentsch

Bevor ich morgen früh das sportliche Wochenende noch Revue passieren lasse, muss ich nach dem 2:0-Sieg des SC Paderborn gegen den SV Sandhausen schon mal eines deutlich sagen: Sollte der Bundesligaaufstieg des Vereins meiner angeheirateten Heimat tatsächlich wahr werden, müssen die Vereinsverantwortlichen in Paderborn bei ihren dann fälligen Jubel- und Dankesworten einen nicht vergessen – Roland Kentsch.

Wäre ich Anhänger von Arminia Bielefeld mit Phantasie und einem Hang zu Verschwörungstheorien, hätte ich nach diesem Tag heute nämlich den Beweis für ein mittelfristig angelegtes Racheprojekt des ehemaligen Geschäftsführeres der Arminia. Einst hoffte man in Bielefeld auf die ausbaufähige Rivalität, um sich gegen den Kleinverein aus der Nachbarstadt stets gut fühlen zu können. Und nun? 3. Liga vs Bundesliga! Da bohrt ein Schmerz. Als Verschwörungstheoretiker würde ich nun darüber nachdenken, ob der Beginn der Geschäftsführertätigkeit von Roland Kentsch in Duisburg in Wahrheit nur einziges Ziel hatte, nämlich dem SC Paderborn zum Aufstieg in die Bundesliga zu verhelfen. Ich dächte darüber nach, ob es Roland Kentschs eigentliches Ziel war, mit der Abgabe der fehlerhaften Lizenzunterlagen das Antreten der Zebras in der 2. Liga endlich einmal zu unterbinden.

Denn welcher Verein hat den Platz vom MSV Duisburg in Liga 2 übernommen? Und welcher Verein gewinnt nahezu immer seine Auswärtsspiele beim SC Paderborn? Antwort A: SV Sandhausen. Antwort B: MSV Duisburg. Teilt die beiden Möglichkeiten mal richtig auf und ihr wisst, welches Spiel der SC Paderborn heute mit Sicherheit nicht gewonnen hätte.  Beweise? Wer die Zahlen sich ansehen will, mit einem Klick weiter hier. Deshalb, liebes Fußballdeutschland, muss heute eines deutlich gesagt werden, Roland Kentsch hat wesentlichen Anteil an dem hoffentlich bald feststehenden überraschenden Aufstieg des SC Paderborn.

 

 

Schlechte Presse auch schon ohne endgültiges Urteil – Causa Kentsch

Es gibt Tage, da nervt das Leben mit seiner fortlaufenden Geschichte einfach nur. Immer wieder hängt einem die Vergangenheit an.  An solchen Tagen sagen manche Menschen abends plötzlich, ich geh‘ noch mal eben zum Kiosk. Um was heutzutage eigentlich zu kaufen? Zigaretten werden es nicht sein. Wer so ein Zeug kauft, ist zu allem fähig. Da könnte so ein Mensch, der aus seinem alten Leben einfach abhauen will, auch gleich sagen: Weißt du was, ich will diesen ganzen Mist nicht mehr. Es ist nichts Persönliches. Nur all dieser alte Kram, der irgendwo immer wieder auftaucht. Schluss! Aus! Damit! Ich muss jemand anderer werden.

Als neuer Mensch hätte man nach einiger Zeit zwar wahrscheinlich wieder ähnliche Probleme an den Hacken, aber die Namen aller beteiligten Personen wären wenigstens andere. Wenn man etwa von Duisburg aus nicht gerade nach Bielefeld abhaute, spielte Roland Kentsch in diesem neuen Leben keine Rolle mehr. Dann interessierte einen seine Routine mit dem Einklagen von Geschäftsführergehältern überhaupt nicht. Dann müsste niemand beim MSV Duisburg bedauert oder kritisiert werden, dass fristlose Kündigungen zumindest im Urkundenverfahren keinen Bestand haben. Man bräuchte nicht den Trost, dass Roland Kentsch vermutlich auf jeden Fall geklagt hätte. Und man müsste nicht überlegen, ob man das Verfahren vollends verloren gibt.  Überschriften und Kommentare zum Prozess verursachten keine schlechte Laune.

