Jede Aufgabe erledigen

Wann ich das letzte Mal bei einem Spiel des MSV Duisburg derart geschimpft habe, weiß ich schon gar nicht mehr. Was nichts mit der Leistung der Zebras zu tun hat sondern mit den technischen Bedingungen, die das Spiel für mich zum Fotoroman mit kurzen Videosequenzen machten. Dabei hatte ich mich nach dem reibungslos anzusehenden Spiel gegen Burghausen doch sehr auf den Nachmittag gefreut. Doch mein dilletierendes IT-Fricklerdasein wurde mir dann vor Augen geführt, weil ich nicht mal wusste, ob meine technische Ausstattung oder zu viele MSV-Fans an PCs für meine schlechte Laune verantwortlich waren. Letzteres hätte mich ja mit dem Leben versöhnt, zumal ich den Sprint von Kingsley Onuegbu auf das Tor von RB Leipzig bis zum Torschuss habe sehen können. Kein Standfoto als Cliffhanger mit Onuegbu an der Strafraumgrenze in eingefrorener Dynamik sondern Jubel dort und hier.

Ob diese Führung überraschend kam? Ich kann das nicht vollends beurteilen, sondern muss die eigene Meinung mit Spielberichten, mancher Einschätzung im MSVPortal oder etwa Ludger Conrads kurzen Ausführungen im Blog abgleichen. Überraschend scheint mir danach nicht das passende Wort zu sein, weil diese Mannschaft konsequent verteidigte und in diesem Spiel unbedingt mithalten wollte, auch wenn es an spielerischen Mitteln dieses Mal etwas haperte. Dieser Treffer war nicht zwangsläufig, aber er war immer möglich. Was für RB Leipzig natürlich ebenfalls galt, dort aber offensichtlicher war.

Für mich beruht das Ganze auf der psychischen Dynamik, die sich aus den unterschiedlichen Ausganngslagen in beiden Vereinen ergab. Die Mannschaft des MSV Duisburg weiß natürlich einerseits inzwischen um ihre Stärken, andererseits vermute ich wegen des schnellen Zusammenfindens des Kaders  immer noch Unsicherheit im Vergleich mit den stärksten Mannschaften der 3. Liga. Der MSV Duisburg muss sich den Glauben an die eigenen Qualitäten weiter noch erspielen. Dieser Glaube ist das, was der Mannschaft von RB Leipzig schon zugeschrieben wurde und was ihr vielleicht einen leichten Vorteil in der psychischen Verfasstheit bei Spielbeginn mitgab. Deshalb liegt mein Augenmerk vor allem auf dem sofort bemerkbaren Willen der Zebras am Spiel teil zu haben. Ich sehe zwar auch die offenen Türen für den Zweifel, ob gegen die Mannschaft mit mehr Geld mitgehalten werden kann. In diese offenen Türen wurde aber allenfalls mal kurz reingeschaut. Hineingegangen ist da niemand. Das ist der Wert dieses Unentschiedens. Es ist weniger der Punkt als der weiter wachsende Glaube an die eigenen Stärken.

Hätte man mir vor dem Spiel das 1:1-Unentschieden als Ergebnis angeboten, ich hätte angenommen und wäre zufrieden gewesen. Dummerweise lief das Online-Bild gerade gegen Ende der zweiten Halbzeit immer wieder für längere Zeit flüssig. Dummerweise war das die Zeit, als sich dem MSV zwei Chancen auf eine erneute Führung boten. Einmal stand Pierre De Wit sehr knapp im Abseits, das andere Mal ging ein recht freier Schuss in günstiger Position von ihm dann doch recht deutlich am Tor vorbei. So kitzelt mich leise Enttäuschung, obwohl gerade im Spielbericht der Rheinischen Post deutlich wird, dass der Punkt angesichts der Leistung zufrieden stimmen sollte. Was mich leise kitzelt, muss bei Karsten Baumann und Ivo Grlic wohl mehr ein Bohren sein. So richtig hat es nicht geklappt, was sie sich für dieses Spiel erhofft haben.

Was dann doch auf höhere Ziele für die weitere Saison schließen lässt. Auf mich wirkt es etwas kurios, wie sich im Nachhinein die öffentlich wahrnehmbaren Kräfteverhältnisse umgedreht haben. In den Vorberichten war stets von RB Leipzig als dem Verein mit den hohen Zielen geschrieben worden, die Saisonziele des MSV Duisburg blieben in dem Zusammenhang farblos und unbestimmt. Nach dem Spiel haben sich die Gewichte verschoben, und wenn man den Anfang des Spielberichts im Kicker liest, weiß man schon nicht mehr sicher, welcher Verein nun oben mitspielen möchte und welcher Verein erst einmal gucken wollte, wie sich die erste Hälfte der Saison entwickelt: „Der Aufsteiger ist damit weiter ungeschlagen und als Tabellensiebter durchaus zufrieden. Der direkte Nachbar im Klassement verpasste mit dem ersten Remis der Saison den dritten Sieg in Folge.“ Durch diese Gegenüberstellung von Zufriedenheit und Verpassen eines Sieges verschiebt sich die Enttäuschung über das Unentschieden hin zur Duisburger Seite. Auch wenn das als Aussage wohl nicht beabsichtigt gewesen ist, dass so ein Gefühl der Enttäuschung überhaupt ein Thema ist, lässt einiges für den weiteren Saisonverlauf erhoffen.

Nachgetragen:  Ausführlich, detailliert und nachvollziehbar aus Leipziger Sicht der Rotebrauseblogger mit seinem Spielbericht und einem „Lichtblick“ punkto Zebra-Fans.

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