Das Auswärtsspiel des MSV Duisburg gegen den SV Wacker Burghausen war zwar erst die zweite Begegnung der neuen Saison, aber eines wage ich jetzt schon zu behaupten. Die Spieler vom MSV der Saison 2013/2014 werden in der Historie des Vereins einen herausragenden Platz einnehmen. Diese Spieler wiederholen gerade, was schon durch die Verantwortlichen und Anhänger des MSV Duisburg in den Wochen nach dem Zweitligaentzug gelebt wurde. Diese Spieler sind innerhalb kürzester Zeit zusammengerückt und geben alles, um erfolgreich zu sein.
Da sitze ich vor dem Life-Stream und spüre die HItze in Burghausen förmlich im eigenen Raum, weil von Anfang die Spieler diesen schmalen Grat suchen zwischen dem Einteilen der Kräfte und dem unbedingten Einsatz. Das hat dem Spiel der Zebras im Vergleich mit der Auftaktbegegnung gegen Heidenheim gut getan. Beim Kampf um den Ball gab es keine aussichtslosen Todesgrätschen mehr, die mich den Schiedsrichtergriff zur roten Karte befürchten ließen. Zu sehen war eine robuste Spielweise, die den Burghausenern allmählich den Schneid abkaufte. Zu sehen war aber auch, wie sehr die Spieler an ihre Leistungsgrenzen gingen. Sascha Dum hat sich nach seinem Magen-Darm-Infekt auf eine Weise verausgabt, die bei der Auswechslung stützende Hilfe notwendig machte. Was für ein Einsatz und wieder, was für eine gute Leistung auf der für ihn ungewohnten Verteidigerposition. Wenn ich auf ihn besonders hinweise, dann wegen der besonderen Ausgangslage für ihn. Es gibt keinen Spieler in der Mannschaft, der nicht bis an die Schmerzensgrenze mitzieht.
Das war die Grundlage für den 2:0-Sieg. Schon im zweiten Spiel schafft sich die Mannschaft ein Erfolgserlebnis, das zudem ohne Branimir Bajic, ohne Kevin Wolze und ohne Tanju Öztürk errungen wurde. Und auch darauf muss man hinweisen: wie in der zweiten Halbzeit Maximilian Güll und Julien Rybacki, wenn auch kurz, ins Spiel fanden. Vorher schon hatte ab der 63. Minute Athanasios Tsourakis sein wirbelndes Sturmlaufen begonnen. Für jede Defensive ist sein Spiel schwer auszurechnen. Gleichzeitig behält er den Blick für die Mitspieler. Doch schon in der ersten Halbzeit war eine allmählich funktionierende Offensive zu sehen, in der es oft nur am letzten Pass in Nähe der Strafraumgrenze haperte. Dem Pass, der über die Torgefahr entscheidet. Mit dieser Schwierigkeit ist der MSV nicht alleine, weder in dieser Liga, noch in Liga 2. Allerdings sehe ich Spieler, denen in Zukunft auch dieser letzte Pass gelingen kann.
Burghausen drang in der ersten Halbzeit auch nicht erfolgreich in den Strafraum ein. Jede Standardsituation verspricht in so einem Spiel dann die Torgefahr. Es sah nach einstudierter Eckballvariante aus, als Markus Bollmann kurz vor der Pause der Kopfball zur 1:0-Führung gelang. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigte sich die Defensive bei dem stärker werdenden Druck der Burghauser immer anfälliger. Zwei-, dreimal zeigten die Burghausener Spieler, dass Abschlussstärke nicht zu den großen Qualitäten der Mannschaft gehört. Da hieß es jeweils tief durchatmen. Ganz zu schweigen von dem Schreck als der vermeintliche Ausgleich fiel und die meisten von uns wohl die Abseitsentscheidung nicht als zwingend angesehen haben. Was war das für eine Achterbahnfahrt der Gefühle in dieser Minute. Zuvor schon überwog bei mir die Sorge vor dem möglichen Ausgleich gegenüber der Hoffnung auf ein zweites Tor. Und dann war da das Erkennen, jetzt wird es schon wieder eng für den MSV, gefolgt von der Enttäuschung über den vermeintlichen Ausgleich. Mit Verzögerung nahm ich die Abseitsentscheidung wahr, Erleichterung stellte sich ein, während schon der Angriff in die andere Richtung lief, den Kingsley Onuegbu so nervenstark zum zweiten Tor des MSV abschloss. Die Erleichterung schlug direkt in den Jubel um. Für bangendes Hoffen war keine Zeit mehr geblieben. Der „King“ gehört sicher nicht zu den schnellsten Stürmern. Das war schon ohne Hitze im Spiel gegen Heidenheim zu sehen. Er besitzt aber ein gutes Gespür für mögliche Laufwege, seine Ballannahme gegen verteidigende Spieler ist überragend und wenn es nicht mehr als zwei Gegenspieler werden, behält er den Ball danach auch meist sicher.
Besonders gefallen hat mir außerdem, dass die Flankenläufe von Phil Ofosu-Ayeh in diesem Spiel nicht mehr so vergeblich waren wie gegen Heidenheim. Schon nach einer Woche findet er nun im vorderen Drittel des Spielfeldes einen Mitspieler zum Anspiel. Da findet sich die Offensive auf seiner Seit, um dauerhaft gefährlich zu werden. Und wenn ich nun bei Phil Ofosu-Ayeh angekommen bin, so ist es Zeit einmal über Spitz- und Künstlernamen zu sprechen. Spielten beim MSV Duisburg jemals so viele Spieler auf einmal in einer Mannschaft, deren Namen von uns Zuschauern auf den Rängen nicht gerade einfach begeistert zu rufen sind? Da liegen zusätzliche Aufgaben für die Mannschaft, wenn sich nicht auf den Rängen selbst der ein oder andere spontan entstehende Vorschlag durchsetzt.
Den zusammenfassenden Spielbericht gibt es mit einem Klick weiter beim Bayerischen Fernsehen.
1 Antwort to “Nach Hitzesieg wird’s Zeit für Spitz- und Künstlernamen”