Allen, die trotz der schlechten Laune nicht zum Kiosk gehen, sei nun zur Bewertung des Prozesses im MSVPortal die Diskussion zum Thema empfohlen. Vor allem der User Organic beleuchtet hier verständlich und ausführlich den Verfahrenshintergrund, Fehler und Chancen vom MSV und die mögliche Entwicklung im Nachverfahren, das der MSV Duisburg wie geplant anstrengen wird. Die Diskussion ist deshalb so aufschlussreich, weil Organic mehr die  Verteidigungslinie des MSV im Blick hat und Ballaballa etwa sowie zwei, drei andere User eher die Klagevoraussetzungen von Kentsch. Vor dem Prozess hatte Organic speziell Bedeutung und Konsequenz des Urkundenverfahrens erklärt, bei dem keine Zeugen gehört werden, sondern nur Dokumente als Beweismittel zugelassen sind.

Endgültig entschieden ist noch nichts, selbst wenn demnächst das Urteil in diesem Urkundenverfahren gesprochen wird. Doch irritieren widersprüchliche Aussagen auf Seiten des MSV Duisburg. Einerseits heißt es im Kommentar der Rheinischen Post, Udo Kirmse habe nicht gewusst, dass die Kündigung vor Gericht keinen Bestand haben werde. Andererseits heißt es im Berichtsteil, der Anwalt Peter Falk sei von den Aussagen der Richterin nicht überrascht gewesen. Er setze auf das Nachverfahren. Ist das nun einfach ein Problem der Kommunikation mit der Öffentlichkeit, oder zeigt sich darin schon der Ausgang des Verfahrens? Wenn beides zusammen an einem Tag geäußert wurde, sieht es so aus, als ob Udo Kirmse und der Anwalt des MSV sich nicht abstimmen. Was steht dahinter? Vielleicht ein Missverständnis? Vielleicht noch immer Naivität im Umgang mit der Öffentlichkeit? So vieles muss beim MSV Duisburg noch erledigt werden. So vieles, wobei Missverständnisse und öffentliche Meinung eine Rolle spielen. Ich mache mir Sorgen. Nur Erklärungen von Seiten der Verantwortlichen können diese Sorgen lindern. Zum Kiosk gehen, das bleibt nämlich für mich vollkommen uninteressant.

Zwischen Fastelovend und der Fußballnormalität mit Hausverbot sowie Kentsch

Zwei Parallelluniversen begegnen sich in diesen Tagen des Straßenkarnevals jedes Jahr aufs Neue in meinem Leben. Sie bewegen sich in unterschiedlichem Tempo. Wenn in der Karnevalswelt trotz immer wieder neuen Erlebens die Zeit gleichsam still steht, nimmt die Welt des Fußballs ihren normalen Lauf. Die armen Frankfurter mussten sogar gestern Abend richtig arbeiten und sind nicht mal als Entschädigung für die Karnevalsabstinenz eine Runde weitergekommen. Ich hoffe für mich und den MSV, wenn international, dann sofort Champions League. Ein Pflichtspiel am Weiberfastnachtstag entspricht nicht meinen Vorstellungen von einem zufriedenstellenden Leben.

Schon in der Vergangenheit musste ich immer einige Mühe darauf verwenden, mein verdoppeltes Leben als Jeck und MSV-Fan wenigstens zum Spieltag hin mit ihren beiden unterschiedlichen Geschwindigkeiten in Einklang zu bringen. Doch in diesem Jahr überfordert mich die Fülle unterschiedlicher Meldungen zum MSV geradezu. Wie soll ich, dem die Veedels-Feier-Lieder noch im Ohr klingen, sinnvolle Sätze zu gleich zwei bis drei gewichtigen Themen beim MSV Duisburg schreiben? Und da ist das Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden noch gar nicht dabei. Das geht heute nur begrenzt. Karneval bringt auch mich in einen Ausnahmezustand, und  Hausverbote im großen Zusammenhang einzuorden wird mir heute zu viel. Da reicht ein: Gut gemacht, MSV Duisburg! Der Verein reagiert auf die unterschiedlichen Vorfälle am letzten Samstag bei An- und Abreise von MSV-Fans nach Dortmund mit einem deutlichen Zeichen. Zudem wird in der Pressemitteilung das weitere Vorgehen erläutert.

Weil ich online von dem Hausverbot noch nichts gefunden habe, hier die Pressemitteilung vom MSV Duisburg im Wortlaut.

Der MSV Duisburg hat nach den Ausschreitungen sogenannter „Fans“ auf der An- und Abreise zum Auswärtsspiel der Zebras am Samstag, 22. Februar 2014, bei Borussia Dortmund 21 Hausverbote ausgesprochen. Diese Hausverbote gelten vorerst für das Heimspiel des MSV gegen den SV Wehen Wiesbaden am Samstag, 1. März 2014.

„Ob diese Hausverbote danach in bundesweite Stadionverbote ausgeweitet werden, entscheidet der DFB“, erklärte Michael Meier, Sicherheitsbeauftragter des MSV; über Vorfälle auf Reisewegen darf allein der DFB urteilen.

Ob darüber hinaus weitere Randalierer durch Stadionverbote vom MSV fern gehalten werden können, sollen weitere Auswertungen der umfangeichen Videoaufzeichnungen und Unterlagen der Polizei zeigen. Meier: „Wir arbeiten dabei wie in der Vergangenheit eng zusammen!“

Der MSV distanziert sich erneut von allen Personen, die Fußballspiele als Plattform für Gewalt, Rassismus und Diskriminierung nutzen. Der MSV verdeutlicht in seinem Leitbild u.a.: Als Zebrafamilie, mit all unserer Vielfalt, sind wir weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus bekannt. Wir halten zusammen, insbesondere in schweren Zeiten.
Integration wird von uns gelebt. Respekt und Toleranz prägen unseren Umgang miteinander.

Wir fordern erneut alle unsere Anhänger auf, gemeinsam mit dem MSV gegen Gewalt, Diskriminierung und Rassismus aufzutreten und bei und rund um unsere Spiele weiter so fröhlich und begeistert Streifen zu zeigen, wie Duisburg das im vergangenen Sommer gezeigt hat!

Aber das ist noch nicht alles. Kaum feier ich mal Karneval, gibt der Sportjurist Christoph Schickhardt  dem Kicker ein Interview, in dem er auf die Entscheidung des DFB zu sprechen kommt, dem MSV Duisburg keine Spiellizenz für Liga 2 zu erteilen. Er ist der erste, der klar sagt, alleine Roland Kentsch ist verantwortlich für den Entscheid des DFB. Die Finanzen hätten keine Rolle gespielt, formale Fragen hätten geklärt werden müssen.

Nun frage ich mich allerdings, welchen Einblick Christoph Schickhardt in das Verfahren hatte, um diese Einschätzung geben zu können? Wer war im Sommer nochmals Rechtsbeistand vom MSV Duisburg in dem Berufungsverfahren? Suche ich jetzt nicht, und sag im Vorgriff auf Dienstag, der Nubbel ist schuld. Mein juristisches Laienverständnis sieht manche formale Frage eng verknüpft mit dem vorgelegten Finanzplan. Wir erinnern uns an das vertraglich festgehaltene Mitbestimmungsrecht von Walter Hellmich bei der Abberufung des Geschäftsführers. Dass sich diese formale Frage nicht ohne Beschäftigung mit den Finanzen hätte klären lassen, liegt auf der Hand. Was Roland Kentsch natürlich nicht aus der Verantwortung entlässt, sondern nur den Begründungszusammenhang ein wenig komplexer macht. Sprich: Mein Laienverstand sagt, wer auf der sicheren Seite sein will, muss argumentativ nachlegen. Aber Rechtssprechung soll ja für Eindeutigkeit sorgen, und vielleicht brauchen Juristen im Nachhinein nur die Sätze des Vertrags und nicht die dahinter stehende Vorgeschichte, wie es zu den Sätzen kam.

In den Zusammenhang, aber natürlich längst eigenes Thema, gehören die Finanzen beim MSV Duisburg als Voraussetzungen zur DFB-Lizenz für die 3. Liga in der kommenden Saison. Ob eine dieser nötigen Voraussetzungen dann noch Schuldenschnitt heißen wird, sei dahin gestellt. Ohne die erneute Hilfe von Gerald Kassner und Schauinsland Reisen ließ sich jedenfalls das beim Schuldenschnitt aufgetauchte Problem der Gleichbehandlung aller Gläubiger nicht lösen. Schuldenkauf, ist das bei WAZ/NRZ genannte Stichwort. Nächste Woche mehr dazu.

Fußball gespielt wird schließlich auch noch. Gerrit Wegkamp begleitet dieses Mal Karsten Baumann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen SV Wehen Wiesbaden. Wir hören vom Trainer, wieder geht es am Samstag gegen einen Gegner, dessen Konterspiel gefährlich ist. Was schon vor dem Spiel gegen den BVB die Ausgangslage war. In Dortmund hatte der MSV diese Stärke des Gegners einigermaßen kontrollieren können. Mir wäre also auf der PK mal wieder auch ein Wort zur besonderen Gefahrenlage bei Standards lieb gewesen. Einfach für et Hätz un Jeföhl. Für Stimmungen bin ich nämlich momentan noch anfälliger als sonst. Aber seht selbst.

Nun muss ich mich bei so viel Rasanz im Geschehen rund um den MSV Duisburg erstmal wieder aufs Lebenstempo hier vor Ort entschleunigen. Mach ich mit dem dazu passenden Motto-Karnevalspop von Cat Ballou. In dem Sinne noch einmal: „Alaaf!“ und „Helau!“. Wir sehen uns morgen im Stadion. Narrenkappe meines Großvaters wird das nötige Glück bringen. Ich hoffe zudem auf kreative Fankostüme. Den Spielbericht über einen Sieg mit Fotos anzureichern ließe ich mir vor dem Veedelszoch am Karnevalsonntag gefallen.

Schauinsland-Reisen-Chef Gerald Kassner im Interview über den MSV Duisburg

Wer sich bislang schon intensiv mit der Vorgeschichte zur letztjährigen Einreichung der Lizenzunterlagen vom MSV Duisburg beschäftigt hat, erhält nun in einem WAZ/NRZ-Interview mit Gerald Kassner, dem Geschäftsführer von Schauinsland-Reisen die Bestätigung dessen, was Andreas Rüttgers schon früh im MSVPortal informell beschrieb. Roland Kentsch lehnte ein mit Hilfe von Schauinsland-Reisen erstelltes Finanzkonzept ab, mit dem die Zweitligalizenz hätte beantragt werden sollen.  Damit gehört das Interview in die Quellensammlung einer jeden zukünftigen MSV-Geschichte.

Vor dem Lizenzentzug sollen Sie mit einem Geldkoffer mit 6 Mio Euro und einem neuen Konzept im Arena-Foyer gesessen haben, der Vorstand das Angebot aber abgelehnt haben. Was war da los?

Kassner: Zunächst einmal: Ich bin nicht jemand, der mit einem Koffer voller Geld irgendwo hingeht. Richtig ist, dass wir ein tragfähiges Konzept und eine gangbare Lösung angeboten haben. Das ist nicht angenommen worden. Ich denke, da waren einfach die falschen Leute am Werk.

Darüber hinaus lohnt sich der Klick weiter zur  Online-Seite, auf der der MSV Duisburg im Interview zum Thema wird. Denn in Gerald Kassners weiteren Worte zum Engagement von Schauinsland-Reisen beim MSV Duisburg wird gleichzeitig sein Vertrauen in die derzeit handelnden Personen beim MSV Duisburg deutlich. Etwas für die gute Stimmung mit Blick auf den nächsten Lizenzierungs-Termin, der schon bald ansteht. Das Interview mit Anmerkungen zur Firmenpolitik und zum Wirtschaftsstandort Duisburg beginnt mit einem Klick weiter hier.

Anhaltende Bedrückung während der zweiten Hängepartie

Gut, dass wir Menschen so verschiedene Persönlichkeiten haben. Gut, dass schon jetzt viele MSV-Fans wieder voller Tatendrang nach vorne sehen. Sie helfen mit, die Stimmung der letzten drei Wochen als anhaltendes MSV-Gefühl zu stabilisieren. Sie helfen mir mit ihren Worten. Mir gelingt es im Moment nämlich nur beim Lesen von Fan-Kommentaren im Netz, den Blick nach vorne zu werfen. Ich halte mich an die Tatkraft der Menschen, die schon jetzt nach hoffnungsvollen Zeichen für das Morgen Ausschau halten oder bereits wieder Fan-Aktionen planen. Ich staune über die eigene Niedergeschlagenheit. Das hatte ich so nicht erwartet.

Drei Wochen hatte ich mit euch allen Zeit, mir das sehr wahrscheinliche Ergebnis des Schiedsgerichtsverfahrens vorzustellen. Die dritte Liga tauchte als annehmbare Vorstellung in Gesprächen immer wieder auf. Dennoch bringt die Wirklichkeit dann natürlich Trauer und Niedergeschlagenheit mit sich. Das ging allen so, mit denen ich sprach. Wir hatten eben diese winzige Hoffnung nie aufgegeben, die Lizenz wider aller Erwartung doch noch zu erhalten. So eine Hoffnung ist in uns Menschen das Leben an sich, das nie etwas anderes kennt als das Weiterleben. Es ist das geistige Abbild des Grundprinzips der Natur. Als diese winzige Hoffnung enttäuscht wurde, fühlten wir den Tod. Für diesen einen Tag der Urteilsverkündung rätselte ich nicht über diese Gefühle. Dass diese Niedergeschlagenheit aber anhielt, überraschte mich gestern.

Mit einem Mal begriff ich dann, was sich als Wehmut und Traurigkeit bemerkbar machte. Verursacht wurden die Gefühle nicht durch die bestätigte Lizenzverweigerung. Das war ein Abschiedsschmerz, weil die Mannschaft des MSV Duisburg auseinander fällt. In diesen drei ereignisreichen letzten Wochen war mir aus dem Blick geraten, wie sehr ich mich auf die Spiele dieser Mannschaft in der kommenden Saison gefreut hatte. Diese Mannschaft hatte unter Kosta Runjaic in der letzten Saison eine solch eindrucksvolle Entwicklung genommen, dass ihre letzten Spiele ein Versprechen für die Zukunft waren. Kosta Runjaic war etwas gelungen, was lange Zeit kein Trainer beim MSV Duisburg für sich in Anspruch hatte nehmen können. Er verhalf den Spielern zur Möglichkeit, als Teil der Mannschaft besser zu werden, als es von ihrer spielerischen Veranlagung her zu erwarten war. Dieser Mannschaft war anzumerken, sie besaß eine von einzelnen Spielern unabhängig funktionierende Grundstruktur. Sie wirkte gefestigt. Die Stimmung in der Mannschaft und auf den Rängen verstärkte sich immer wieder gegenseitig. Innerhalb von Monaten war etwas gewachsen, dem nun die Grundlage entzogen war.

Ich hatte eine Saison lang den Spielern dieser Mannschaft dabei zugesehen, wie sie zusammenfanden. Ich mag die Spieler dieser Mannschaft. Und ich werde  ganz in alter Trainertradition keinen Namen nennen, weil mir jeder Spieler auf seine eigene Weise wichtig war. Von einem großen Teil dieser Spieler müssen wir Abschied nehmen. Daran hatte ich in den letzten drei Wochen nie gedacht. Meine gedankliche Beschäftigung vor dem Schiedsgerichtsverfahren galt dem Verein MSV Duisburg. Die Fan-Aktionen waren ein Zeichen für das große Ganze und nicht für Personen. Außerdem ergriff mich immer wieder der Ärger über das Versagen von Roland Kentsch als Nebenwirkung des weiterhin bestehenden Einflusses von Walter Hellmich. Gott sei Dank  wurde ich abgelenkt durch Ärger über manchen Artikel aus lokaler Journalistentastatur. Zwischen Ärger und eindrucksvollem Bekenntnis zum MSV blieb wenig Platz für konkrete sportliche Belange.

Nun ist wirklich geworden, was zu erwarten war und Spieler verlassen den Verein.  Was für unfassbar unnötiger Abschied. Was für ein unfassbar unnötiger Abschiedsschmerz. Was für ein Versagen von Roland Kentsch! Dieses Versagen war eine Nebenwirkung des weiter vorhandenen Einflusses von Walter Hellmich! Ich hoffe, diese Worte waren ein letzter Blick zurück. Ich hoffe, von nun an werde auch ich während dieser nächsten Hängepartie nach vorne blicken können.

Der Kommentar – Ein Vorstand ergreift die Chance zur richtigen Entscheidung!

Normalerweise neige ich nicht zu starken Worten, wenn mein Wissen über ein Geschehen zu ungenau ist. Doch heute morgen hatte ich das Gefühl, es braucht trotz all der Dinge beim MSV Duisburg, die wir nur in Andeutungen und Gerüchten mitbekommen, und all dem, was nicht schwarz und weiß  ist, sondern verdammt grau, trotz all dem also muss ich eine starke Meinung formulieren. Allein der Gerechtigkeit halber. Denn Ralf Birkhan hat in der WAZ ebenfalls eine starke Meinung. So eine Meinung braucht ein Gegengewicht, weil die WAZ immer noch für viele Bewohner des Potts meinungsbildend ist. Ich maße mir nicht an, so viele Leser zu ereichen wie Ralf Birkhan, aber vielleicht erzählt ihr diese meine andere Sicht einfach weiter, damit das Schwarz von Ralf Birkhan wieder grauer wird durch das Weiß, das durch meine Meinung hinzukommt. Ralf Birkhans Urteil über die Arbeit des derzeitigen Vorstands halte ich nämlich für ungerecht. Deshalb habe ich mich zu einem starken Contra-Kommentar entschlossen. Mit deutlicher Parteinahme für den Vorstand. Übrigens bin ich ebenfalls der Meinung, im Grunde hätte nur ein Redakteur der Wirtschaft nach langem Einarbeiten in die Materie MSV Duisburg KGaA den Kommentar zur Personalentscheidung schreiben können.

Während die Profis auf dem Rasen ihre Arbeit erst aufnehmen,  befinden sich die Profis auf der Vorstandsebene schon in beachtenswerter Höchstform.

Gestern wurde der Geschäftsführer des MSV Duisburg Roland Kentsch entlassen. Zudem verließen den Aufsichtsrats der KGaA, dem Wirtschaftsunternehmen MSV Duisburg, jene Mitglieder, die die Interessen von Walter Hellmich besonders im Auge haben dürften. Es war nur eine Frage der Zeit, wann  Roland Kentsch von seinen Aufgaben hätte entbunden werden müssen. Es liegt aber auch auf der Hand, dass diese Entscheidung eng verknüpft ist mit den Möglichkeiten der Einflussnahme von Walter Hellmich. Von Walter Hellmich wurde Roland Kentsch angestellt, und neulich machten noch Spekulationen die Runde, Walter Hellmich hätte seine fortwährende Kreditgewährleistung davon abhängig gemacht, bei der Besetzung des Geschäftsführerpostens mitzureden.

Nun, da die öffentliche Meinung auf den Erhalt des Vereins MSV Duisburg sich konzentriert und nicht der Erhalt der Zweitligalizenz im Vordergrund steht, konnte der Vorstand endlich handeln. Erst die existenzbedrohende Krise schuf all die Handlungsfreiräume, die Udo Kirmse und seine Vorstandskollegen nun klug nutzen. Die Krise wird zur Chance, um die Einheit im Verein herzustellen, von der Andreas Rüttgers bei seinem Amtsantritt noch nur hatte träumen können. Die Krise verhilft diesem Vorstand erst zu jener Macht, die nötig ist, um die Einheit herzustellen.

Diesen Männern beim MSV Duisburg waren noch während des Lizenzierungsverfahrens die Hände gebunden, weil Walter Hellmich auf seine vertraglich zugesicherten Forderungen bestand. Der Zeitdruck in diesem Verfahren machte jegliche grundsätzliche Entscheidungen unmöglich. Und noch einmal: Roland Kentsch vorher zu entlassen, war wahrscheinlich unmöglich, weil Walter Hellmichs Mitarbeit im Lizenzierungsverfahren notwendig war. Wir träumen alle immer von hartem Durchgreifen und klare Kante zeigen. Das richtige Leben ist nicht danach. Besonders wenn es um die komplexen Finanzkonstrukte in einem Wirtschaftsunternehmen geht.

Wir können alle spekulieren, ob diese Entlassung irgendeinen Einfluss auf das weitere Lizenzierungsverfahren hat. Für manche ist das ein netter Zeitvertreib. Wissen können wir das nicht. Was wir aber wissen können: Dieser Vorstand verhilft dem MSV Duisburg zu einer Zukunft, die durch seine Fans getragen wird. Dieser Vorstand hat den richtigen Zeitpunkt für diese unumgängliche Entscheidung gesehen und gehandelt. Dieser Vorstand zeigt sich als Herr des Geschehens. Für den Ruf des MSV Duisburg und seine Außendarstellung sind im Moment ohnehin vor allem die Fans zuständig. Der Vorstand aber hat gestern seinen Teil für den guten Ruf des MSV Duisburg hinzugetan.

Nun dürfen auch schlechte Nachrichten über Walter Hellmich berichtet werden

Manchmal erinnert mich Walter Hellmich an einen Politiker im freien Fall. Seitdem der MSV Duisburg durch die DFL keine Lizenz für die Zweite Liga erhalten hat, darf über ihn alles geschrieben werden, was schon lange bekannt ist und noch mehr. Das ist der klassische Verlauf eines Polit-Skandals. Politiker werden nicht durch Fehler angreifbar, sondern dann wenn sie in der eigenen Partei ihre Machtbasis verlieren. Es ist lange her, dass ich einen Text gelesen habe über genau diese Strukturen der Politik. Ich weiß nicht mal mehr, ob nicht sogar eine wissenschaftliche Arbeit die Grundlage für den Text war. Nun kommt er mir wieder in den Sinn.

Seit Jahren wurde die Rolle von Walter Hellmich beim MSV Duisburg von vielen Menschen kritisch gesehen. Der erste Beitrag im MSVPortal in dem damals – so erinnere ich mich – verschobenen Thread zur wirtschaftlichen Lage des MSV Duisburg datiert vom 11. 6. 2009. Schon zuvor hatte die Diskussion aber in einem anderen, schon länger bestehenden Thread Fahrt aufgenommen. Ich stelle das einfach nur fest als einen Beleg dafür, wie unsere Gesellschaft funktioniert. Öffentlich bekannt wurde davon nämlich so gut wie nichts, geschweige denn dass diese Kritik an der Geschäftsführung von Walter Hellmich beim MSV Duisburg Konsequenzen hatte. Nun ist alles anders geworden. Ich vermute, immer mehr Entscheider in Duisburg waren von Walter Hellmich abgerückt. Immer mehr Fäden im lokalen Machtnetz von Walter Hellmich müssen in den letzten Wochen zerrissen  sein. In den hektischen Tagen vor der Abgabe der Bilanzunterlagen hat er wahrscheinlich mit der Ablehnung einer grundsätzlichen Lösung für die zu hohe Stadionmiete den Bogen überspannt.

Vor der Bekanntgabe der DFL-Entscheidung war dieser Fall von Walter Hellmich noch nicht absehbar.  Noch war nicht klar, wie die Zukunft aussehen würde, deshalb war auch nicht ganz eindeutig zu sagen, wer welches Interesse daran hatte, den von Walter Hellmich an Roland Kentsch adressierten Brief in die Öffentlichkeit zu bringen. Dieser Brief erschien am 25.5. zunächst in der Reviersport. Er zeigte Walter Hellmich als wütenden Menschen, der die Realität sehr verzerrt wahrnimmt. Der Inhalt widersprach der Beschreibung jenes Geschehens beim MSV Duisburg in den letzten Monaten, das von immer mehr Menschen als wahr angesehen wurde. Dennoch konnte immer noch spekuliert werden, ob hinter der Veröffentlichung nicht doch Walter Hellmich selbst stecken könnte. Die begleitende Berichterstattung in der Reviersport blieb nämlich neutral bis wohlwollend. Deshalb war es einen Tag lang unklar, wem die Veröffentlichung nutzen würde.

Dirk Retzlaff bezog am 26. Mai aber für die WAZ/NRZ eine eindeutige Position gegen den neuerlichen Machtzuwachs von Walter Hellmich beim MSV Duisburg. Der breiteren Öffentlichkeit wurde so eine starke Stimme contra Hellmich angeboten. Von nun an wurden immer mehr Details aus den Verhandlungen vor dem Abgabetermin bekannt. Heute wird bei WAZ/NRZ sogar der Hellmich-Kredit vom Dezember als eine Art Vergabe durch Knebelvertrag enthüllt. Ohne seine Zustimmung keine andere Besetzung des Geschäftsführers. Frage ich mich natürlich, war das eine Geheimklausel oder hat das die DFL seinerzeit durchgewunken. Und sind die zusätzlichen zwei Aufsichtsratssitze, die Walter Hellmich für seinen gegenwärtigen Kredit als Gegenleistung wollte, nun zwei Tropfen, die ein Fass zum Überlaufen brachten? Und ich erinnere mich, wie sehr wurde über genau diese Frage, der Besetzung des Aufsichtsrats, diskutiert, als es um die Änderung der Vereinssatzung ging. Damals hieß das Argument,es sei eine legitime Forderung von Investoren mitbestimmen zu wollen. Ich seufze.

Ich weiß gar nicht genau, warum ich das alles aufschreibe. Das hat natürlich mit der Beschreibung der historischen Wahrheit zu tun. Das stimmt mich zufriedener, denn es geht auch um das Bearbeiten von unangenehmen Gefühlen.Von der Zebra-Herde gibt es übrigens  eine zusammenfassende Darstellung des Geschehens rund um den MSV Duisburg – Mit einem Klick weiter hier. Auch dort wird versucht, historische Wahrheit festzuhalten. Menschen gehen sehr unterschiedlich mit den traurigen Erfahrungen in ihrem Leben um. Mich würde es zerreißen, mir über die Entscheidung des Schiedsgerichts Gedanken zu machen. Ich habe keinen Einfluss auf diese Entscheidung, also will ich nur die Nachricht hören. Ich entwerfe aber Bilder für mich, wie es im schlechtesten Fall weitergehen kann.  So halte ich das Warten aus. Dazu gehört so ein Schreiben über nicht wirklich neue Dinge, so ein Festhalten, so ein Erinnern, ach, so war das und dann erst lässt sich das vergessen. Dann sehe ich nach vorne. Dann sehe ich diese so beeindruckende Gemeinschaftlichkeit, die der MSV Duisburg bewirkt. Dann sehe ich darin die Chance auf einen Neuanfang, wenn dann doch die Nachricht kommt, die sehr wahrscheinlich ist. Dann weiß ich als Realist, so eine Stimmung wird sich nicht immer halten ohne sportlichen Erfolg. Wir Fans legen dafür aber gerade eine gute Grundlage.


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